120 AACHEN.
desshalb das zu 3 Gesagte. Im Gesichte Cari's auf unserer Abbildung ist der vom L ithografen
vergessene Bart zu ergänzen.
6. Das sechste Relief (1 c) bringt uns zwei Vorgänge in einem kirchlichen Räume
zur Anschauung. In der kleineren Abtheilung dieses Raumes sitzen Kaiser Carl und ein
Geistlicher in vertraulicher Mittheilung.- Carl bezeigt sieb durch die aufgehobene Rechte als
der Sprechende, der Geistliche, der Vertrauen erweckend ihm die rechte Hand aufs Knie
leert, erhebt die Linke wie ein nach Verständniss strebender Zuhörer. Derselbe Geistliche
celebrirt im grösseren Räume nebenan die Messe. Der Kelch steht auf dem Altar. Ein
Levit hält hinter ihm die Patene. Gegenüber kniet Carl zum Empfang der Communion und
ein Engel reicht von oben dem Priester ein Inschriftband. Die Umschrift lautet:
Egidio Karolum crimen pudet edeire (edere) Eine Sünde nur schämet sich Carl dem Egi-
solum; dius zu beichten,
Illud enim tanti gravat. Egidio celebranti Denn sie beschweret ihn sehr. Dem Egidius
während der Messe
Angelus occultum perhibet reseratque sepultüm. Zeigt die verborgene ein Engel und zieht sie
hervor aus dem Grabe.
Auf dem Schriftbande, welches der Engel herabreicht, stehen die Worte: Crimen
mortale convertitur in veniale. Die Sage jenes Wunders, welches dieser Darstellung zu Grunde
liegt, wird von Carl Meinet, p. 843, Philipp Mousques, v. 3974, und von der Kaiserchronik,
v. 15031—15070 und III. p. 972 u. 1017, und daselbst in vielen anderen Bearbeitungen
behandelt. Wir ziehen die Kaiserchronik, als die älteste und vollständigste dieser Quellen,
vor. Sie sagt: Carl hatte eine grosse Sünde begangen, welche er nicht beichten wollte. Er
blieb die ganze Nacht mit Egidius im inneren Kampfe zusammen, bis Gott in der Messe
einen Brief sandte: „Wer seine Sünde innerlich bereut und-Gott vertraut, dem ist sie ver-
geben." Diese Sünde wird von Massmann nach Petrarca's Epistolae familiäres I. 3, der es
also auf seinen Beisen hörte, auf ein Liebesverhältniss bezogen, welches Carl im Walde mit
einer gemeinen Frau begann. Er Hess von derselben nicht ab, als sie schon gestorben war.
Ein Priester, der sich darum bekümmerte, fand im Munde der Leiche einen Bing, der den
Zauber besass, seinem Besitzer Liebe zuzuwenden, und nahm ihn an sich. Alsobald Hess
Carl von der Leiche ab und wandte seine Neigung dem Priester zu, der nun, um jenen
bösen Zauber von sich abzuwenden, den Bing in einen Teich warf. Und dieser Teich ward
so sehr der Lieblingsort Carl's, dass er dort Aachen gründete.
7. Dieses Belief (1 d) theilt sich wiederum in zwei Bäume. Der grössere zeigt aber-
mals das Innere einer Kirche, in welcher vor einem mit einem Reliquienschreine und einer
Dornenkrone geschmückten Altar ein Herrscher mit dem Scepter steht. Carl kniet auf der
anderen Seite und fleht etwas von Gott; hinter ihm ein Bischof und eine weltliche Person.
An der Wölbung erscheint die Hand Gottes zur Gewährung der Bitte und von ihr herab
hängen Lampen. In dem kleineren freien Baum sehen wir Carl mit dem Bischöfe, der
hinter ihm in der Kirche kniete, hinwegreiten. Zwischen ihnen schwebt in den Strahlen
eines Sternes ein Handschuh. Die Umschrift sagt:
desshalb das zu 3 Gesagte. Im Gesichte Cari's auf unserer Abbildung ist der vom L ithografen
vergessene Bart zu ergänzen.
6. Das sechste Relief (1 c) bringt uns zwei Vorgänge in einem kirchlichen Räume
zur Anschauung. In der kleineren Abtheilung dieses Raumes sitzen Kaiser Carl und ein
Geistlicher in vertraulicher Mittheilung.- Carl bezeigt sieb durch die aufgehobene Rechte als
der Sprechende, der Geistliche, der Vertrauen erweckend ihm die rechte Hand aufs Knie
leert, erhebt die Linke wie ein nach Verständniss strebender Zuhörer. Derselbe Geistliche
celebrirt im grösseren Räume nebenan die Messe. Der Kelch steht auf dem Altar. Ein
Levit hält hinter ihm die Patene. Gegenüber kniet Carl zum Empfang der Communion und
ein Engel reicht von oben dem Priester ein Inschriftband. Die Umschrift lautet:
Egidio Karolum crimen pudet edeire (edere) Eine Sünde nur schämet sich Carl dem Egi-
solum; dius zu beichten,
Illud enim tanti gravat. Egidio celebranti Denn sie beschweret ihn sehr. Dem Egidius
während der Messe
Angelus occultum perhibet reseratque sepultüm. Zeigt die verborgene ein Engel und zieht sie
hervor aus dem Grabe.
Auf dem Schriftbande, welches der Engel herabreicht, stehen die Worte: Crimen
mortale convertitur in veniale. Die Sage jenes Wunders, welches dieser Darstellung zu Grunde
liegt, wird von Carl Meinet, p. 843, Philipp Mousques, v. 3974, und von der Kaiserchronik,
v. 15031—15070 und III. p. 972 u. 1017, und daselbst in vielen anderen Bearbeitungen
behandelt. Wir ziehen die Kaiserchronik, als die älteste und vollständigste dieser Quellen,
vor. Sie sagt: Carl hatte eine grosse Sünde begangen, welche er nicht beichten wollte. Er
blieb die ganze Nacht mit Egidius im inneren Kampfe zusammen, bis Gott in der Messe
einen Brief sandte: „Wer seine Sünde innerlich bereut und-Gott vertraut, dem ist sie ver-
geben." Diese Sünde wird von Massmann nach Petrarca's Epistolae familiäres I. 3, der es
also auf seinen Beisen hörte, auf ein Liebesverhältniss bezogen, welches Carl im Walde mit
einer gemeinen Frau begann. Er Hess von derselben nicht ab, als sie schon gestorben war.
Ein Priester, der sich darum bekümmerte, fand im Munde der Leiche einen Bing, der den
Zauber besass, seinem Besitzer Liebe zuzuwenden, und nahm ihn an sich. Alsobald Hess
Carl von der Leiche ab und wandte seine Neigung dem Priester zu, der nun, um jenen
bösen Zauber von sich abzuwenden, den Bing in einen Teich warf. Und dieser Teich ward
so sehr der Lieblingsort Carl's, dass er dort Aachen gründete.
7. Dieses Belief (1 d) theilt sich wiederum in zwei Bäume. Der grössere zeigt aber-
mals das Innere einer Kirche, in welcher vor einem mit einem Reliquienschreine und einer
Dornenkrone geschmückten Altar ein Herrscher mit dem Scepter steht. Carl kniet auf der
anderen Seite und fleht etwas von Gott; hinter ihm ein Bischof und eine weltliche Person.
An der Wölbung erscheint die Hand Gottes zur Gewährung der Bitte und von ihr herab
hängen Lampen. In dem kleineren freien Baum sehen wir Carl mit dem Bischöfe, der
hinter ihm in der Kirche kniete, hinwegreiten. Zwischen ihnen schwebt in den Strahlen
eines Sternes ein Handschuh. Die Umschrift sagt: