Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Rubens, Peter Paul; Kehrer, Hugo [Oth.]
Peter Paul Rubens: mit 80 Abbildungen, Briefen des Künstlers und seiner Schrift "Über die Nachahmung antiker Statuen" — München: Huo Schmidt Verlag, 1919

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63502#0011
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
(jedermann kennt das Buch „Rembrandt als Erzieher",
„Rubens als Erzieher" ist noch nicht geschrieben
worden. Rembrandts Kunst ist vertiefte, verinnerlichte
Kunst, sie gibt das eine Profil des germanischen Ge-
sichtes, das andere zeigt Rubens' urgewaltige, kampf-
lustige Kunst, — es liegt ctivas Siegfriedartiges in ihr.
Überschuß an Kraft, jauchzender Lebensdrang, Wildheit
und Naivität, Erfassen der Natur in ihren ursprüng-
lichen, gesunden Instinkten, ohne schamlos zu werden,
verschwenderisches Ausgießen des Lebens, ein ewig Jun-
ges und Sprudelndes, Sinnen- und Gcnußfrcudc, lachende
Zärtlichkeit: Das ist Rubens. Seine Kunst trägt heroi-
schen Charakter. Das Leldenzcitaltcr der Menschheit
scheint wicderzuerstehen, da der Menschenleib der ur-
sprünglichen Vollkommenheit und Stärke noch nahestand
und der göttliche Ursprung alles Erdgeborenen gewiß
war. Indem Rubens das Leroische preist, preist er
das Germanische. Rubens ist ein echter Flame, „ein
echter hcllmütiger Franke, ein Landsmann auch für uns".
Flämisch ist für ihn deutsch. Jener Brief, in dem er
sich entschuldigt, in deutscher Sprache antworten zu
müssen, — sein Latein sei nicht gut genug — ist flämisch
geschrieben. Lind doch hat gerade dieser Flame die
Synthese von Germanisch und Lateinisch vollzogen, hat
das nordische Temperament mit der südlichen Formgebung
verschmolzen. .So haben sich Flandern und Italien mitein-
ander vermählt, aber Flandern ist in jenem Bunde der
Mann. Lier ist kein Raum, die These: Rubens der
Vertreter germanischen Geisteslebens „hindurchzuretten".

5
 
Annotationen