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Brauer, Heinrich; Scheffler, Wolfgang; Weber, Hans
Die Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein (3): Die Kunstdenkmäler des Kreises Südtöndern — Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.66538#0053
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Aventoft

49

Im Mittelschrein Margarete auf dem Teufelsdrachen stehend, in der Linken ein Buch,
mit der Rechten stieß sie den jetzt fehlenden Kreuzesstab dem Teufel in den Rachen.
Der große gekrönte Kopf von mächtigen Haarlocken umrahmt. Maßwerkschleier, ge-
streckter Kielbogen, gebuckelte Krabben, sich durchschneidende Rundbogen. Die
frei herabhängenden „Nasen" des Maßwerks abgebrochen.
Flügel mit Szenen aus dem Leben der Heiligen, i. links oben: Margarete wird vor den
thronenden Präfekten Olybius geführt, der auf sie einredet. Er trägt Vollbart und
Barett mit geteiltem Aufschlag. Unter den sechs weiteren Männern einer mit Kapuze.
2. Die Heilige, aufgehängt, nur mit einemLendentuch bekleidet, wird von zwei Schergen,
einem jungen und einem alten, an den Brüsten durch brennende Fackeln versengt.
Links dahinter der Präfekt, rechts der Mann mit Kapuze. Symmetrische Komposition.
3. Die Heilige, völlig unbekleidet, wird von den gleichen Schergen gegeißelt; beiderseits
dieselben Figuren wie bei dem 2. Relief. 4. Die Heilige kniet betend, ein Scherge neben
ihr ist im Begriff, sie zu enthaupten. (Hände und Schwert fehlen.) Links vorn der
Präfekt. Vier weitere Männer. — Die vier Felder der Flügel haben keine Maßwerk-
schleier mehr.
Beide Altäre, der Marien- und der Margaretenaltar, sind auf Grund ihrer stilistischen
Verwandtschaft mit dem Reseschen Triptychon von 1499 in Lübeck, den Altären zu
Hald, Rapstedt u. a.m. als Werke des Imperialissima-Meisters anzusprechen (vgl. Struck).
Auffallende Ähnlichkeit, besonders der Figuren des Margaretenaltars mit dem Altar
des Domes zu Vaesterars am Mälarsee, Schweden (Paatz).
Taufe: Romanischer Taufstein aus Granit (braun lackiert!), vor der Nordwand. Aus 160
zwei Blöcken bestehend. Höhe 68 cm, seit 1911 4 cm im Fußboden steckend, Sockel
quadratisch mit Rundarkatur aus je fünf Bogen, darüber Segmentbogen zwischen Eck-
zwickeln, die Bogenfelder mit etwas Spiralrankenwerk. Der kurze runde Schaft zwischen
zwei Wulsten eingezogen. Die Kumme (Dm. 76 cm) zylindrisch, Wandung leicht ge-
krümmt. Oberer Rand abgesetzt und mit Tauornament verziert.
Taufdeckel: Sechsseitige zwiebelförmige Haube mit biblischen Szenen bemalt, doch
schwarz überstrichen; unten Frieszone mit gemaltem Spruch, darunter ältere Inschrift
mit der Jahreszahl „A. Do. 17. 1." Spitze profiliert. Eine Messingtaufschüssel wird in
den Inventaren 1784 und 1874 erwähnt.
Kanzel: An der Südwand die Kanzel, 1768 geliefert, 1773 gemalt. Die Wandung
des aus vier Seiten eines Achtecks bestehenden Korbes ist karniesförmig ausge-
schweift, mit Rokoko-Kartuschen besetzt, Unterhänge mit ausgesägten Ranken.
Unterer konsolartiger Abschluß zur Wand hin verlaufend. Lesepult mit Stütze in
Aussägearbeit.
Der Schalldeckel ist ein unregelmäßiges Sechseck, hat eine profilierte Frieszone,
Unterhänge und Aufsätze mit ausgesägten Rocaillen, an den Ecken gedrehte Spitzen.
— Die heutige Bemalung der Kanzel, schwarz, gold und rot stammt wohl von 1851.
Von den Bildern der Evangelisten an der Kanzel spricht Petersen (1844).
Triumphkreu^p Das an der Nordwand hängende Triumphkreuz aus Eichenholz
stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Braungelber Ölfarbenanstrich,
Höhe des Corpus 165 cm. Das Kreuz, dem der obere Arm fehlt, hat Vierpaßfelder mit
gemalten Evangelistensymbolen. Malerei erneuert.
 
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