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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Weihnachtsbücherschau
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Unsre Bilder
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76

kveibnacbts-Bücherschau. vom Herausgeber — Unsere Bilder

„Widerspenstige" war offenbar noch nicht bezähmt, was man aus der
vollkommenen Gleichgültigkeit sah, mit der sie den Beschauer an-
blickt. Dieses Ideal einer schönen Brittin gibt nun die Radierung
mit den denkbar einfachsten Mitteln, aber einer Feinheit der Em-
pfindung wieder, wie das eben nur der Maler selbst kann. Für
einen Kupferstecher wäre der Stich mangelhaft, denn er ist weit
entfernt von aller Eleganz oder Bravour des Vortrags, der
Künstler kümmerte sich offenbar lediglich um das, was er sagen
wollte, nicht um das wie. Ersteres hat er aber so vollkommen
erreicht als möglich und damit ein hochinteressantes Blatt ge-
schaffen, welches an Seele hinter seinem Bilde durchaus nicht zu-
rücksteht, eine Lebendigkeit und Unmittelbarkeit des Ausdrucks
zeigt, wie man sie eben nur bet großen Meistern findet.

von 1740—1840, also von Geliert und Lessing bis Lenau und
Heine etwa, dann die der Engländer, Schweden, Russen und
Italiener, Spanier und Franzosen, so erstaunt man nicht ani
wenigsten darüber, wie mangelhaft unsere damalige Kunst so viele
dieser Herren wiedergab. Es ist das nicht etwa der Fehler des
die Auswahl treffenden Herrn v. Seidlitz, der im Gegenteil sein
Möglichstes that, um der besten überhaupt existierenden Bildnisse
habhaft zu werden. Aber gegen die bodenlose Stümperei beson-
ders der romantischen Kunst kam er nicht auf. Dafür ist sein
Werk eine höchst interessante Geschichte des deutschen Kllpferstichs
und seiner ungeratenen Tochter, der Lithographie, in dieser Periode
geworden, denn die Hauptstümperei ging erst los, als sich die
Herren Poeten, nachdem der Stich sie verpunktiert hatte, ans
Stein zeichnen ließen. Der Lichtdruck gibt nun alle
diese Stiche und Handzeichnungen aber mit einer Ge-
nauigkeit wieder, die wir nur ihren Herren Verfassen,
gegenüber der Natur gewünscht hätten. Nichtsdesto-
weniger wird man in vielen Fällen doch überrascht, wie
sich das Bild mit der litterarischen Persönlichkeit deckt,
so bei Channsso von Reinick, Jmmermann nach Lessing,
Ludwig Deck nach Vogel, Campe, Achim v. Arnim,
Brentano u. s. w. Dies allein schon rechtfertigt die
große Verbreitung des Werkes umsomehr, als auch der
biographische Text fern von jeder Überschwänglichkeit,
mit fast zu nüchterner Wahrheilsliebe geschrieben ist.
— Wie interessant müßte eine solche Sammlung aber
vollends sein, wenn man von Schiller und Goethe,
Lessing und Wieland schon so gute Photographien be-
säße, wie von unseren heutigen Unsterblichen? Im
ganzen sind die fremden Größen entschieden besser als
unsere eigenen, da bis 1840 die vervielfältigenden
Künste bei uns weit tiefer standen, als bei Fran-
zosen und Engländern. — Die neue Serie VIII/IX:
Künstler und Musiker hat soeben zu erscheinen begonnen.
Sie wird in 20 Lieferungen L 2 Mark vollständig sein.

Aus A. Hendschels Skizzenbuch zweiter
Band, 30 Bilder in Lichtdruck. Gr. 4°. In Prachtband
M. 20.—. Frankfurt a. M., Verlag von M. Hendschel.
Dem in unserer Weihnachtsbücherschau des Vorjahres
mit reichem Lob bedachten ersten Bande der treff-
lichen Hendschel'schen Skizzen ist nun zu diesem Christ-
feste ein zweiter kaum minder ansprechender in ganz
gleicher Ausstattung gefolgt. Auf 30 Blättern treten
uns jene prächtigen Hendschel'schen Gestalten entgegen,
die seit langen Jahren schon in den theuerern pho-
tographischen Nachbildungen eine große Verbreitung
gefunden haben. Als ein um so dankenswerteres Be-
ginnen erscheint die Ausgabe dieser beiden billigen
Prachtalbums, die durch den köstlichen Humor ihrer Dar-
stellungen sich so recht zu Festgeschenken für frohe
Leute und solche, die es werden wollen, eignen.

Goklhold Ephraim Lrssing. Gemalt von A. Grass

verkleinerte Nachbildung der Pbotot^pie in Band III des „Allg. kistor. Aorträtwerks"

„In tausend Ängsten", gemalt von Knaus , radiert von
Holzapfl. München. K a es er. Pr. 20 M. Die zunehmende Vor-
liebe nicht nur nnserer Künstler sondern auch des Publikums für
die Radierung, ist jedenfalls ein Beweis für die Steigerung des
Kunstgeschmacks beim letzteren. Aber auch für die des Könnens
bei den Stechern. — Davon legt nun nicht nur Herkomers köst-
liches Blatt sondem auch das vorliegende ein erfreuliches Zeugniß
ab, da es das so witzige und lebendige Machwerk an Knaus'
hochergötzlichem Bilde eines von Gänsen schwer gcängstigten kleinen
Bauernmädchens köstlich wiedergibt. Die Haltung des Ganzen
ist hier überdies eben so gut getroffen als das geistvolle Ge-
trippel des Pinsels im Einzelnen, so daß man den Stich beson-
ders als heilere Zimmerverzierung empfehlen kann.

Allgem eines historisches Porträtwerk. Eine Samm-
lung von über 600 Porträts der berühmtesten Personen aller Nattonen
seit ca. 1300—1840. Nach Auswahl von vr. W. v. Seidlitz. ^Mit
biographischen Daten von Or. H.Tillmann und vr. H. A. Lier, Serie
V—VII „Dichter und Schriftsteller". 151 Blatt. In vornehmem
Halb-Kalblederbd. 70 M. München, Verlagsanstalt für Kunst und
Wissenschaft. Auch dies Werk ist geeignet, uns den außerordentlich
wohlthätigen Einfluß deutlich zu machen, welchen die Erfindung
des Lichtdrucks auf unsere vervielfältigenden Künste ausgeübt.
Enthält diese Abteilung die litterarischen Größen deutscher Nation

Karl Spitzweg-Album. 14 Photographien nach
Gemälden des Meisters. Folio. Preis 25 M. Konnten
wir im vor. Hest das Erscheinen einer Spitzweg-Mappe
mit 12 Heliogravüren anzeigen, so sind wir heute in der er-
freulichen Lage noch eine ähnliche Sammlung unseren Lesern melden
zu können, die der bekannte Kunstverlag von Hanfstängl in München
in photographischer Reproduktion herausgegeben. Müssen die
Photographien schon als solche gegen die ausgezeichneten Albert-
schen Gravüren, welche wir auf Seite 59 besprochen haben, frei-
lich auch zurückstehen, so werden die Freunde Spitzwegs doch auch
diese neue Sammlung gern willkommen heißen, welche in der bei
Hanfstängl gewohnten mustergültigen Ausstattung vierzehn Werke des
Meisters vereinigt und ein erschöpfendes Bild seiner K unstlhätigkeit gibt.

u n


erc Bilder

vom Herausgeber

in gewisser mystischer Zug seines Wesens hat Gabriel
Max immer gedrängt, sich nm die Thätigkeit der
Magnetiseure und Geisterzitierer, der Hypnotisier: und
Tischrücker zu bekümmern. Alles Wunderbare, Unerklär-
liche, Geheimnisvolle überhaupt zieht ihn gewaltig an, und
die böse Welt behauptet, daß ihm dieMedicn und ihre
Leiter zwar schweres Geld gekostet, aber bis jetzt sehr-
wenig Aufschluß über die Geisterwelt gegeben hätten
 
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