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Adamy, Rudolf
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Oberhessen: Kreis Friedberg — Darmstadt, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.18723#0184
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ILBENSTADT

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lässt. Leider ist gerade
dieser Th eii der Kirche
durch einenothwendig
gewesene Wiederher-
stehungin neuerer Zeit
sehr stark entsteht und
in einzelnen Stücken
seines Formcharakters
beraubt worden.
Die mit einem
neuen Gewölbe über-
deckte Vorhalle öffnet
sich an der Westseite
mit zwei rundbogigen
Arkaden, die in der
Mitte von neuen ge-
kuppelten , in ihrer
gebauchten Gestalt mit
dem Stile des Ge-
bäudes nicht in Einklang stehenden Säulen getragen werden. Die rechteckige Halle selbst
wird von den Mauern der Thürme und der Westseite des Mittelschiffes umschlossen. Je
2 Blendarkaden, die an der Nordseite auf schlichten, an der Süd- und Ostseite auf orna-
mentirtenKapitälen der Mauerpfeiler ruhen, beleben die seitlichen Flächen. Ein Sockel
mit attischer Basis umzieht im Innern die Halle und setzt sich um die westlichen
Pfeiler und die Aussenseiten der Thürme fort. Während wir nun hier an den
Quadern die im Innern angewendete Technik des Schlagrandes und in den Würfel-
und den aus Wulst und Karnies zusammengesetzten Kapitalen der Pfeiler an der
Nordseite die uns aus dem Innern der Kirche bekannte Form wieder finden,
treten andererseits an den Kapitalen der Südseite doch Einflüsse hervor, welche
auf eine ernstere architektonische Auffassung und Schulung ihrer Schöpfer schliessen
lassen. Wir stossen nämlich hier auf korinthisirende Kapitale mit Akanthus-
blättern und Vogelfiguren, wie das 12. Jahrhundert sie mehrfach geschaffen hat,
und zwar sind das Kapital des mittleren Arkadenpfeilers (Fig. 91), ein Kompositkapitäl,
und die Vogelgestalten (Fig. 90) den entsprechenden Formen an der südlichen Durch-
gangshalle des Ostchores am Mainzer Dome so nahe verwandt, dass ein Zweifel über nahe
Beziehungen dieser beiden Werke mittelalterlicher Steinmetzkunst nicht aufkommen
kann. *) Findet sich doch an ihren korinthisirenden Kapitalen sogar dieselbe
eigenthümliche Anordnung des umgekehrten Eierstabes. Der vordere Pfeiler der-
selben Seite (Fig. 92) zeigt wieder romanisches Rankenwerk mit einer männlichen
Figur, wie wir es ähnlich an den Pfeilern der Vierung angetroffen haben. Eine
Erhärtung erfährt übrigens jene Beziehung noch dadurch, dass der oben in Figur
88 abgebildete Centaur ein Seitenstück in dem Centaur des genannten Mainzer



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