Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (3.1887-1888)

Vermischte Nachrichten — Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst

Kindermelt eine Reihe der hervorragendsten Bilderbücher ver-
dankt.

— Bon seiten der bayerischen Staatsregierung sind den
befreundeten Regierungen nunmehr auch die Statuten und Pro-
gramme der Münchener Jubiläumsausstellung 1888 mit der
Einladung, die den betreffenden Nationen angehörigen Künstler
zur Beteiligung zu veranlassen, übermittelt worden. — Da die
Ausstellung die Vollendung eines Jahrhunderts seit ihrer ersten
Vorgängerin in München feiert, so wird sie nach dem vor zwei
Jahren in Berlin gegebenen Muster mit einer historischen Ab-
teilung verbunden werden, welche dieKunstentwickelung der letzten
hundert Jahre veranschaulichen soll.

— Die Stadt Sevilla hat dem Papste ein
überaus kostbares Jubiläumsgeschenk gesandt, nämlich
ein Gemälde ihres größten Sohnes, Murillv, für
das vatikanische Museuni, welches bereits zwei Werke
des Meisters zu seinen wertvollsten Stücken zälill.

O Der deutsche Maler T. Mateisdors in
London ist auf den Gedanken gekommen, Vorträge,
welche er über Raffael hält, durch Kalklicht-TranS-
pareute sämtlicher Werke des Meisters, einschließlich
der Skizzen, zu illustrieren. Der Versuch muß als
ein neues System des Kunstunterrichtes bezeichnet
werden, weil die Illustrationen mit ganz wenigen
Ausnahmen in den Dimensionen der Lriguiale mit
lebensgroßen Figuren eisvlgen.

* Der S t a a t s h a u s h a l t s v o r a n s ch l a g, der
den sächsischen Ständen gegenwärtig zur Beratung
vorliegt, berechnet die nächpjährigen Ausgaben der
kgl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft auf
die stattliche Summe von 517,158 Mk., denen
>17,580 Mk. Eliinahmen gegeiiiibersleheu. Für Ver-
mehrung der Sammlungeil sind 75,000 Mk. angc-
ietzt, dantnler VvOO Alk. für Abformung der goldenen
Pforte in Freiberg; aus 50,000 Mk. ist berechnet
die malerische Ausschmückung des umgebauteu Zeug-
hauses, welches die Sammlung der Bildwerke aus-
zunehmeu bestimmt ist (darunter ein Deckengemälde
>m Treppenhnuse). Außen an diesem Gebäude sollen
sechs Flachbildwerke, sechs Nischenbüsten, sechs Zwickel-
fülluugeu und zwei bis vier bekrönende Gruppen an-
gebracht werden. Zur Vorbereitung dieses Schmuckes,
wie Ausschreiven von Preisbewerbungen, Ausstellung
von Versuchen u. dgl. sind 4000 Mk. angesetzt.

Die sernerhiu nicht mehr zu erhaltenden Wand- und
Deckenmalereien in der jetzigen Aiilikensammlung
von Gottfried Semper sollen in farbigen Photo-
graphien erhalten werden; fernerhin sind 2000 Mk.
für einen Abguß der Hvrenhalle vom Ercchtheiou
in Athen angesetzt, der die Haupttreppe des neuen
Museums der Bildwerke schmücken soll. Die Über-
führung verschiedener Sammlungen in größere Räum-
lichkeiten verlangt gleichfalls einen erheblichen Aufwand.

Ferner ist zu bemerken, daß das Kupsersüchkabinet
in Zukunft auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet
sein soll, und daß man in Zeilen daran denkt, einen
lungeren Künstler an der Galerie anzustellen, der die
Erfahrungen im Wiederherstelleu und Auffrischen
alter Gemälde übernehmen soll. — In der stattlichen
Summe, welche Sachsen für Zwecke der Kunst und
Wissenschaft aufwendeu will, und von welcher der
betreffende Ausschuß nur gegen 12,000 Mk. gestrichen
hat, sind noch nicht inbegriffen die Kosten für den
neuen Akademiebau. Wir glauben, daß Sachsen
in der Förderung idealer Zwecke unter den deutschen
Staaten einen sehr ehrenvollen Platz einnimmt und manchem
anderen größeren Lande den Rang abläuft.

dl. Budapest. Der Ausschuß der Gesellschaft für bildende
Kunst hat am 10. Dezember eine stark besuchte Sitzung abgehalten.
Laut dem Bericht der Direktion über die zweite Serie der Herbst-
ausstellung wurde diese von 16,747 Personen besucht, und von
den ausgestellten Kunstobjekten zusammen 89 Stücke für 34,023 fl.
verkauft. Von dieser Summe entfallen aus 62 ungarische Kunst-
werke 20,995 fl. und auf 27 ausländische Kunstwerke 13,028 fl.
Am Ankauf haben sich beteiligt: Se. Majestät der König mit
7 Gemälden für 5100 st.; die Regierung für die Landes-Bilder-
galerie mit 9 Bildern für 8121 fl.; die Gesellschaft kaufte zur
Verlosung 21 Kunstobjekte für 5355 fl.; Privalkunstfreuude
kauften 52 Kunstobjekte für 15,448 fl. Die Gesellschaft will noch

für die Mitglieder in der Weihnachtsausstellung als kleinere Ge-
winnste Gemälde im Betrage von 1000—1200 fl. kaufen. —
Sekretär Nik. von SzmrecsLnyi erstattete vom Resultat der
Konkurrenzen Bericht; danach erhielten: Georg Zala die große
goldene Medaille, Paul Vägü den ersten Künstlerpreis von
600 fl. und Eduard Komlössy den zweiten von 400 fl. Die
Preisträger nahmen sämtlich auch au der Sitzung teil und wurden
herzlichst begrüßt. Robert Nädler, der jetzt in Ägypten weilt,
erhielt den Näth'schen Preis und der bekannte belgische Maler
Jan Verhas die große goldene Medaille für ausländische
Künstler, der hievon telegraphisch verständigt wurde und sich auf
gleichem Wege bedankte.

Probeillustration aus „Kommet zu mir"
von Heinrich Hofmann.

Kuustlitteratur und vervirlsältigende Kunst

Pf Bereits in der Weihnachtsbücherschau des vorigen
Heftes haben wir darauf hingewiesen, daß das bei Wiskott in
Breslau erschienene neue Prachtwerk „Ko mmet zu mir", Bilder
aus dem Leben des Heilands von Heinrich Hofmann (Preis
25 Bk.), überall wohlthuend und erhebend wirken werde und ver-
sprachen eine Probe-Illustration für vorliegendes Heft. Diese
finden unsere Leser also hierüber und zwar haben wir die „Ein-
setzung des Abendmahls" gewählt, die von der vornehmen und
doch anmutenden Linienführung des geschätzten Dresdener Künstlers
eine deutliche Vorstellung giebt.

— Album für Jagdfreunde. Leipzig, Verlag von
I. I. Weber. In Umschlag. Fol. Mk. 2. Diese Sammlung von