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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0076

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KREIS MOSBACH.

wenig Reste der ehemaligen Mauerziige bis zu 2,00 m Höhe vorhanden. Dieselben zeigen
eine unregelmässige viereckige Anlage und nachlässiges Bruchsteinmauerwerk. Die Haupt-
front war nach Osten (etwa 27m lang), dem Eingange zu gerichtet, die Tiefe der Baulich-
keit betrug ca. 38 m; nach Südosten zu war die Ecke auf 15 m Länge abgeschrägt.
Der Wallgraben, der vorn noch eine Tiefe von 2 m aufweist, ist nach hinten zu fast ganz
aufgefüllt. Das Ganze jetzt Wiesengrund. (H.)

MUDAU

Schreibweisen: Mudahe 1271, Mudawe 1395, Mudach 1413, Mudawe 1642 etc.
Mudau bis 12 71 in Besitz der Herren von Düren, danach Hauptort der Amtsvogtei
Mudau, die bis 1803 zum kurmainzischen Oberamte Amorbach gehörte. 1803 bis 1806
leiningisch.

Befestigung Von der alten Ortsbefestigung sind noch Reste der Stadtmauer vorhanden. Der

letzte Rundthurm ward erst vor einigen Jahren abgerissen.

Kirchthurm Von der älteren Pfarrkirche — bis 1426 war Mudau Filial von Hollerbach — ist

nur der Thurrn noch vorhanden, an dessen oberstem Geschosse die Jahreszahl 1510 neben
dem kurfürstlich Gemming'schen Wappen eingemeisselt ist, dessen beide untere Geschosse
aber älter zu sein scheinen. Der Thurm diente früher unten als Eingangshalle (vergl.
Limbach und Steinbach); das Gewölbe jetzt herausgebrochen. In den Schallfenstern
spätgothisches Masswerk, der Eingang einfach spitzbogig. Vorn an der Ecke ein
skulptirtes Ungeheuer (r. S.), unbekannter Herkunft, eingemauert.

Pfarrkirche Die jetzige Pfarrkirche (tit. S. Pancratii) erstreckt sich neben dem Thurm in Süd-

Nord-Richtung. Das Jahr der Erbauung 1791 findet sich an einem Pilaster der Vorder-
front eingehauen mit den Buchstaben S P darunter, die sich wohl auf den Werkmeister
beziehen. Die Fagade ist mit Segment- und Dreiecksgiebel, sowie durch Pilasterstellung
gegliedert und in einfachen guten Formen aufgeführt; das weiträumige Innere einschiffig,
mit flacher Decke. Der halbrunde Chor hat fast die ganze Weite des Schiffes.

Das ehemalige Hochaltar-Tabernakel ist gelegentlich der Restaurirung vor
einigen Jahren an die Wand gerückt und durch fremde, stilwidrige Zuthaten verunziert.
Davor ein moderner Altar.

Holzfiguren Am S. Anna-Altar rechts eine vortreffliche Holzstatue der h. Anna selbdritt

(1,20 m hoch), die leider durch moderne Restaurirung fast völlig ihres ehemaligen
Charakters entkleidet worden ist bis auf den durch das Lebenswahre des Ausdrucks
immer noch anziehenden Kopf der h. Anna. Der Faltengebung nach stammt die Gruppe
etwa aus der Mitte des XVI. Jhs.

Das unter der Empore aufgestellte Holzrelief einer Pietä in Rahmen ist ebenfalls
durch den modernen bunten Anstrich so entstellt, dass eine zeitliche Ansetzung ganz
unsicher erscheint. Die Christusfigur widerlich naturalistisch.

Ein drittes, durch Restauration nicht berührtes, barockes Holzschnitzwerk befindet
sich auf der Empore hinter der Orgel. Es stellt S. Georg zu Pferde dar (1,40 m hoch)
und soll aus Amorbach stammen.
 
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