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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0183

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AMT ADELSHEIM.

HIRSCHLANDEN.

175

schwere kreisrunde Rippen, fast von der Stärke der Ecksäulen, aufweist, auf eine so frühe
Entstehungszeit hin. Schlussstein fehlt, ebenso Basis der Säulen. Die Gesammthöhe
bis zum Scheitel beträgt kaum 4 m.

Der Chor öffnet sich in einem schmalen, nur 2 m breiten Bogen nach dem flach-
gedeckten Schiff, dessen Fenster in ganz flachen Eselsrücken geschlossen und mit
gedrückten Fischblasenmasswerk verziert sind. Im Uebrigen das Innere ebenso schmuck-
los, wie das Aeussere. Ueber dem Portal aussen der Eingang zur inneren Empore
mittelst einer überdeckten hölzernen Treppenanlage.

Spuren ehemaliger Bemalung an den Innenwänden des Schiffes.

Hervorzuheben als ein in Formgebung und Ausführung gleich vollendetes kleines
Kunstwerk ist das spätgothische Sakrameiitsgehäuse im Chor, in der Wand links neben
dem schmucklosen alten Altar. Die viereckige vergitterte Oeffnung wird von zwei
Spitzthürmchen flankirt, zwischen die sich ein krabbenbesetzter Eselsrücken mit Kreuz-
blume spannt.

An einem Eckquader des Schiffes, südlich hinten, wo der Chor ansetzt, ist ein
Schild mit einem Schuh darin etwa 1 m hoch über dem Boden eingehauen. Steinmetz-
zeichen haben sich nirgends gefunden.

Die im Friedhof hinter der Kirche liegende romanische Zwerchsäule mit Würfel-
kapitell stammt wohl noch von dem älteren Gotteshause; vielleicht auch noch die
achteckige Taufschale daselbst.

Von den Glocken scheint die kleinere, unzugängliche, älteren Datums, wahrscheinlich
spätgothisch, zu sein; die grössere ist neu.

Sakraments-
gehäuse

Romanische
Reste

Glocken

HIRSCHLANDEN

Schreibweisen: Hirslande ad. a. 775 (Br.); Hirszlanden 1260; Hirslante ca. 1350.

Der Zehnte im uralten Orte wird i. J. 1260 als Würzburger Lehrer Conrads von
Krautheim angeführt. Ausser diesem besass (nach Br.) um diese Zeit Kraft von
Boxberg hierselbst Güter, die bald darauf an die von Rosenberg kamen, von
diesen an die Grafen von Hatzfeld und mit deren übrigem Besitz i. J. 1730 von den
Grafen von Löwenstein-Wertheim erworben wurden. Seit 1806 badisch.

Die kleine evangelische Kirche, ein flachgedeckter gestreckter Saal ohne besonderen
Chor, ist i. J. 1717 erbaut und vor 1 o Jahren renovirt worden. Sie enthält weder im
Aeussern noch im Innern künstlerisch bemerkenswerthes.

Oberhalb des Ortes liegt der alte Friedhof, über dessen Thor die Jahreszahl 1607
steht, während auf einer eingemauerten Platte die Namen des damaligen Pfarrers Paulus
Wolf, des Schultheissen Matthes Dotter und der beiden Bürgermeister Michel
Götz und Hans Bantzer verzeichnet sind.

Im Friedhof steht ein altes schmuckloses Kruzifix mit Kanzel davor, beide aus
rothem Sandstein gefertigt und in eine gemeinsame Platte eingelassen. An der Vorder-
seite der Kanzel der Name des Stifters, des oben erwähnten Pfarrers Paulus Wolf,
mit der Jahreszahl 1610 unterhalb einer frommen Ermahnungs-Inschrift, an der Seite
der Rosenberg'sche und ein mir unbekannter Wappenschild (Schrägbalken links mit drei
Fischen belegt).

Kirche

Kruzifix
und Kanzel
 
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