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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0206

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k;8

KREIS MOSBACH.



Etwas jünger (etwa aus dem Anfang des XVI. Jhs.) und besser ist das jetzt unten
am Sebastians-Altar in der Kirche angebrachte Holzrelief, welches Christus und die
Zwölfe darstellt. Der Einfluss der Riemenschneider'schen Kunst tritt hier, wie bei so
vielen Werken in dieser Gegend, deutlich hervor, ohne dass ein Zwang vorliegt, diese
Arbeiten direkt mit der Riemenschneider'schen Werkstatt in Verbindung zu bringen.

»In der Au« gegenüber der »Halde« am rechten Seckachufer in den Aeckern die
Reste einer römischen Ansiedlttng (villa rustica). (W.) '

Klosterbauten

SELIGENTHAL

Schreibweisen: Selegental 1239 und 1251, Seligendal und Seigintal 1240, Seligintal
1254 u. s. f.

Das Nonnen-Kloster (ord. S. Benedicti), unterhalb Schlierstatt am Schlierbach
gelegen, ist eine Stiftung Conrads von Dürn und seiner Gattin Methildis aus
dem Jahre 1236. Drei Jahre darauf bestätigt Bischof Hermann von Würzburg die
Stiftung und verleiht ihr den Namen Selegental (vallis beatorum). Im XIV. Jh. kam das
Kloster an Mainz, welches »nach dem Erlöschen desselben« i. J. 1568 die Einkünfte dem
Jesuitenkollegium zuwandte (s. Archivalische Zeitschr. VIII, 52). Gehörte bis 1803 zum
kurmainzischen Oberamte Amorbach, 1803 bis 1806 zum Fürstenthum Leiningen, jetzt
Fürstlich leiningische Domäne.

Von den noch vorhandenen Klosterbauten, die jetzt sämmtlich theils dem Wirth-
schaftsbetriebe des Hofes dienen, theils als Wohnräume benutzt werden, giebt unsere
Skizze (Fig. 95) einen Ueberblick sowohl hinsichtlich ihrer Lage, wie ihrer ehemaligen
Bedeutung.

Die Kirche, jetzt als Schafstall und Scheuer mit Zwischendecken und Theilwänden
versehen, völlig verbaut und entstellt, war einst eine stattliche einschiffige flachgedeckte
Anlage spätromanischen Stiles mit halbkreisförmiger Apsis (jetzt abgetrennt und theilweise
eingestürzt), an der aussen in den Ecken noch Reste der Gliederung mittelst Dreiviertels-
Säulen auf gedrückter attischer Basis zu erkennen sind, ebenso wie das Kämpferprofil
des ehem. Chorbogens.

Das Hauptportal ist spitzbogig, in strenger frühgothischer Formgebung gehalten;
darüber ein grosses Spitzbogenfenster, jetzt vermauert. Im Innern hier und da Spuren
der ehem. Wandmalereien.

Ueber die ehem. Grabsteine, jetzt in Schlierstatt, s. oben S. 197.

An die Kirche südlich lehnt sich ein lang gestreckter Ostflügel, dessen vorderster,
der Kirche zunächst gelegener Raum offenbar als Sakristei gedient hat. Der Raum
ist mit schweren Rippenkreuzgewölben bedeckt, die Thür nach der Kirche spitzbogig.
An den Rippen und Kappen der Decke zahlreiche Spuren von Bemalüng, an den
Wänden undeutliche Reste von Wandbildern, die offenbar aus der Gründungs-Zeit des
Klosters stammen und bei der herrschenden Feuchtigkeit wohl bald gänzlichem Ver-
derben anheim fallen werden. Das kleine Fenster zeigt auffallenderweise noch ganz
romanische Formen.
 
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