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Kekulé von Stradonitz, Reinhard [Hrsg.]; Kekulé von Stradonitz, Reinhard [Bearb.]
Die antiken Terrakotten (Band II): Die Terracotten von Sicilien — Berlin u.a., 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.866#0006
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VI

In Karlsruhe ist, abgesehen von den Museen in Sieilien selbst, weitaus die grösste
Anzahl siciliseher Terracotten an einer Stelle vereinigt. Dort hat Otto, nach seiner Rück-
kehr von London, 1879 ßifrig gezeichnet Rohden hat die Sammlung im April 1881
allein, im Mai desselben Jahres nochmals mit mir gemeinsam durchgenommen.

Andere Museen haben verhältnismässig wenig Ausbeute ergeben, am meisten noch
Berlin, wo die Herren Treu und Pabst durch Herrn Schellbach zeichnen, durch Herrn
Albert Frisch photographische Aufnahmen machen Hessen und Bemerkungen dazu auf-
schrieben. Einiges wenige war mir auch bequem zur Hand — im akademischen Kunst-
museum zu Bonn. Ohne Zweifel sind mir manche sicilische Terracotten unbekannt geblieben.
Aber es ist nicht wahrscheinlich, dass sie das gewonnene Bild verändern oder auch nur
wesentlich ergänzen würden.

Sämtliche LXI Tafeln sind von Otto radirt, mit verschwindender Ausnahme nach
seinen eigenen Zeichnungen, welche er weitaus zumeist vor den Originalen selbst, bei Formen
nach Ausgüssen aus denselben, ein par mal nach Abgüssen, mitunter auch mit Hilfe von
Photogräphieen ausgeführt hatte. Nach Ausgüssen oder Abgüssen sind Tafel XII, 1 XV, 4. 5
XXV, 4 LVI, 1. 2 LX, 1.2, nach Photogräphieen II, 1 XXII, 2. 3. 4 XXIX, 2 XXXVIII, 1. 2
XLIX, 2. 3 LIX. LXI, 4. 7, nach Zeichnungen von Carmelo Giarrizzo LVII, i. 2. 3.
Zeichnungen von Giarrizzo lagen neben den Abgüssen auch vor für LX, 1. 2. Der Druck
aller Kupferplatten bis auf zwei ist in der Reichsdruckerei in Berlin ausgeführt worden,
vielfach unter persönliche]" Teilnahme Ottos und nicht ohne freundliche Förderung von
Seiten L. Jacoby's.

Die Radirungen Ottos werden ihm ohne Zweifel neue Freunde und Verehrer ge-
winnen. Natürlich sehen die rein und klar gegebenen Abbildungen auf den Tafeln mitunter
feiner aus, als die Terracotten selbst, wenigstens auf den ersten Blick, erscheinen. Zunächst
sind, wie es sich von selbst versteht, beim Zeichnen die Vorlagen stets in die vorteilhafteste
Beleuchtung und Stellung gebracht worden, welche die gegebenen Verhältnisse irgend ge-
statteten ; und es ist mir immer wieder von neuem merkwürdig gewesen, wie sehr sogar
vorher roh aussehende Figuren durch hohe Aufstellung und scharfe Beleuchtung an Schönheit
und Klarheit der Motive und Formen gewinnen. Dann übt die unvermeidliche Verkleinerung-
leicht eine verfeinernde Wirkung, am auffälligsten gerade bei den verhältnismässig grossen
Figuren der geringeren Sorte aus Kentoripa, von welche]- Fig. 76 auf S. 34 und Tafel
XLVII, 1. 2 und Tafel XLVIII Beispiele geben. Ferner sind die Originale selbst nur zu
oft durch die Zufälle der Zerstörung auf das hässlichstc entstellt: nicht nur beschädigt und
in den Formen zerrissen, sondern verwaschen, ungleichmassig in der Oberfläche und in der
Thonfarbe, schmutzig, fleckig von Resten der weissen Deckfarbe u. dergi. Es war einfach
Pflicht, solche zufällige Störungen so weit es anging wegzulassen oder, wo es nicht anging,
sie wenigstens so viel als möglich zurücktreten zu lassen: sie nicht, wie die photographische
Maschine es tut, zu verschärfen und zu verstärken, sondern zu mildern. Endlich mag
daran erinnert werden, dass jede Zeichnung eine Uebersetzung, eine Neuschöpfung' innerhalb
eines bestimmten Kreises fest gegebener Bedingungen und Schranken ist. Den wirklichen
Eindruck des Originals gibt eben nur das Original selbst. Mehr als eine so zu sagen
stellvertretende Wirkung ist auch für die vollkommenste Zeichnung überhaupt nicht möglich.
 
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