DOI Artikel:
Pecht, Friedrich: Die Münchener Ausstellungen von 1888, [4]: das Sittenbild
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0392
III. Jahrgang. Heft 20
15. Juli EU
—DerauFgegeben von Friedrich Recht
.Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbcilagen in Umschlag geh. Abonnemenrspreis im
Buchhandel oder durch die Post lRcichSposwerzeichnis Nr. sssg, bahr. Verzeichnis 4lS> 3 M. 60 Ps. für das Vierteljahr <6 Hefte): das einzelne Hcsl
7-, Ps. — Inserate <nur durch R. Masse) die viergespaltene Nonpareillezeile so Pf. 12,000 Beilagen 72 M., bei größerem Formal oder Umfang PreiSansichlag.
Grabfigur. von Johann Hoffart
Die Münchener Auf-
stellungen von 1888
von Friedrich pecht
III. Das Sittenbild
(Fortsetzung)
den jungen und hübschen und allem
Anschein nach auch sehr barmherzigen
Schwestern gehört eine rotbackige Lenggrießer
Kathi, der zwei Nonnen beim Frühstück die
Entsagung von aller sündigen Weltlust und
den Eintritt ins Kloster predigen, während
dem armen Kind schon beim bloßen Gedanken
daran gleich die Augen voll Wasser stehen
und der Bissen im Munde stecken bleibt,
und ein im Wirtshaus anwesendes junges
ketzerisches Ehepaar das Opfer mitleidig be-
trachtet, das auf ein Glück verzichten soll,
das es eben jetzt in vollen Zügen genießt. —
Das hat Rau noch ein wenig kalt und
bunt, aber sonst vortrefflich charakterisiert
gegeben. Noch besser vielleicht sind seine
zwei „Schweren Reiter", die eben mit
großer Kühnheit im Wirtshaus eine Attake
ans eine so feste Gebirgskellnerin machen,
daß sie da am Ende trotz aller Tapferkeit
doch aus dem Sattel gehoben werden
könnten. Dies lustige, aber einer daneben
sitzenden Dame keineswegs vergnüglich er-
scheinende Gefecht ist so kernfrisch dargestellt,
daß man trotz der Derbheit seine Freude
daran haben muß.
Dieser junge Künstler denkt eben seine
Vorwürfe ganz und vollständig durch, so
daß keine Figur umsonst da ist und er den
Charakter wie die Gedanken einer jeden
bestimmt ausspricht. Daß sie das so oft
ss
Dre Runst für Alle III
15. Juli EU
—DerauFgegeben von Friedrich Recht
.Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbcilagen in Umschlag geh. Abonnemenrspreis im
Buchhandel oder durch die Post lRcichSposwerzeichnis Nr. sssg, bahr. Verzeichnis 4lS> 3 M. 60 Ps. für das Vierteljahr <6 Hefte): das einzelne Hcsl
7-, Ps. — Inserate <nur durch R. Masse) die viergespaltene Nonpareillezeile so Pf. 12,000 Beilagen 72 M., bei größerem Formal oder Umfang PreiSansichlag.
Grabfigur. von Johann Hoffart
Die Münchener Auf-
stellungen von 1888
von Friedrich pecht
III. Das Sittenbild
(Fortsetzung)
den jungen und hübschen und allem
Anschein nach auch sehr barmherzigen
Schwestern gehört eine rotbackige Lenggrießer
Kathi, der zwei Nonnen beim Frühstück die
Entsagung von aller sündigen Weltlust und
den Eintritt ins Kloster predigen, während
dem armen Kind schon beim bloßen Gedanken
daran gleich die Augen voll Wasser stehen
und der Bissen im Munde stecken bleibt,
und ein im Wirtshaus anwesendes junges
ketzerisches Ehepaar das Opfer mitleidig be-
trachtet, das auf ein Glück verzichten soll,
das es eben jetzt in vollen Zügen genießt. —
Das hat Rau noch ein wenig kalt und
bunt, aber sonst vortrefflich charakterisiert
gegeben. Noch besser vielleicht sind seine
zwei „Schweren Reiter", die eben mit
großer Kühnheit im Wirtshaus eine Attake
ans eine so feste Gebirgskellnerin machen,
daß sie da am Ende trotz aller Tapferkeit
doch aus dem Sattel gehoben werden
könnten. Dies lustige, aber einer daneben
sitzenden Dame keineswegs vergnüglich er-
scheinende Gefecht ist so kernfrisch dargestellt,
daß man trotz der Derbheit seine Freude
daran haben muß.
Dieser junge Künstler denkt eben seine
Vorwürfe ganz und vollständig durch, so
daß keine Figur umsonst da ist und er den
Charakter wie die Gedanken einer jeden
bestimmt ausspricht. Daß sie das so oft
ss
Dre Runst für Alle III