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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0177

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AMT ADELSHEIM.

169

Aussen in der Ecke an der Grabkapelle Reste der Rippen-Anfänger eines Kreuz- Oeiberg-Reste
gewölbes, das den ehemaligen Oelberg vom Jahre 1495 (nach Weiss) überdeckte. Wegen
der allzugrossen Zerstörung war eine Wiederherstellung nicht thunlich. Ein Theil der arg
verstümmelten Figuren ist z. Zt. in der Sakristei untergebracht. Daselbst auch der
ehemalige Schlussstein mit dem Bopfinger Wappen (vergl. Grabstein Nr. 1).

Die lutherische Stadtkirche ist ein stattlicher in gemässigten Barockformen ge- Stadtkirche
haltener Neubau an Stelle eines älteren Gotteshauses. Jahreszahl 1766 und Bauinschrift
über dem südlichen Seitenportal.

Die Giebelfront, der Hauptstrasse zugekehrt, enthält das Hauptportal und grosse
Fenster mit reicher barocker Ornamentik. Der geschweifte Giebel ist zweigeschossig und
mit einem Thürmchen gekrönt.

Das Innere erscheint fast schmucklos; flachgedecktes Schiff mit hölzerner Orgel-
empore und halbkreisförmiger Chor.

Die hübsche Kanzel ruht auf einer gedrehten Säule.

Hinter dem Altar ist ein spätgothisches Tympanon-Relief eingemauert; Christus
am Kreuz zwischen Maria und Joseph, ohne künstlerische Bedeutung.

BOFSHEIM

Schreibweisen: Boffesheim 1270; Boffsheim 1280; Boppeskeim 1358; Bofsen 1482.

Ehemals zur Abtei Amorbach gehörig, dann rosenbergisch und seit 1730 löwenstein-
wertheimisch bis 1806. Die lutherische Pfarrei ist 1561 durch Albrecht von Rosenberg
gegründet worden.

Die jetzige kleine Pfarrkirche (eine ecclesia Boffsheim urkundlich bereits 1333
genannt) ist, wie die Inschrift links oben an der Ecke der Vorderfront mit Angabe der
damaligen lutherischen Gemeinderäthe u. s.w. kündet, i. J. 1777 auf Kosten der Gemeinde
reparirt und der Chor neu erbaut und erweitert worden. Sie besteht aus einem lang-
gestreckten Saal ohne besonderen Choransatz und bietet aussen wie innen nichts
bemerkenswerthes.

Um so interessanter .ist der kreisrunde Thurm, der als Rest einer altern Anlage
hinten quer vor der Kirche steht und jetzt als Glockenthurm benutzt wird. Dem ganzen
Eindruck nach eher ein ehemaliger Berchfrit oder Befestigungsthurm des XIII. oder
XIV. Jhs., steigt er ohne Verjüngung bis zu einem achteckigen Obergeschoss empor, das
sich ohne Uebergang, nur mittelst Auskragung auf den runden Theil aufsetzt. Die
grosse Wandstärke von 1,50 m bei 2,00 m lichtem Durchmesser und die derbe Art des
Bruchsteinmauerwerks bestätigen obige Vermuthung. Das Obergeschoss, die jetzige
Glockenstube, mit ihren rundbogigen Licht- und Schallöffnungen, ist jedenfalls ein späterer
Aufsatz. (Nach Stocker ist die Gemeinde i. J. 1756 »wegen des Thurmbaues stark
angegriffen« gewesen). Der Mangel jeglicher Kunstformen, Steinmetzzeichen u. s. w.
erschwert die Datirung des untern Theiles, der mit dem Thurm in Osterburken
(s. unten S. 193) die grösste Verwandtschaft zeigt.

Von den Glocken (schwer zugänglich) stammt die eine alte, welche die vier
Evangelistennamen in gothischer Minuskel aufweist, wahrscheinlich noch aus dem XV. Jh.

Unter der Empore in der Kirche Grabstein (r. S.) des i J. 1779 verstorbenen
Pfarrers S c h ö f f e r, in Rococo mit grosser, auffallig hübscher Schrifttafel im untern Theile

Kirche

Thu

Glocken

Grabstein
 
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