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Brauer, Heinrich; Scheffler, Wolfgang; Weber, Hans
Die Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein ([Band 1]): Die Kunstdenkmäler des Kreises Husum — Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.66536#0219
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Pellworm

213

Bedachung: Das von Heimreich erwähnte Bleidach 1865 durchSchieferdach ersetzt.—
Dachstuhl des Schiffes Eiche, Kehlbalkendachstuhl mit Hängewerk. Die Hängesäule
zeigt Eckprofilierung und Bemalung. — Inschrift am 3. Balken von Osten, eingeschnittene
Antiqua: Anno 1668 sindt disse 5 nien Balcken in der Kercken in gelecht worden. Ingwer
Sivertzen. Harr Petersen, Volqvart Teetzen. J. Arfast Knvtzen Karckgeschwarer NM. I H.
IH. —Weitere Inschrift am 15. Balken von Osten: Die Kirchen officiales L. Laurenty Pastor
J. H. Classen Compastor Rathm. C. Classen. Rathm. P. Godbersen Gevolm. T. B. Thiessen,
der folgende Name ausgemerzt, Harro Andressen Zimmermeister. 1776 sind 10 neue
Balcken und 19 Mittelbalcken eingebracht von Paul Pettersen, Zimmermeister vonBredt-
stedt und Wilhelm Süncksen, Zimmermeister in Pelworm.
Dachreiter des 17. Jhdts., erneuert 1928. Über quadratischer Laterne mit vier, früher acht
Pfosten ein achteckiges Zeltdach.
Turm: Nach Heimreich wurde das Fundament des Turmes am Urbanitage 1095 ge-
legt. Der heutige Turm stammt aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, er ist seit 1611 32
Ruine und als solche ein wichtiges Seezeichen. Am 5.4. 1611 Einsturz der Turmostseite
„bey ganz stillem Wetter“, wobei ein gut Teil der Kirche, d. h. des Schiffs, zerschlagen
wurde; die Turmspitze blieb stehen. Diese wurde am 9. 5.1611 mit zwei „Kröpelwinden“
abgenommen. Diese ehemalige Spitze bestand wohl aus einem Zeltdach über Giebeln.
Der quadratische Turm, einst 57 m hoch (100 Ellen, Heimreich), wurde 1836 noch auf
87 Fuß (25,10 m) Höhe geschätzt. Nach Gutachten von Maurermeister Prüß, Neustadt,
1931 nochca. 26,60 m hoch. Er hat noch 3 % unverjüngte Geschosse. Mauerstärke unten
270 cm, Backsteinformat 26x13x9 cm. Lagenstärke 10,3 cm. Muschelkalkmörtel. Die
Läufer der Außenschicht größtenteils herausgefallen. Nach Trap Granitsockel mit Rund-
stab. Vom Turm sind die Westseite und die anschließenden Nord- und Südwände un-
gefähr zur Hälfte erhalten. Das untere Geschoß war gewölbt. In beiden Ecken Gewölbe-
ansätze erhalten, birnstabförmige Kreuzrippe zwischen rundprofilierten Schildbögen.
Neuverblendung des unteren Teiles 1838. Ein klassizistisches Giebelfeld innen und außen
weist auf das hier ehemals befindliche Westportal hin. Die Wandgliederung am besten an
der Nordseite erkennbar, im zweiten Geschoß spitze Kleeblattbogenblenden, im zweiten
Geschoß maßwerkartig unterteilt, im dritten Geschoß schlicht. Im zweiten und dritten
Geschoß an Nord- und Südseite waren in der Mitte Fenster, deren Gewände sich an den
Bruchstellen deutlich abzeichnen. Im dritten Geschoß innen rechteckige Einsprünge, beim
vierten Geschoß weitere Verdünnung der Mauer auf der Innenseite.
FREISTEHENDER GLOCKENTURM. „1783 wurden sämmtliche Gebäude bei der
Kirche so wie das Glockenhaus in Asche gelegt“ (Jensen, Statistik). Vermutlich ist damit
ein freistehender Glockenstuhl gemeint.
KLEINER FRIEDHOF mit Holzkreuzen an der Westseite der Turmruine. Inschrift-
tafel „Heimat für Heimatlose 1895“.
AUSSTATTUNG. Altar: Auf gemauertem Stipes scharrierte Deckplatte aus Sandstein
(206,5x111 cm) mit fünf Weihkreuzen in Scheibenform versehen (Buchstaben NM und
RB spätere Einritzungen).
 
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