Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
212

'Pellworm

wendet). Heinrich sah über der Südertür das Bildnis S. Salva-
toris. — Drei große Rundbogenfenster mit doppelt abgetrepp-
tem Gewände und gußeisernem Rahmenwerk, ein weiteres
kleines Fenster gleicher Art am Ostende, den Kanzelaufgang
beleuchtend. Als Fries deutsches Band, über dem Südportal
verdoppelt.
Nordwand. Spätgotisches Portal, gedrückt rundbogig
mit flachem Wulstprofil. Ein in Sohlbankhöhe verlaufendes
Kaffgesims bildet über dem Portal einen abgetreppten Giebel.
Kleinere Tür als Zugang zur Heizung. Zwei rundbogige Fenster,
von denen das westliche den Südfenstern gleicht. Fries aus
vorgekragten konsolartigen Bindern und darübergelegten, aus-
gekehlten Läufern (vgl. Haupt V, Abb. 305, 1, ein gleiches
Gesims am Hattstedter Turm).
Westwand. Ungeweißt, nach Einsturz des Turmes auf-
geführt.
Das Schiff ist in seiner heutigen Gestalt vermutlich größer als das ursprünglich romanische,
von dem noch Sockelprofilsteine und Säulenreste der Portale erhalten und wieder-
verwendet sind. Eine Erweiterung nach Westen steht offenbar mit dem Turmbau im Zu-
sammenhang.
Inneres des Schiffes. Das Schiff ist mit verschalter Balkendecke versehen, die in der
Barockzeit mit biblischen Szenen bemalt war, über der Orgel Vertreibung aus dem Tempel
(Mitt. Wilckens 1914). Zum Chore öffnet sich das Schiff mit einem runden Triumphbogen,
dessen Kämpfer aus einer geschmiegten Platte bestehen. Der Triumphbogen laut Inschrift
1914 neu aufgebaut (dabei um 20 cm erhöht). Seine Bemalung, entdeckt 1911, von A.
Wilckens „entsprechend der früheren hergestellt“.
Malereien aus dem 13. Jhdt. an Chorbogen und Chorbogenwand. (Bericht von A.
Wilckens, Aug. 1911). Farben: gelb (Ocker und terra di Siena), braun (terra di Siena gebr.
und stumpferes Braun), rot (caput mortuum und leuchtendes Rot), grün (Kalkgrün und
gelbliches Grün). Sclrwarze Konturen.
Leibung des Chorbogens, mit aneinandergereihten Kreisen, in den drei obersten einiger-
maßen erhaltenen: Elefant (scheinbar beladen), laufendes Pferd?, Fuchs ?. Die Kreise durch
Rosetten miteinander verbunden, seitlich Halbrosetten. Am westlichen Außenrande orna-
mentales Band, am östlichen breite farbige Bänder.
Chorbogenwand. Der Chorbogen von breitem ornamentalem Fries eingerahmt. Über
dem Chorbogen Fries mit Darstellungen aus Schöpfungsgeschichte und Sündenfall.
Einigermaßen zu erkennen ist die Erschaffung der Tiere, Gott scheint auf einem Thron zu
sitzen. Auch das Verbot, von allen Bäumen zu essen, scheint dargestellt zu sein, sowie die
Vertreibung aus dem Paradies. Die Bilder auf einer Schicht, die sich größtenteils vom Unter-
gründe abgelöst hat. Verzierungen des Heiligenscheines und der Ärmel, die Äpfel auf dem
Baume und in der Hand Adams in den Untergrund hineingeschnitten. Unter diesem Fries
Bogenstellungen, die ca. 3 5 cm auseinanderstehen, in den Bogen Köpfe und Spuren von
Flügeln und Gewandung zu erkennen. In den Zwischenfeldern Reste figürlicher Darstellungen
(kurzer Fundbericht von R. Haupt in der „Kunstchronik“ 1911/12, N. F. 23. Jg. Sp. 183).

Abb. 36. Pellworm, Alte
Kirche, Kapitell vom
Südportal
 
Annotationen