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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0053

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AMT BUCHEN. — EBERSTADT.

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etwas Näheres bestimmen lässt. Der Chor war, den Ansatzspuren nach zu urtheilen,
gewölbt, das 12 m lange und 7 ]/2 m breite Langhaus flach gedeckt. In der Mitte der
Längswände je eine vermauerte Thür; die Thür in der Giebelfront ist jüngeren Datums.
Aussen um die Kapelle lief eine Mauer, von der nur noch Spuren vorhanden sind.

EBERSTADT

Schreibweisen: Eberstat 1285, Eberstatt 1303, Eberstad 1395 etc.

Kurmainzisches Lehen der Familie Rüdt von Collenberg. Seit dem Jahre 1715
Sitz der Eberstadter Linie, die noch im Schlosse ansässig ist.

Römische Niederlassungen im »Henneberg«, zwischen Ilgenberg und Tannwald, Römisches
in der Richtung gegen Bofsheim, dann südlich nahe der Strasse nach Schlierstadt, dann
»im Nüsslin«.

Im Plattenwald Grabhügel. (W.J

Die protestantische Pfarrkirche (zuerst Filial von Bödigheim, i. J. 1350 durch Abt Pfarrkirche
Gottfried IL von Amorbach getrennt und seit 1404 eigene Pfarrei; 1553 wird die
Reformation eingeführt) ist ein aussen und innen schmuckloser, kleiner Bau, der Inschrift
über der Seitenthür zufolge i. J. 1717 neu errichtet. Die Wappen des Erbauers Ludwig
Gottfried Rüdt von Collenberg und Bödigheim und dessen Gattin Augusta
Wilhelmina Albertina geborene von Saint Andre zu Königsbach befinden
sich im Giebel darüber.

Von der inneren Ausstattung ist nur der Hochaltar erwähnenswerth mit einem
älteren, aus einem Stück geschnitzten Holzrelief des Abendmahls in der Mitte.
In Folge von Ueberarbeitung ist der Stilcharakter ganz verwischt; es scheint aber eine
gute Renaissance-Arbeit gewesen zu sein.

An der Südwand des Schiffs das Epitaph (r. S.) der obengenannten i. J. 1743
verstorbenen Gattin des Erbauers der Kirche. In der Mitte auf ovalem Schilde die
Grabschrift, beiderseitig ein Genius mit dem Rüdt'schen und S. Andre'schen Wappen .
darüber. In den Ecken die Wappenschilde von S. Andre, von Crailsheim, von Menzingen
und von Braunfalck.

Eine grosse Anzahl Grabplatten der Herrschafts-Familie liegen in und vor dem Grabmale
Chor im Boden, durch Bretterbelag verdeckt. An der hintern Schmalseite aussen ist eine
hübsch verzierte Gedenktafel (r. S.) des i J. 1711 verstorbenen Pfarrers Philipp
Heinrich Zurner und seiner drei ihm im Tode vorausgegangenen Kinder eingemauert.

Das Rüdt'sehe Schloss, ein einfacher, dreistöckiger Putzbau mit zwei runden schbss
Eckthürmen an der Vorderfront, ist laut Inschrift über dem Portal i. J. 1755 errichtet
worden von Ludwig Gottfried Rüdt von Collenberg und Bödigheim zu
Eberstatt Senior (s. oben), dessen Wappen zwischen dem seiner beiden Frauen
Augusta Wilhelmina Albertina von Saint Andre zu Königsbach (s. oben)
und Charlotte Ernestine von Degenfeld ebenda prangt.

Vom alten Wasserschlosse steht noch hinter dem jetzigen Schlosse und in dessen
voller Breite die hohe Umfassungsmauer mit zwei runden Eckthürmen, zu sehr
mit Epheu bewachsen und verputzt, als dass eine nähere Zeitbestimmung möglich wäre.

Hochaltar

Epitaph
 
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