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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0018

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Ausland zu fuhren und solche, welche die Kastelle untereinander und mit den grossen
linksrheinischen Legionslagern in Mainz und Strassburg, sowie mit den Auxiliarkastellen
rechts von der Donau und dem Legionslager in Regensburg verbanden. Sie dienten
dem Aufmarsch der Truppen und waren hiezu da und dort durch Etappen-Kastelle
geschützt, oder sie vermittelten deren Verpflegung, welche durch die zahlreichen im
Gelände zerstreuten und zum Theil jetzt noch festzustellenden landwirthschaftlichen
Villen und sonstigen Baulichkeiten ermöglicht worden sein muss. Für den Badischen
Antheil am Limes sind bis jetzt sicher festgestellt (s. vorstehende Karte des Badischen
Antheils am Limes auf S. 7):

1) eine steingestückte Militärstrasse von durchschnittlich 5 m Breite (Kolonnen-
weg) längs der Odenwald-Neckarlinie zur Verbindung der Kastelle und Wach-
fhürme untereinander. Sie verläuft von der hessischen Grenze bei Hesselbach über
Schlossau südlich bis Robern auf der östlichen Seite der Kastelle, geht dann bis Neckar-
burken auf deren westliche über und von da ab wieder auf die östliche, bis sie in der
Nähe des Stockbrunner Hofs die badisch-württembergische Grenze überschreitet;

2) der entsprechende Kolonnenweg, welcher Wall und Graben der Linie
Miltenberg-Lorch begleitet, auf badischem Gebiet beständig westlich vom Wall,
mit einigen Ausbiegungen (bei Eberstadt und Leibenstadt), welche in den Terrain-
verhältnissen ihre Begründung finden;

3) eine Strasse zur Verbindung der Kastelle Osterburken und
Neckarburken über Ober-Schefflenz, weite? rückwärts über Heidelberg gegen Speyer
sich hinziehend;

4) eine Strasse vom Kastell Walldürn über Buchen und Mudau nach dem
Kastell Schlossau der Odenwald-Neckarlinie (noch unsicher bestimmt zwischen
Buchen und Walldürn) mit einer Abzweigung von Mudau nach dem Kastell Ober-
scheidenthal, sowie einer zweiten noch unsicher bestimmten über Eberstadt nach
dem Kolonnenweg bei Bofsheim;

5) eine übrigens als schlechter Weg zu bezeichnende Verbindung zwischen
Neckarburken und Walldürn (von Ober-Schefflenz bis Ober-Neudorf).

Die starke Befestigung der zahlreichen Kastelle, die Reihe der Wachthürme, welche
zum Signalgeben oder selbst zu telegraphischem Dienst mit Feuer bei Nacht und sicht-
baren Zeichen bei Tag verwendbar war, die militärischen Inschriften, theils auf Stein,
theils in der Form von Legions- und Cohortenstempeln auf Ziegeln, lassen es ausser
Zweifel erscheinen, dass der römische Grenzwall militärisch besetzt gewesen ist. Ihn
aber, wie man früher wohl annahm, als im Ganzen gegen den von aussen kommenden
Feind zu vertheidigende Befestigung aufzufassen, ginge zu weit, da zur Besetzung
sämmtlicher Kastelle (für die mittleren je 5—600 Mann Besatzung angenommen) und
der zwischenliegenden Wallstrecken die vorhandene bewaffnete Macht, die im IL Jh. auf
20—25000 Mann berechnet wird, nicht ausgereicht hätte und da nicht anzunehmen
ist, dass man sie auf diese Weise, in kleine Abtheilungen aufgelöst, dem Feinde hätte
entgegenstellen wollen. Die betreffenden Legionen, früher vier, später nur noch zwei,
hatten im IL Jh. ihre Standlager auf dem linken Ufer des Rheins und auf dem rechten der
Donau, während das Land auf der andern Seite der beiden Ströme ausschliesslich von
Auxiliartruppen unter dem Kommando von Legionsoffizieren besetzt gehalten wurde.
Demgemäss sind die Reihen der Limes-Kastelle mehr als eine Art fester Vorposten-
 
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