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214

Pellworm

—80 Altaraufsatz mit doppeltem Flügelpaar, Mittelschrein überhöht mit zwei weiteren Flügeln.
Lübisch, ca. 1460/70. Die Gemälde wohl von einem Nachfolger des Hermen Rode. Maße
des Mittelschreins: h. 245, br. 223,5, t. 21 cm. Doppelflügel h. 166, br. 112,5, t. 16,2 cm.
Höhe des Blätterkamms (nur Mitte erhalten) 21 cm.
76 Bei geöffneten Flügeln sieben geschnitzte Passionsszenen sichtbar: je zwei Szenen in den
Flügeln, drei im Mittelschrein, von links nach rechts: Gethsemane, Gefangennahme, Christus
vor Pilatus, figurenreiche Kreuzigung (Christus und die Schächer in den erhöhten
Mittelteil hineinragend, drei Kelchengel, Mariä Ohnmacht, Longinus und Diener usw.),
Geißelung, Kreuzabnahme, Grablegung. Über jedem Feld reicher dreiseitiger Maßwerk-
baldachin mit Kielbogen (weiß gestrichen). In den oberen Flügeln Anna selbdritt,
sitzend (Maria steht), und Andreas, sitzend. Kräftige untersetzte Gestalten mit breiten
Köpfen, die Bewegungen befangen, Komposition der Szenen etwas steif, Figuren teil-
weise nebeneinander aufgereiht. Eichenholz, teilweise mit Leinwandüberzug, die alte Fassung
übermalt, z. T. anlackiert.
77 Bei geschlossenen Innenflügeln und geöffneten Außenflügeln sind auf jedem Flügel
vier gemalte Szenen sichtbar. Dargestellt sind in der oberen Reihe von links nach rechts:
78 Verkündigung, Heimsuchung, Geburt Christi, Anbetung der Könige, Darstellung im
79 Tempel, der 12jährige Jesus im Tempel, Himmelfahrt Mariä, Marienkrönung. In der
unteren Reihe: Abschied Christi von Maria, Kreuztragung, Entkleidung, Kreuzan-
80 nagelung, Kreuzigung, Kreuzabnahme, Beweinung, Grablegung. Die Außenflügel zeigen
auf den Außenseiten (stark beschädigt) die Gregorsmesse und eine ikonographisch seltene
Darstellung: Baum mit Kruzifix und aufgespießten Märtyrern, darunter stehend Bischof
und Heiliger in weltlicher Tracht mit Jägerhut und Dolch. Auf den Außenseiten der oberen
Flügel links Maria (?), Kopf nicht mehr erkennbar, und der thronende Gottvater,
segnend.
Die Gemälde stehen auf Kreidegrund, sie sind stark beschädigt. Die Beziehung zu
Hermen Rode und über ihn zu Dirk Bouts ist deutlich. Die Gestaltung der Figuren ist
derb, von einer gewissen Starrheit, die eiförmigen Gesichter wirken grämlich; betont ist
die Lidfalte unter den Augen. Eine räumliche Verbindung der Figuren mit dem Hintergrund
ist nicht erreicht, die Figuren scheinen in einer schmalen Vorderebene vor den verschiedenen
Innenräumen, bzw. vor den reich unterteilten Landschaften in der Tiefe zu stehen. Hier
finden sich Hügel, Baumgruppen, Felsen und Turmbauten. Die Landschaft ist bei benach-
barten Bildern oft einheitlich durchgeführt. Farben: Gewänder blau, weiß, rot, gelb.
Brokatmuster. Himmel hellblau und weiß, Erdboden graugrün und braun.
Predella mit eingelassenem Gemälde des Abendmahls. Kopie nach Leonardo da Vinci,
Öl auf Leinwand, 65 X92 cm. Aus dem Anfang des 19. Jhdts.
Auf der Rückwand des Schreins eingeschnittene Minuskelinschrift: gerhardus campens
tenuit pastoratü xxiiiiiii1 (27V2) anuis. (Pfarrer 1533—60).
Kleines Lesepult, 18. Jhdt. Kanten in Aussägearbeit.
107 P>ron%etaufe von Hinrick Klinghe, 1475, im Chor. Kumme mit vier Tragefiguren, h.
90,5, Höhe der Kumme ca. 38 cm, Dm. der Kumme 89 cm. Vier gleiche Tragfiguren, halb-
rund, ausgehöhlt. Diakon mit Wappenschild in der linken Hand, auf dem zwei gekreuzte
Schwerter (siehe unten) dargestellt sind. Die Figuren sind unten mit Zapfen versehen und
standen ursprünglich auf (nicht erhaltenem) Standring. Verstrebung unterhalb der Kumme:
 
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