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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Pecht, Friedrich: Georg Papperitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0324

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Georg Haxpcritz. Pom Herausgeber

2S0

Die Ankunst des Charon mit den Verdammten in der Unterwelt, von Georg Pappcritz

mußte. So durchgebildet, im Lager und in Paris er-
zogen, kam er hierher. Doch nur um bald auch noch
Italien, England und Holland zu besuchen. Da wird
man denn in allen Sätteln gerecht, wenn man, wie
Papperitz, ein gesundes Talent hat. Man bekömmt aber
auch eine leichte slotte Auffassung der Kunst, wie sie unsere
Zeit im Gegensatz zur alten charakterisiert. Denn, wenn
diese Kunst und Leben so streng auseinanderhielt, als
wenn sie einander gar nichts angingen, so möchte die
Gegenwart sie im Gegenteil in vollkommene Harmonie
bringen, d. h. das Leben durch die Kunst adeln. Das
zeigte sich nun gleich bei Papperitz erstem großen Bild:
„Die Schweden kommen" — wo eine vornehme Gesell-
schaft beim Mahl im Schlosse von diesen ungeladenen
Gästen unangenehm überrascht wird. Das ist in seiner
Art vortrefflich, weil der Künstler da offenbar allerhand
Erinnerungen aus dein Feldzug von 1870 verwertet hat,
wo die Deutschen ihren Gegnern gar oft solche Über-
raschungen bereiteten. Das wie die prächtig malerische
Anordnung, das scharfe Erfassen des Zeitcharakters machen
das Werk zu einem sehr gelungenen. Auch das derselben
Zeit entnommene „Nach dem Diner" zeigt ähnliche Vor-
züge, wie die dem Metsu nachgeahmte Szene der Dame
mit der Köchin.

Eine Reminiszenz an Michel Angelo und den römi-
schen Aufenthalt gab wohl die Veranlassung zu dem riesi-

gen Bild „Die Ankunft des Charon mit den Verdammten
in der Unterwelt", mit dem der Künstler 1879 bei der
internationalen Ausstellung in München zuerst Aufsehen
und freilich auch Widerspruch erregte. Die Leinwand-
Verschwendung desselben würde den Papa jedenfalls ent-
setzt haben. Indes ist der mächtige Ernst des Dante doch
nicht für unseres Meisters Naturell geeignet, dem Paul
Veronese und Rubens viel näher stehen. Deshalb gelang
ihm auch die 1883 ausgestellte „Kreuzschleppuug" im
Stile des Paolo viel besser und erntete wohlverdienten
Beifall. Am eigentümlichsten und gediegensten erscheint
diese reichbegabte Proteus-Natur des Künstlers indes in
ihren Bildnissen, wie wir das eines bekannten Münchener
Üniversitüts-Professors bringen, wo Papperitz eine Ver-
bindung von schlagender Wahrheit mit malerischer Frei-
heit zeigt, die dem Werk einen ausgezeichneten Platz anweisen.

Diese glänzende dekorative Begabung finden wir
denn auch in der prächtigen Ausstattung seines Ateliers
bethätigt, das unstreitig zu den schönsten gehört, die man
hier sehen kann und das mir in seinem Reichtum den
eingangs erwähnten ungeheueren Gegensatz ins Gedächtnis
znrückrief, in dem unsere heutige Zeit zu der alten steht.
Nicht minder, daß er sich in Papperitz senior und junior
so schlagend und charakteristisch verkörpert, wie das nur
bei zwei hervorragenden Vertretern der einen und der
anderen möglichst ist.
 
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