Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0154

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Vermischtes — Vom Kunstmarkt

N4

52 Holzschnitten^aus der Illustrierten Zeitung wird sicherlich von
allen offiziellen und inoffiziellen Nimroden mit Freude ausge-
nommen werden. In größtenteils trefflichen Holzschnitten werden
uns hier Meisterwerke der modernen Jagdmaler, Deiker, Beck-
mann, Kröner, Specht, Friese rc. vorgefiihrt, die alle Arten des
hohen und niederen Waidwerks darstellen. Das stattliche Heft ist
sicherlich ein sehr geeignetes Festgeschenk für einen Waidmann.

— Holbeins Darmstädter Madonna soll nach ihrer
w glänzend gelungenen Wiederherstellung im Auftrag der Wiener
Gesellschaft für vervielfältigende Knust gestochen werden.

— Tie Verwaltung der Gemäldegalerie des königl. alten
Museums in Berlin bereitet ein großes Prachtwerk vor, welches
die hervorragendsten Stücke der Sammlung in Kupferstichen und
Radierungen reproduzieren soll. Mit der Ausführung der letzteren
wurden jedesmal die für das betr. Bild geeignetsten Meister in
ganz Deutschland beauftragt, die künstlerische Oberleitung über-
nahm Prof. Louis Jakoby in Berlin. Die ersten Hefte werden
im Verlage der Groteschen Buchhandlung gegen Ostern schon
erscheinen.

— Die Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft in
München zeigt an, daß das vor zwei Jahren von ihr begonnene
monumentale Verlagsunternehmen „die Architektur der Renaissance
in Toskana" vom Frühjahr 1888 an seinen programmmäßigen
Fortgang nehmen wird. Die durch den im Herbst 1885 erfolgten
plötzlichen Tod des Herrn Anton Widmann entstandene große
Lücke ist durch das Eintreten des Herrn Or. C. von Stegmann,
welcher im Verein mit dem bisherigen Chefredakteur des Unter-
nehmens, Herrn Baron von Geymiiller, die Weiterführung des
Werkes übernommen hat, auf das glücklichste ausgefüllt. So
dürfen wir denn hoffen, auch über das Ursprungsland der modernen
Architektur, über Florenz ein grundlegendes Werk zu besitzen, noch
vollkommener als Letarouillys berühmtes Werk über die Archi-
tektur Noms.

-i M ün chen. Im Verlage von Jos. Alb ert, in München, der
die photographischen Nachbildungen aller Bauten König Ludwig II.
veröffentlicht, ist jetzt auch die Bilderreihe des Parzival erschienen,
nut welcher Theodor Spieß den Sängersanl im Schlosse Ncu-
ichwaiistein geschmückt. Diese zwölf Kompositionen entwickeln
besonderen Liebreiz und viel Süßigkeit in ihren Frauengestalten,
eine Frische in dem jugendlichen Helden des Gedichtes bei einer
Strenge und einem Stilgefühl der Zeichnung, daß man sie jeden-
falls zum besten rechnen muß, was in jenem so lange verzauberten
Schloß von der Münchener Kunst geschaffen worden. Zu Fest-
geschenken an junge Damen eignet sich das elegante Hest aber darum
ganz vorzüglich, weil es so ganz von der derben und reckenbaften Art
wie Cornelius und Schnorr diese Stoffe aufgesaßt, absieht und
iveit mehr an Schwunds Anmut erinnert, wie wir sie in dessen
Aschenbrödel bewundern.

-t München. Nimmt unter den hiesigen Knnstgewerben
der Steindruck noch immer eine sehr bedeutende Stellung ein, so
verdankt er dies hauptsächlich seiner Umwandlung in Buntdruck.
Hier steht nun das Obpachersche Institut dermal an der Spitze,
weil es sich früh eine Spezialität zu bilden verstanden hat. Die-
selbe besteht in der Herstellung aller möglichen Arten von künst-
lerisch gezierten Einladungs-, Speise-, Tanz-, Korrespondenz-, Jagd-,
Gedenk-, Trauer-, Empfehlungs-, Besuchs-Karten, welchen die An-
stalt in beiden Hemisphären Platz zu verschaffen gewußt hat.
Dabei fertigt sie natürlich auch alle andern Arten von in Farben-
druck künstlerisch ausgeführtcu Vignetten auf Briefbogen, Kalendern,
Katalogen, Titelbildern und Umschlägen w. und man muß ihr
das Zeugnis geben, daß sie ihre Produktion fortwährend verfeinert
und in jedem Jahr mit neuen Formen wie mit Hinzuziehung
neuer künstlerischer Kräfte bereichert hat.

Vom Runstmsrkt

— Den ersten Hauptgewinn der Berliner Ausstcllungs-
lotterie hat ein Lederzurichter gewonnen und en bloc wieder an
Sen Mann gebracht. Die Nachfrage von Kauflustigen war zwar
außerordentlich groß, die gebotenen Preise hingegen überaus klein.
Schließlich hat derselbe Käufer, in dessen Besitz der „Brief-
jchreiber in Tunis" von Bredt übergegangen ist, auch die anderen
Werke erworben und einen Gesamtpreis von 5000 M. gezahlt.
Bekanntlich war der Hauptgewinn gerade aus das Doppelte
taxiert. Käufer ist der Kunsthändler Spannagel.

* Am Sonnabend, den 26. November d. I., fand in
Dresden eine der vor Weihnachten so beliebten Versteige-
rungen von Bildern statt. In d-w Anzeige hieß es, es sollten

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz -

„wegen Aufgabe einer Kunsthandlung 185 Stück Original-Ol-
gemälde moderner Künstler" versteigert werden, darunter Werke
von Prof. W. Camphausen, Pros. Osw. und Andreas Achenbach,
Pros. Gräf, Prof. F. Friedländer, C. F. Deiker, A. Raßmussen,
A. Normann, F. Sonderland, R. Wagner, Nordenmüller, C.
Hilgers, C. Sell, E. Bolckers, C. Chwala, H. Flockenhaus u. a.
Ein unvorhergesehener Zufall warf ein höchst eigentümliches Licht
auf die sogenannten Original-Ölgemälde. Eben war ein Bild
angeblich von Haller versteigert worden, da erklärte ein anwesen-
der Dresdener Kunsthändler, das sei kein Originalgemnlde, son-
dern nur eine mittelmäßige Kopie nach einem Originale des
Münchener Malers Gaißer, welches er.in seinem Besitze habe!!
Der Veranstalter der famosen Versteigerung erklärte, nachdem er
sich von dem Schreck erholt hatte, mit dreister Unverfrorenheit,
sein Bild sei viel besser, als das Gaißersche. Schließlich nahm
die Versteigerung wieder ihren Fortgang. Herr Gaißer in Mün-
chen erklärte auf telegraphische Anfrage, er kenne weder den an-
geblichen Maler Haller, noch den Versteigerer (? Schaffranek),
noch habe er irgend jemand Erlaubnis zum Kopieren seiner
Bilder gegeben. Wie wir uns überzeugt haben, verhielt sich die
Sache vollständig so, wie der betreffende Kunsthändler behauptet
hatte: es handelte sich in der Thal um eine sehr mittelmäßige
Kopie. Die deutschen Künstler sollten sich durch diesen Vorfall
veranlaßt sehen, ihre Interessen derartigen wandernden Kunst-
versteigerungen gegenüber aus das Nachdrücklichste zu wahren.
Wir sind überzeugt, daß die Mehrzahl jener 185 „Original-
gemttlde" nicht viel mehr Wert haben, als das Hallersche. Es
handelt sich bei derartigen Versteigerungen wandernder Kunst-
händler meistens um ganz mittelmäßige Kitschbilder, wenn nicht
gar wie im vorliegenden Falle um unrechtmäßige Kopieen, die
natürlich mit Schundpreisen bezahlt werden. Dazu kommen einige
große Namen (s. o.) als Blender: sie sind aber mit so großen
Summen angesetzt (Achenbach 8000 Mk.), daß sie nicht gehen,
was auch nicht der Zweck ist. Verehrtes Publikum sällt natür-
lich ans den Schund herein, und die ehrlichen Künstler sind um
so und so viel Aufträge geprellt. Also Augen auf, verehrte Kunst-
genossen und stets möglichst zahlreich hingehen, wenn irgend wo
ein wandernder Kunsthändler seine Bude aufschlägt! Solche Gänge
machen sich bezahlt.

ss Hamburg. Unsere Preisnotiz im dritten Hest dieser
Zeitschrift betrf. des Knaus'schen Starosten berichtigen wir dahin,
daß derselbe von der Kunsthalle sür 19,000 M. erworben wurde.

— Alexander Danz in Leipzig bereitet für den Januar
eine Versteigerung von Peter von Cornelius' Originalkartons
zu den Fresken in der Alten Pinakothek vor.

Wien. Die unter Leitung des Kunsthändlers H. O.
Miethke abgehaltene Versteigerung der Kunstsammlung Daniel
Penther über deren Beginn wir bereits im vorigen Heft be-
richteten, wurde vom 28. November bis 3. Dezember fortgesetzt
und fand an letzterem Tage ihren Abschluß. Es erzielten serner:
Kat.-No. 2107. Nielloplatte aus Silber fl. 241. Kat.-No. 2229.
dreiseitige Majolikaschale fl. 452. Kat.-Nr. 2559. Kleiner Schrank
fl. 270. Kat.-No. 2630. Große rechteckige Kassette aus Ebenholz
sl. 260. Kat.-No. 2652. Kleine rechteckige Kassette fl. 305.
Kät.-No. 2656. Rechteckige Kassette aus Elfenbein fl. 150. Von
den Bildern erreichten: No. 36. Doffo Dossi, Jupiter, Merkur,
Flora fl. 3395. No. 45. Pietro della Francesca, Maria mit
Kind sl. 315. No. 61. Math. Grünewald, das jüngste Gericht
ft. 252. No. 70. Hemskerk, holl. Wirtsstube sl. 400. No. 109.
Moretto, Krönung der Maria fl. 1350. No. 145. Pollajuolo,
Martyrium des hl. Sebastian fl. 800. No. 191. Tizian, Maria
mit Kind fl. 1810. No. 218. Dem Livnardo zugeschrieben,
Johannes der Täufer fl. 1100. No. 229. F. W. L'Allemand,
Österreichische Jusanterie fl. 365. No. 232. Böcklin, Venus
fl. 3630. No. 239. Defregger, Bauernmädchen fl. 2000. No. 272.
Lenbach, Bildnis Böcklins fl. 1050. No. 275. Lenbach, Mann
in spanischer Tracht fl. 1519. No. 287. Makart, Alberich und
die Rheinnixen fl. 1400. Die Kollektion Bilder, von D. Penther
selbst gemalt, 77 Nummern, erzielte einen Gesamlpreis von
fl. 2950. Der Gejamterlös der Auktion beläuft sich aus über
fl. 95000.

Hiedaktionsschluß: 17. Dezember — Ausgabe: »1. Dezember

Bnhält des siebenten Lestes: Lcrlt Karl Gehrts. Voll damals bis
heute — Dr. Max Pettenlofer. Zur Bilderrestaurierung — Eduar d
Darten. Die Weltausstellung zu Düsseldorf — Unsere Bilder — Kunst-
notizen -c. — Mtderbeilagen: vr. Theodor Grosse. Madonna —
Georg Oder. Herbststimmung — Alsonso Savini. Nach Tisch —
Karl Gehrts. Kunst und Wissenschaft.

Druck der Bruckmannffchen Buchdruckerei in München
 
Annotationen