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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Gehrts, Karl: Von damals bis heute, [2]: eine wortreiche Bilder-Selbstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0155

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III. Jahrgang. Geft 8

iz. Januar 1888


»Tie Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnemenlspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3259. bayr. Verzeichnis 4151 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr (6 Hefte): das einzelne Heft
75 Pf. — Inserate (nur durch R. Masse) die viergespaltene Nonpareillezeile 50 Pf. 10,000 Beilagen 60 M.. bei größerem Format oder Umfang Preisaufschlag.

Von damals bis heute

Line wortreiche Bilder-Selbstgeschichte. von Karl Gebrts

(Schluß)

n Düsseldorf angekommen (es war im Herbst 1876),
war's mein Erstes das, auf Anregung des vor-
erwähnten Majors von Sydow, mir von einem Ham-
burger Kaufmann bestellte größere Ölbild: „Minnesänger
in einer »bürgherrlichen« Familie" zu beginnen. Besteller
hatte gewünscht, das Bild möchte der deutschen oder
hambnrgischen Geschichte entnommen werden. Ich ent-
warf denn auch eine ganze Reihe solcher Darstellungen,
wovon später manche noch zur Ausführung, wenn auch
nur in kleinerem Formate, gelangten; aus diesen das

Gastmahl des Gero,
welches ich auf eigene
Faust in größerem
Maßstabe ausführte.
Diese Entwürfe waren
jedoch dem Besteller
alle zu historisch, er
wünschte vielmehr et-
was, dir Verdauung
Beförderndes, — et-
was, das man, ohne
Alpdrücken zu riskieren,
vor'm Mittagsschläf-
chen, fröhlichen Her-
zens auschauen könne,
zu nehmen, aber —
aber — so entstand der Minnesänger.

Das muß ich jedoch besagtem Besteller lassen, —
nett war er doch, denn, bloß um einem angehenden
ihm ganz unbekannten Lukasjünger Gelegenheit zu geben,
ein größeres Ölbild zu malen, so tief in den Geld-
beutel zu greifen, — dazu gehört doch mehr wie bloßes
Kunstinteresse.

Ich hätt's auch gerne besser gemacht, — aber —
wer kann für seine Natur?

Einer der vorerwähnten Entwürfe, „Die Ankunft
des Seeräubers Störtebecker in Hamburg", wurde übrigens
der Anfang meiner illustrativen Thätigkeit, in welche ich
damit durch die bekannte Holzschneideanstalt von Brend-

Die Aunst für Alle III

amour, hier, eingeführt wurde. — Ich war übrigens
damals schon so'n Praktikus, daß ich genannter Firma
das L für'u U machte, als ob (immer bescheiden) ich im
Holzzeichnen längst zu Hause sei, während ich doch in
Wirklichkeit kaum wußte, ob der Holzschnitt mittels Ätzung
oder durch den Grabstichel hergestellt würde. — Aber,
die Sache ging gut. —

Von da an Hab ich denn unmäßig drauf los illu-
striert. Hat mich in mancher Beziehung sehr gefördert,
ist mir aber auch anderseits von manchen meiner
Kollegen gewaltig krumm genommen worden. — Hoffent-
lich nicht auf die Dauer.

Ich illustrierte nacheinander Thomas und Kempis, —
Schillers Demetrius u. a., Göthe, Reinecke Fuchs u. dgl.
(Hallberger'sche Ausgabe), Märchenbücher von Julius
Lvhmeyer (einer meiner besten Freunde unter den Schrift-
stellern), Weddiugen, Louise Pichler u. a., dann Leben
und Heimat in Gott, von Jul. Hammer, Tannhäuser
von Jul. Wolfs u. a. —- dazwischen dann noch eine Anzahl
kleinere Einzeldarstellungen für Zeitschriften, wie Schalk,
Fliegende Blätter, unsere großen illustrierten Blätter und
Kinderbücher. — 's ist übrigens ein eigen Ding, wenn
man am selben Tage Thomas und Kempis Nachfolge
Christi, Fliegende Blätter-Humor u. dgl. illustrieren muß,
aber, 's geht schließlich alles, — bloß das Bilder-
verkaufen, das ist ein Ding für sichs — sollte eigent-
lich auf jeder Kunstschule zuerst gelehrt werden.

Daun malte ich noch eine ganze Reihe von größeren
und kleineren Aquarellen, — wie z. B. Lautmerung aus
Julius Wolsss Rattenfänger von Hameln (Jll. Daheim), —
Verfehltes Liebeslied (Schorers Familienblatt), — Meer-
unterhaltung (Gartenlaube) u. s. w. —- vor allen Dingen
sehr viele Widmungsblätter, wie z. B. die des Malkastens
zur goldenen Hochzeit unseres Kaisers, sowie der Stadt
Köln zum 90. Geburtstage desselben — der Stadt
Weimar für den Großherzog Karl Alexander, — der
Stadt Düsseldorf für das Fürstenpaar Hohenzollern-
Sigmaringen zur goldenen Hochzeit derselben, —-des
Malkastens für Fürst Bismarck zu seinem 70. Gebnrts-

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