St. Chriftoph
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beider Figuren ift rauh und unbearbeitet. - Die beiden Figuren ftanden ehemals
zwi(chen den Säulen des 1868 entfernten Flochaltars, wo man auf dem Aquarell des
P. Conrad (Tafel 17 b) die Bifchofsftatue des hl. Valentinus mit Kind wahrnimmt.
Die Tonmodelle zu beiden Figuren hat das Mainzer Altertumsmufeum aus dem Nach-
laße des Mainzer Bildhauers Joh. Seb. Pfaff erhalten. Das Modell des hl. Valentinus
ift zur Übertragung in Stein quadriert. Ihnen gegenüber erfcheint die Ausführung der
Figuren, die fich aber nicht genau an die Modelle hält, roh und handwerksmäßig;
fie fällt wohl mit der Zeit der Errichtung des Hochaltars 1776-82 zufammen. Abbil-
dungen bei Brinckmann, Barock-Bozzetti Bd. IV, Frankfurt 1924, die Tafeln nach
S. 154 und S. 155, Abb. 45 und 46, ferner bei Neeb, Mzr. Ztfchr. II, Tafel II, 8, 9.
Nachträge:
Kümmernis oderWilgefortis (Tafel 19, Abb.b), Holz, bemalt, jeßt in der
Sakriftei. Höhe 98 cm, Armfpannweite 1 m. Kreuz: Höhe 1,95m, Länge des Quer-
armes 1,40 m. Ob das Kreuz felbft alt ift, ift nicht ficher feftzuftellen. Über den Wilge-
fortiskult und die Figur in St. Chriftoph fiehe Schnürer-Riß, Sankt Kümmernis und
Volto Santo. Forfchungen zur Volkskunde, herausgegeben von Schreiber, Heft 13-15.
Düffeldorf 1934, S.275. Zeit: 18.Jahrhundert.
St. Antonius mit dem Chriftuskind. In dem Erdgefchoß des Turmes. Holz-
figur, hoch 1,25 m, weiß geftrichen. Mitte 18.Jahrhundert.
Relief aus einer Heilig-Grabgruppe (Tafel 23a). Dargeftellt find in grauem
Sandftein von 95x115 cm Größe Johannes und die trauernden Frauen. Um 1350.
Klingelfchmitt weift im Führer durch das Dommufeum, Mainz 1925, S. 39, Nr. 45
auf die Ähnlichkeit mit dem Elifabethenaltar des Marburger Domes hin. Das Relief
wird jeßt als Leihgabe der Pfarrgemeinde im Mainzer Dommufeum aufbewahrt. - Im
Inventar der Chriftophskirche von 1495 (oder 98?, jeßt im Dommufeum) ift erwähnt:
„Eyn groß gebildt duch mit infchlegen, gebraucht man jars in der karwochen zu dem
heiligen grabe bey Sant Thomas capeilen.“
•Sfr *3fr •sfr
Michaelskapelle mit Beinhaus auf dem ehemal. Friedhof von St. Chriftoph,
ein verfchwundener Bau.
Literatur: Schaab, Gefch. der Stadt Mainz, Bd. I S. 365, Nr. 42, 551 und 552;
Bockenheimer, St. Chriftoph S. 37; Severus, Par. Mog. S. 93.
Das Gebiet des unmittelbar bei der Kirche gelegenen Pfarrhofs (zugleich Friedhofs)
der Chriftophskirche erftredete fich früher bis an den Karmeliterplaß. Die darauf
erbaute Michaelskapelle war ein zweiftöckiger Bau,einfogenannter Kärner, ähnlich dem,
der heute noch auf dem Quintinskirchhof erhalten ift. Das untere Gefchoß (ossarium -
Beinhaus) war beftimmt zur Aufnahme der bei neuen Beifeßungen zutage geförderten,
von früheren Beftattungen herrührenden Gebeine, das obere diente der Feier des
Gedächtniffes der Verftorbenen (Seelenmeffen, Anniverfarien u. ä.).
1330 werden der Kapelle Einkünfte geftiftet. 1575 ift die Kapelle baufällig. Im
17.Jahrh. wurde dem Eigentümer des anftoßenden Hofes zum Roßbaum (Karmeliter-
plaß 2) erlaubt, einen Überbau an der Kapelle anzubringen. Es finden keine Gottes-
dienfte mehr in ihr ftatt. 1700 macht der kurfürftliche Hof- und Regierungsrat Johann
Erbenius eine Stiftung und ftellt die Kapelle wieder her. 1786 wird die Kapelle ab-
geriffen und zum Haus Karmeliterplaß 2 verbaut. - Über das Ausfehen der Kapelle
haben wir in einem Bericht von 1705 die Nachricht, daß fie über einem Beinhaus
errichtet, alfo zweiftöckig war, wie alle diefe Michaelskapellen auf den Kirchhöfen.
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beider Figuren ift rauh und unbearbeitet. - Die beiden Figuren ftanden ehemals
zwi(chen den Säulen des 1868 entfernten Flochaltars, wo man auf dem Aquarell des
P. Conrad (Tafel 17 b) die Bifchofsftatue des hl. Valentinus mit Kind wahrnimmt.
Die Tonmodelle zu beiden Figuren hat das Mainzer Altertumsmufeum aus dem Nach-
laße des Mainzer Bildhauers Joh. Seb. Pfaff erhalten. Das Modell des hl. Valentinus
ift zur Übertragung in Stein quadriert. Ihnen gegenüber erfcheint die Ausführung der
Figuren, die fich aber nicht genau an die Modelle hält, roh und handwerksmäßig;
fie fällt wohl mit der Zeit der Errichtung des Hochaltars 1776-82 zufammen. Abbil-
dungen bei Brinckmann, Barock-Bozzetti Bd. IV, Frankfurt 1924, die Tafeln nach
S. 154 und S. 155, Abb. 45 und 46, ferner bei Neeb, Mzr. Ztfchr. II, Tafel II, 8, 9.
Nachträge:
Kümmernis oderWilgefortis (Tafel 19, Abb.b), Holz, bemalt, jeßt in der
Sakriftei. Höhe 98 cm, Armfpannweite 1 m. Kreuz: Höhe 1,95m, Länge des Quer-
armes 1,40 m. Ob das Kreuz felbft alt ift, ift nicht ficher feftzuftellen. Über den Wilge-
fortiskult und die Figur in St. Chriftoph fiehe Schnürer-Riß, Sankt Kümmernis und
Volto Santo. Forfchungen zur Volkskunde, herausgegeben von Schreiber, Heft 13-15.
Düffeldorf 1934, S.275. Zeit: 18.Jahrhundert.
St. Antonius mit dem Chriftuskind. In dem Erdgefchoß des Turmes. Holz-
figur, hoch 1,25 m, weiß geftrichen. Mitte 18.Jahrhundert.
Relief aus einer Heilig-Grabgruppe (Tafel 23a). Dargeftellt find in grauem
Sandftein von 95x115 cm Größe Johannes und die trauernden Frauen. Um 1350.
Klingelfchmitt weift im Führer durch das Dommufeum, Mainz 1925, S. 39, Nr. 45
auf die Ähnlichkeit mit dem Elifabethenaltar des Marburger Domes hin. Das Relief
wird jeßt als Leihgabe der Pfarrgemeinde im Mainzer Dommufeum aufbewahrt. - Im
Inventar der Chriftophskirche von 1495 (oder 98?, jeßt im Dommufeum) ift erwähnt:
„Eyn groß gebildt duch mit infchlegen, gebraucht man jars in der karwochen zu dem
heiligen grabe bey Sant Thomas capeilen.“
•Sfr *3fr •sfr
Michaelskapelle mit Beinhaus auf dem ehemal. Friedhof von St. Chriftoph,
ein verfchwundener Bau.
Literatur: Schaab, Gefch. der Stadt Mainz, Bd. I S. 365, Nr. 42, 551 und 552;
Bockenheimer, St. Chriftoph S. 37; Severus, Par. Mog. S. 93.
Das Gebiet des unmittelbar bei der Kirche gelegenen Pfarrhofs (zugleich Friedhofs)
der Chriftophskirche erftredete fich früher bis an den Karmeliterplaß. Die darauf
erbaute Michaelskapelle war ein zweiftöckiger Bau,einfogenannter Kärner, ähnlich dem,
der heute noch auf dem Quintinskirchhof erhalten ift. Das untere Gefchoß (ossarium -
Beinhaus) war beftimmt zur Aufnahme der bei neuen Beifeßungen zutage geförderten,
von früheren Beftattungen herrührenden Gebeine, das obere diente der Feier des
Gedächtniffes der Verftorbenen (Seelenmeffen, Anniverfarien u. ä.).
1330 werden der Kapelle Einkünfte geftiftet. 1575 ift die Kapelle baufällig. Im
17.Jahrh. wurde dem Eigentümer des anftoßenden Hofes zum Roßbaum (Karmeliter-
plaß 2) erlaubt, einen Überbau an der Kapelle anzubringen. Es finden keine Gottes-
dienfte mehr in ihr ftatt. 1700 macht der kurfürftliche Hof- und Regierungsrat Johann
Erbenius eine Stiftung und ftellt die Kapelle wieder her. 1786 wird die Kapelle ab-
geriffen und zum Haus Karmeliterplaß 2 verbaut. - Über das Ausfehen der Kapelle
haben wir in einem Bericht von 1705 die Nachricht, daß fie über einem Beinhaus
errichtet, alfo zweiftöckig war, wie alle diefe Michaelskapellen auf den Kirchhöfen.