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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0082

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KREIS MOSBACH.

RINSCHHEIM

Romisches An der Linie des römischen Grenzwalls in »den Hofäckern« ein kleines Zwischen-

kastell. Die Rückseite fand sich 50 m lang mit einem mit 2 Wangenmauern versehenen
Thor; die Vorderseite konnte wegen Terrainschwierigkeiten nicht ausgegraben werden.
Ein umlaufender Graben war nicht vorhanden, dagegen im Innern eine Anzahl von Wohn-
und Vorrathsgraben. — In der Nähe vier Wachthürme des Limes.

Ein dicht hinter der Umzugsmauer verlaufendes 55—60 cm breites Gräbchen ent-
hielt die verkohlten Reste senkrecht eingerammter Holzbalken, vielleicht von einem
hölzernen Wehrumgang. Unter zahlreichen Kleinfunden sind einige gut erhaltene Thon-
gefässe, Töpferstempel und eiserne Geräthe, besonders 2 Brenneisen mit den Buchstaben
AS und M, sowie eine Terracotta mit der Inschrift des Fabrikanten SERVANDVS zu
nennen. (W.)

RIPPERG ,

Epitaphien

Schreibweisen: Rietberg 1197, Rypperg und Ripperg 1395, Riepberg 1430 etc.

Ort und Schloss gehörte im Mittelalter den Herren von Diirn. Der Würzburger
Bischof Julius Echter von Mespelbrunn erwarb i. J. 1591 deren Besitz und be-
gründete i. J. 1594 an Stelle der bisherigen Filiale von Amorbach eine eigene Pfarrei,
deren Patronat Abt Johannes III. dem Bischof freiwillig abtrat. Nach dem Aussterben
dieser Familie würzburgisches Amt bis 1803. Von da bis 1806 leiningisch.

Die Pfarrkirche (tit. S. Sebastiani), über dem Orte malerisch am Berghange gelegen,
ist ein bescheidener, unscheinbarer Bau, der Jahreszahl über dem Portal zufolge i. J. 1591,
also vom Bischof Julius (s. oben), errichtet. Ueber der Sakristeithür die Jahreszahl 1601
mit dem Echter'schen und Gemmingen'schen (?) Wappen (vergl. oben S. 51 Hainstatt,
Thorwappen).

Wie das Aeussere, ist auch das Innere kunstlos. Der Chor ist polygon geschlossen,
aber wie das Schiff flach gedeckt. Gothische (!) Spitzbogenfenster (ohne Masswerk) bei
rundbogigem Renaissance-Portal. ■

Der jetzige Hochaltar, aus der Mitte des XVIII. Jhs., und die beiden etwas
jüngeren Seitenaltäre erscheinen ebenso kunstlos, wie die alte steinerne Kanzel
und das Sakramentshäuschen.

Rechts an der Wand, zum Theil durch den Seitenaltar verdeckt, reiches Renaissance-
Epitaph (r. S.) eines Ritters und dessen Ehefrau. Die linke Seite mit dem Wappen des
Ritters und dem entsprechenden Theil der Inschrift ist verdeckt, es kann aber kein
Zweifel sein, dass es sich um ein Mitglied der Familie von Dum handelt, da das oben
auf dem Epitaph unterhalb einer Muschelbekrönung angebrachte Allianz-Wappen den
Dürn'schen Schild zeigt und ausserdem der lesbare Theil der Inschrift den Namen der
Ehefrau Barbara von Dürn, geborene Rüdin von Bödighein (gestorben 1590)
meldet. Es handelt sich also offenbar um den Letzten der hier ansässigen Herrn von Dürn,
der in üblicher Weise mit Gattin und Kindern (10 an der Zahl, 5 Söhne und 5 Töchter)
vor dem Gekreuzigten auf den Knieen liegend dargestellt ist. Rechts und links von dem
handwerksmässig behandelten Relief je 4 Ahnenwappen, darunter die Inschriftstafel.
 
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