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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Pecht, Friedrich: Georg Papperitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0323
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Georg Mpperitz' Atelier in München

Georg Vappcrirz

vom Herausgeber

sticht leicht ist eine künstlerische Persönlichkeit so ge-
eignet, den Unterschied der nenen von der alten Zeit
darzustellen, als die des Dresdeners Georg Papperitz,
welcher etwa seit 1872 ein sehr geschätztes Mitglied der

Eingang zu Georg Paxperih' Atelier in München

Münchener Künstlerschaft geworden ist. Ich wüßte mir
nämlich keinen größeren Gegensatz zu denken, als er zwischen
dem mir noch persönlich bekannten, 1861 gestorbenen
Vater unseres Helden und ihm besteht. Der erstere war
ein mit Recht hochgeachteter Landschaftsmaler in Dresden,

Zeitgenosse wie Freund der Ludwig Richter, Oehme und
Thäter — der heiligen drei Könige, wie sie genannt wur-
den — und ihnen in Sitten und Denkart ganz verwandt.
Nach Art jener Zeit streng und knapp erzogen, malte
dieser alte Herr wie alle seine Kollegen in einem gewöhn-
lichen, nach damaliger Art auch noch höchst nüchtern mit
ein paar Strohsesseln und einem tannenen Tisch möblierten
Zimmerchen. Seine an den Stil deS Claude Lorrain
erinnernden italienischen Landschaften waren meist sehr
poetisch empfunden und hübsch komponiert aber so pein-
lich sorgfältig und mager gemalt, daß an ihren Bäumen
alle Blätter abgezählt schienen, während von ihren Auen
ewiger Morgensonnenschein einem entgegenglänzte. Solcher
Bilder wurden alle Jahre höchstens eines fertig, wovon
man allerdings bei den damaligen Preisen nicht fett
werden konnte. Das war der alte Herr Papperitz denn
auch ganz und gar nicht. So peinlich reinlich und por-
zellänen die Malerei, so förmlich, ernsthaft, feierlich, ge-
wissenhaft und gut gebürstet aber hochachtungswert in
seiner Art lebt auch der Manu in meiner Erinnerung
fort, als ein Stück aus jener alten Zeit, von der man
jetzt absolut keine Vorstellung mehr hat. Denn da wurde
Alles so tief durchgedacht und empfunden, daß ihre ge-
malten Wege wie die zur Hölle mit lauter guten Vor-
sätzen gepflastert, aber ziemlich holperig zu gehen waren.

Ganz anders der Sohn, der, seinen Vater früh ver-
lierend, es als ein flotter junger Mann an der Dresdener
Akademie nicht lange aushielt, wo dieser Geist fast bis in
die Gegenwart hinein regierte, und darum schon 1866
nach Antwerpen, dann nach Paris zu Bonnat ging und
damit gleich auch zu jener berühmten Weltausstellung von
1867 kam. Um 1870 machte er dann vollends als
Vierundzwanzigjähriger den Feldzug mit, wo man auch
noch den letzten Rest von sächsischer Pedanterie verlieren
 
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