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Brauer, Heinrich; Scheffler, Wolfgang; Weber, Hans
Die Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein (3): Die Kunstdenkmäler des Kreises Südtöndern — Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.66538#0044
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später dann durchweg das kleinere Format. Der Verband besteht in einem Wechsel
von Läuferschicht und Binderschicht. Jahreszahlen auf Backsteinen kommen vor
341 (Aventoft, Pastorat; Stedesand, Haus Steensen). Sehr bemerkenswert sind die be-
sonders auf Sylt zu beobachtenden Backsteinmuster, die durch regelmäßig eingefügte
Klinker oder mit grünlicher Salzglasur überzogene Steine, und zwar Binder, erzielt
319 werden. Neben einem schachbrettartigen Muster sind Rauten und Anfangsbuchstaben
der Besitzer zu nennen. In Blüte stand diese dekorative Kunst in den letzten Jahr-
zehnten des 18. Jhdts. Vereinzelt sind gewisse Stellen der Wand durchbrochen durch
Auslassen von Bindern, die Steine unter den Löchern kragen vor; es entstehen Tauben-
295 schläge (nachweisbar in Keitum, Haus Sievertsen, Hof Klenter bei Keitum und in
Risum, Haus Jensen).
Häufig sind auf Sylt die Backsteinmauern weiß verputzt. Dieser Umstand hängt
sicherlich mit der Materialknappheit auf der Insel zusammen. Bei Neu- oder Umbauten
wurde älteres Steinmaterial wieder verwandt; die so entstehenden Unregelmäßigkeiten
verdeckte der Putz (vergl. Karl Chiistiansen, Sylter Bauformen).
Der Mauersockel wird bei älteren Häusern aus Feldsteinen gebildet. Beim Haus
Olesen in Alkersum sind Teile der Wand (Nordhälfte der Westmauer) in Höhe von
1,20 m aus Rasenstücken (Erdsoden) aufgemauert. Wände aus Holz, Ret oder Erd-
soden gingen den Backsteinmauern voraus, die seit dem Ende des 16. Jhdts. aufkamen.
Eine Zierde der Backsteinmauern bilden die schmiedeeisernen Maueranker, die
Jahreszahlen und Initialen der Besitzer darstellen. Die ältesten, von 1626, sind auf
Groß-Bombüll anzutreffen. Besonders im 18. Jhdt. sind sie beliebt. In den ersten Jahr-
zehnten des 19. Jhdts. treten die Initialen als Spiegelmonogramme auf, so z. B. im Chri-
324 stian-Albrechtskoog (auffallend reich am Koogshaus von 1822) und in Deezbüll, wo
sich aus den 1840er Jahren noch sehr stattliche und schöne Bauernhäuser in der boden-
ständigen Bauart finden.
Die Eingangstür ist in älterer Zeit durchweg korbbogig. Der Bogen wird im
18. Jhdt. durch Kämpfer aus Formsteinen begrenzt. Er wird durch Bemalung der Steine
in Schwarz und Weiß gern hervorgehoben, so besonders auf Sylt. Hier bildet das
312 Haus Thiessen in Klein-Morsum mit seinen Ovalfenstern beiderseits der Tür ein be-
rühmtes Beispiel. Neben der Tür befinden sich Maueranker, die oft mit Ösen zum An-
binden der Pferde versehen sind. Ein wenig behauener Granitquader neben der Tür
dient als Trittstein zum Besteigen des Pferdes. Ein Unikum stellt die Tür des Hauses
308 Christiansen in Nieblum auf Föhr dar. Sie weist durch ein vorgesetztes Säulenportal
aus weißem Marmor auf die Wohlhabenheit des Erbauers, eines Kapitäns, hin.
Die hölzernen zweiflügeligen Haustüren des 18. und beginnenden 19. Jhdts. sind
335 mit Schnitzereien versehen. Das Oberlicht enthält des öfteren Initialen (so auf Sylt).
In Niebüll finden sich ansprechende Beispiele für verzierte Oberlichte aus Gußeisen
aus den 1840er Jahren. Türgriffe und Klopfer aus Messing kommen an den Kapitäns-
häusern vor.
Über der Haupteingangstür sitzt der Zwerchgiebel, der dem Friesenhaus so recht
ein Gesicht gibt. Auf Sylt treffen wir den Spitzgiebel noch in zahlreichen Beispielen;
selten ist er auf Amrum, auf Föhr er ist lediglich am Haus Olesen vorhanden. Vom
301 Festlande ist der Giebel des bekannten Hauses Axen in Lindholm aus dem 17. Jhdt. zu
 
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