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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vom Kunstmarkt
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266

Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rc.

Personal- und Mrlirrnachrichkrn

U Berlin. Kaiser Friedrich hat dem englischen Maler
Frederic Leighton den Orden »paar le me«te- verliehen.

— vr. Dohme in Berlin, der Direktor der Sammlungen
Sr. Mas. des Kaisers, ist zum Geheimen Regierungs-Rat er-
nannt worden.

st Paris. Eine goldene Medaille vom Pariser Salon
ist einem deutschen Maler zugefallen, dem Maler G. Kuehl. Das
Ereignis ist um so bemerkenswerter, als mir französische Maler
über die Verteilung der Medaillen durch Abstimmung ent-
scheiden. B. C.

st Berlin. Für ein neues Wandgemälde im Berliner
Zeughause ist eine ziemlich große, von Prof. Peter Janssen an-
gefertigte Skizze der Schlacht bei Torgau in Berlin eingetroffen,
die kürzlich im Kuppelsaale von der zuständigen Kommission
geprüft und genebmigt wurde. Das Bild erhält seinen Platz
im westlichen F-eldhcrrnsaale, gegenüber der „Schlacht bei Fehr-
bellin", deren Darstellung ebenfalls ein Werk des Düssel-
dorfer Künstlers ist. Prof. Geselschap ist in der Herrscherhalle
mit seinem großen Wandgemälde. „Nachruhm", auf welchem jetzt
auch der Kaiser Wilhelm die ihm gebührende Ehrenstelle erhält,
schon ziemlich weit vorgeschritten und wird dasselbe voraussicht-
lich noch bis zum August zur Vollendung bringen. H. N.

st Berlin. Im Atelier des Bildhauers Hundrieser zu
Charlottenbnrg nähert sich gegenwärtig ein hervorragendes Kunst-
werk der Vollendung — eine lebensgroße Statue der Königin
Luise. Die Königin sitzt in der vornehmen Haltung einer Agrip-
pina ans einem antiken Sessel, den einen Arm auf die Lehne
gestützt, während das schöne Haupt mit den feinen Zügen sinnend
in die Feme gerichtet ist. Schadows ausgezeichnete Büste
welche als das ähnlichste Porträt der Königin gelten kann, hat
dem Künstler als Vorbild für die individuelle Durchbildung des
Kopfes gedient. B. C.

Ol. Michael MunkacSh hat ein neues großes Gemälde
vollendet, welches von den wenigen intimen Künstlerfreunden, die
es während des Entstehens und nun vollendet gesehen, als durch-
aus aus der Höhe der bisherigen Schöpfungen des Meisters
stehend gerühmt wird. Das Bild stellt eine zur Zeit der von
Oliver Cromwell angefachte» Parteikkmpfe in England spielende
Szene dar. Der Schauplatz ist ein puritanisch öder Saal (die
Bezeichnung stammt auS jener Zeit) in einem englischen Schlosse;
der Gobelin auf den Wänden ist der einzige Schmuck des Raumes,
dem nur der links vorragende Kamin mit seiner trefflich wieder-
gegebcnen Relief-Plastik eine gewisse Wohnlichkeit verleiht. Im
Vordergründe steht die Hauptgestalt, ein Ritter der Stuart-Partei,
der — augenscheinlich im aufwallenden Zorne des Augenblicks —
deni Freund oder Bruder den Degen in die Brust stieß. Sein
Kleid ist leichengelb und harmoniert fast mit der Färbung seines
Antlitzes, das im Schreck über die rasche Thal erblaßte. Der
Tote vor ihm ist schwarz gekleidet. Zwischen beiden Männern
steht ein verschobener Tisch, von dem die Decke herabgeglitten ist,
während der Teppich, auf dem er steht, ganz faltig zusammen-
gcwirbelt erscheint. Auf einer Stufe unterhalb des die rechte
Wand durchbrechenden Fensters, durch welches das Licht einsällt,
liegen ein dnnkelroter Mantel und ein breiter schwarzer Hut.
Neben dem Tische heben sich zwei Samtstühle vom Dunkel des
Hintergrundes ab, in dessen Thüre ein junges- Weib händeringend
steht, während rückwärts eine Schaar von Männern, sicherlich
durch ihren Hilfeschrei Herbeigerusen, auftaucht. Die blutige
Lösung eines politischen Streites, das Unheil der Politik, dies
also ist das ergreifende Motiv von Munkacsys jüngstem Bilde,
welches schon im nächsten Winter im Vaterlande des Künstlers
ausgestellt werden soll. Es ist zu hoffen, daß es dem außer-
ungarischen kunstsreundlichen Publikum mit diesem Gemälde besser
ergehen wird, als mit Munkacsys vorletztem Bilde „Mozarts
Tod", das in Budapest durch mehrere Wochen exponiert war und
dann aus Europa verschwand (wahrscheinlich von Sedelmayer
nach Amerika mitgenommen).

61. Im Atelier des Professors Bsiktor Tilgner wird
gegenwärtig eine Statue des Kaisers von Österreich fertig gestellt,
welche gelegentlich des vierzigjährigen Regierungs-Jubiläums
— Dezember — in Graz zur Ausstellung kommen soll. Das
in Lebensgröße ausgesührte Standbild stellt den Monarchen in
der für den Plastiker sehr dankbaren Ordenstracht der Toison-
Ritter dar.

st London. Hubert Herkomer hat die Psingsttage
im Schlosse Hawarden zugebracht, um daselbst das Porträt der

Frau Gladstone zu malen, welches Bewunderer des liberalen
Staatsmannes als Zeichen ihrer Verehrung demselben zu schenken
beabsichtigen.

Ol. Bischof vr. Ferdinand Dulanßky, der aus eigenen
Kosten die dem Oberbaurat Friedrich Freiherrn v. Schmidt
übertragene Restaurierung des Fünfkirchner Domes bestreitet, hat
mit der malerischen Ausschmückung zweier Kapellen dieses be-
deutsamen Kirchenpalastes die Budapester Künstler Karl Lotz
und Bartholomäus Szekely betraut. Die zu diesem Zwecke
komponierten Fresken gehören zu dem schönsten, was die unga-
rische Kunst auf diesem Gebiete bislang hervorgebracht hat. Pro-
fessor Lop ist mit seinen Niesenkartons schon fertig. Das Altar-
bild zeigt Christus auf dem Himmelsthrone, zu seiner Linken:
Maria, Joseph und den Apostel Johannes, zu seiner Rechten:
Petrus, Johannes den Täufer und den Propheten Elias. Auch
die nationalen Heiligen: Ladislaus, Prinz Enterich und Königin
Elisabeth sind auf dem Gemälde plaziert.

— Thomas Dennerlein in München hat eine wohl-
gelungene Büste deS verstorbenen Architekten Neureuther, des Er-
bauers der neuen Münchener Kunstakademie, vollendet.

Golkorbrn: Castagnary, der französische Direktor der
schönen Künste, welcher sich auch als Kunstschriftsteller einen
Namen gemacht hat, in Paris, 58 Jahre alt. — Porträtmaler
Adolph Jebens, Mitglied der kais. Akademie der Künste in
Petersburg, am 8. Mai, 70 Jahre alt. — Friedrich von
Niederhaußcrn, elsässischer Tiermaler, in Mülhausen. —
H. P. Riviere, tüchtiger englischer Aquarellist, besonders durch
seine Darstellungen aus Rom und der Kampagna bekannt,
76 Jahre alt, in London. — Historienmaler Pros. Berthold
Minder in Wien im 55. Lebensjahre. Minder malte unter
anderm, mit Zugrundelegung der Farbenskizze von Makart, den
Vorhang für das Wiener Stadttheater, „Sommernachtstraum",
welcher bekanntlich bei dem Brande des genannten Theaters
gleichfalls ein Opfer der Flammen wurde. — Historienmaler
Alexander Max Seitz in Rom, 74 Jahre alt.

Denkmäler rkc.

A Berlin. Im hiesigen Architcktenvercin legte kürzlich
Stadtbaurat Ho brecht seine Ideen bezüglich eines Denkmals
für Kaiser Wilhelm dar. Seine interessanten Ausführungen
gingen davon ans-, daß es zuerst von Wichtigkeit sei, sich ein
ungefähres Bild darüber zu machen, wie das Denkmal gestaltet
werden solle. Erst dann könne die Platzfrage in Erwägung
gezogen werden. Über die Vorfrage aber sei man hypothetisch
hinweggegangen, da die Meinung vorherrsche, daß man den Kaiser
im Militärrock und Helm, also in ganz realistischer Weise, dar-
znstellen habe. Nach der Ansicht von Habrecht wäre eine solche
Auffassung des großen Begründers der deutschen Einigkeit nicht
würdig. Der Gedanke an diese geschichtliche Thal und an die
segensreiche Negierung des Kaisers veranlassen den Redner, sich
eine Idealisierung vvrzustellen mit großem architektonischen Unter-
und Ausbau, nach Art des zu errichtenden Denkmals für Viktor
Emanuel; Deutschland habe jedoch den größere» Thalen unseres
Helden entsprechend noch eine ungleich würdigere Ausgabe zu
lösen. Wenn man sich nach dieser Richtung schlüssig geworden
sei, dann erst trete die Platzsrage in ihr Recht, und in'dieser
Beziehung sei es ein Fehler, immer nur in Berlin Umschau zu
halten. Wir sollen ein Neichsdenkmal schaffen, ein der ganzen
Nation gehöriges Standbild, welches, in Berlin errichtet, immer
nur einen „Berliner Kaiser" repräsentieren würde. Außerdem wisse
er in Berlin keinen Platz, der seiner Auffassung des Denkmals
genügen würde. Lustgarten, Opernplatz, die Umgebung des
Brandenburger Thores, der kleine Königsplatz und nun gar die
Schloßfreiheit, deren Häuser zu diesem Behufe erst niedergelegt
werden müßten, sie alle wären nicht geeignet, ein National-
Monument aufzunehmen. Ein solches könne nur aus einem noch
zu bestimmenden Platze mitten in Deutschland errichtet werden,
nicht in einem Zentrum, wie es die Weltstadt Berlin sei,
sondern abseits davon, selbst ein Zentrum bildend, einen Wall-
fahrtsort, wohin die Deutschen ziehen, um ihrem ersten Kaiser
den Zoll der Verehrung darzubringen. Es dürfe aber nicht
wieder eine natürliche Bodenerhebung gewählt werden, da man
hiermit nichts weniger als glänzende Erfahrungen gemacht habe,
erinnert sei nur an das Niederwald-Denkmal und noch mehr an
die Statue der „Liberty" vor New-Dork. Gegen die Größe der
Natur verschwinde das von Menschenhand Geschaffene, die Kunst
wolle nur allein bewundert sein. So durchdrungen auch Baurat
 
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