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Kern, Emil
Die Pfarrkirche zu Gerlachsheim: geschichtlich, kunstgeschichtlich und religiös dargestellt — [S.l.], 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.12327#0254

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203

Eine noch größere Anzahl stand zu gleicher eidlicher
Aussage bereit. Groß war auch die Zahl derjenigen,
welche eidlich erhärteten, daß sie wunderbare Abhilfe
in allerlei Anliegen auf die Fürbitte der seligsten
Jungfrau nach verrichteter Wallfahrt zu dem Bilde
erhalten haben. Nach Beiziehung von Künstlern und
vielen Theologen wurde vom bischöflichen Ordinariate
der Tatbestand von geschehenen Wundern als voll-
kommen erwiesen, ausgesprochen. Das bischöfliche
Dekret erschien am 19. Dezember 1733 in lateinischer
und deutscher Sprache und wurde von dem damaligen
Fürstbischof Johann Franz Freiherr von Schenk zu
Konstanz (er war 1737—1740 zugleich Bischof von
Augsburg) eigenhändig unterschrieben. Das Bild wird
in diesem Erlasse ein wahrhaft wundertätiges genannt;
jedoch mit ausdrücklicher Beziehung auf die Lehre der
katholischen Kirche, welche durch das Konzilium von
Trient erklärt, daß die Wunder nicht von der Jungfrau
und Gottesmutter, sondern von Gott selbst auf die Für-
bitte seiner heiligsten Mutter gewirkt worden seien
und noch gewirkt werden. Die Freude über diese obrig-
keitliche Entscheidung war groß und allgemein. An
allen Kirchtüren der Diözese wurde dieselbe an-
geschlagen und von den Kanzeln dem Volke verlesen.
Äuf den kommenden Pfingstdienstag wurde ein großes
Dankfest mit einer außerordentlichen Feierlichkeit zur
Eröffnung der bischöflich approbierten Wallfahrt ver-
anstaltet. Diese Feier ging unter ungeheurem Zudrangc
des gläubigen Volkes, dessen Menge auf 30 000 be-
rechnet wurde, mit Aufbietung von allem, was dic
Festlichkeit erhöhen konnte, in schönster Ordnung vor-
über. Seit dieser Zeit hat sich der Besuch der Wall-
fahrt forterhalten. Die vielen Votivtafeln bezeugen,
daß viele wunderbare Heilungen oder Errettung von
Gefahren in jeder Not vorgekommen sind.

Der hl. Abt Gilbert.

Gilbert entstammt einer edlen Familie in der
Auvergne (Frankreich) und führte von Jugend auf
einen reinen, unbescholtenen Lebenswandel. Jhm zur
Seite stand seine Gattin Petronilla, welche dem Gatten
 
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