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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0019
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AMT BUCHEN.

Stellungen aufzufassen, welchen in den einzelnen Gebieten je nach Bedürfniss von Seiten
der rückwärts stehenden Legionen leicht und rasch entsprechende Verstärkung zugeführt
werden konnte.

Während früher das römische Reich für Einrichtungen zur Grenzbefestigung nach
aussen überhaupt kein Bedürfniss zeigte, da zu mächtig erscheinende Nachbarstaaten
unterjocht oder doch in halbe Unterthänigkeit gebracht zu werden pflegten, so galt
später für die Friedenspolitik der Kaiserzeit der Grundsatz, dass sich hinfort das Reich
nicht mehr erweitern dürfe. Daraus ergab sich aber die Nothwendigkeit thunlich voll-
ständiger Abschliessung der Grenzen nach aussen; man stand nicht nur militärisch
beständig zur Abwehr bereit, sondern man hemmte soviel wie möglich überhaupt jeden
Verkehr, durch strenge Zollgrenzen auch den des Handels, mit den Nachbarländern.

In unseren Gegenden waren die letzteren von barbarischen, in politisch ungeord-
neten Zuständen lebenden Völkerschaften bewohnt. Ihnen gegenüber sollte die Reichs-
grenze als eine unüberschreitbare sichtbar vor Augen gestellt werden, und dies war ein
erster unmittelbarer Zweck der Limes-Linien. Dazu ermöglichten dieselben eine strenge
Regelung des Fremdenverkehrs durch beständige Bewachung der Grenze, ferner die
sichere Erhebung des Zolls und die Verhinderung des Schmuggels, endlich die Abwehr
etwaiger räuberischer Einfälle. Desshalb erhoben sich an den die Grenze durchquerenden
Flüssen oder Strassen als Sperrforts die Kastelle, und die zugehörigen, gleichfalls öfter
an alten Strassen errichteten Wachthürme Hessen ein Signalisiren zu, durch welches an
bedrohten Punkten rasch die nöthige Unterstützung zu erlangen war.

Die Frage nach der Entstehungszeit der Limes-Linien ist eine ver-
wickeitere geworden, seit man sich überzeugt hat, dass in verschiedenen Zeitperioden
unter verschiedenen römischen Kaisern an ihnen ergänzend und erneuernd gearbeitet
worden ist. Als Resultat der Forschungen der Reichs-Limes-Kommission ergibt sich bis
jetzt ungefähr das Folgende:

Die ersten Limes-Anlagen fallen unter Domitian (81 bis 96) nach Beendigung des
Chattenkriegs (83 n. Chr.). Vom Rhein ab um die Wetterau entstand damals in der
Ebene eine Reihe grösserer Kastelle, während über das Gebirge der Palissaden-Zaun,
mit Holzthürmen und kleineren Erdkastellen bewehrt, dem Terrain ange-
passt sich wohl schon bis an den Main hin zog. Wahrscheinlich war um dieselbe Zeit
auch die rätische Donaugrenze schon durch eine ähnliche Linie bewehrt. Es folgte
darauf unterTrajan (98bisn7) die Odenwald-Neckarlinie, welche aus Palissaden,
Holzthürmen mit Steinfundament und aus steinummauerten Kastellen (darunter
das westl. Kastell von Neckarburken) bestand und unter Antoninus Pius (138 bis 161)
weitere Verstärkung durch kleine Zwischenkastelle (bei Robern, Trienz, Neckar-
burken östl. Kastell) und ganz aus Stein erbaute Thürme erfuhr.

Nach der Zeit Trajans, unter Hadrian (117 bis 138) oder unter Antoninus Pius,
rückte man südlich vom Main die Grenze weiter gegen Osten hinaus und baute rück-
sichtslos geradlinig auf dem kürzesten Weg die jetzt im Besondern als römischer Grenzwall
bezeichnete Linie von Miltenberg über Walldürn und Osterburken nach
Lorch mit Palissaden, Steinkastellen und Steinthürmen. Als dann die
Gefahr von Seiten der eindringenden germanischen Schaaren dringender wurde, verstärkte
man nach Antoninus Pius im Anfang des III. Jhs., um den Verkehr deutlich nur auf
gegebene Hauptwege zu beschränken, auch diese Linie noch durch denWall und den
 
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