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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Heilbut, Emil: Über die Kunst in England, [2]: Royal Academa of Arts
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0039

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21

Uder die Kunst in England

von Dermal! Delserich

(Fortsetzung von Seite >2) Nachdruck verboten

Trühlingsstimmung. von Arnold Böcklin

2.

Royal Academy of Arts

or dem Renaissance-Palast
der Akademie steht eine
lange Reihe von Karossen.

London hat seinen Salon wie
Paris, die ganze Nobility
kommt voni Lande herein, ihn
zu sehen, und wenn die Royal
Academy ihre Thore zur Aus-
stellung öffnet, dann ist der
Beginn der Saison in London
offiziell. London tanzt näm-
lich im Sommer und badet
in der See im November und
Dezember.

Es wäre ein langes und
breites zu sagen von dem
glänzenden Publikum, das die
Säle der Ausstellung zum
Erdrücken füllt. Man sieht
die schönsten und berühm-
testen Porträts in natura,
und Genrebilder auf den
Divans und ini Treppenhause
von einer Eleganz, die Maler
selten erreichen; auch Blumen-
stücke fehlen nicht — sie werden
von allen Herren im Knopfloch
getragen. Daß die Historie in
der Gesellschaft schwächer ver-
treten ist, trifft auch bei der
englischen Kunst zu, und nur
in den Landschaften der Aus-
stellung ist etwas, das von
der englischen Kunst geleistet
wird und davon die Gesell-
schaft die hier versammelt ist
keinen Schimmer hat: Poesie
und Einfachheit. Übrigens,
wenn wir die Bilder der Aus-
stellung sehen wollen, müssen
wir früh aufstehen, später sieht
man nichts mehr von ihnen,
denn in den rechten Tages-
stunden sieht man nur Men-
schen, die kommen, um sich
selber in Augenschein zu nehmen.

Die Bilder sind dann nur die
wenig beachtete Tapete dieser Räumlichkeiten, ein gelang-
weilter Blick trifft sie aus dem Monokel, wenn eine schöne
Dame zufällig davorsteht.

Wir aber haben unsere Pflicht zu thun und ver-
weilen bei den Gemälden; seit der „englischen Abteilung"
der Berliner Jubiläumsausstellung ist englische Kunst eine
Sache geworden, die Interesse einflößt. Während vor-
mals niemand sie kannte und jeder sie gering schätzte,

kennt man sie jetzt bei uns noch immer nicht und schützt
sie sehr hoch. Denn man sah allein ihr Bestes in der
englischen Abteilung zu Berlin. So vortrefflich nun, wie
die englische Abteilung in Berlin sich präsentierte, die das
Beste einer ganzen Periode im Extrakt gab, wirkt die
Ausstellung der Akademie bei weitem nicht; und so schlecht
wie jene Kenner erwarten lassen, nach deren unfehlbarem
Verdikt, in der Fülle ihrer Kenntnis von der Sache,
 
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