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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Unsre Bilder
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Über die Pflege unsres Wandschmuckes
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0018
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Unsre Bilder, vom Herausgeber — Über die pflege unsres Wandschmuckes

nicht zurückgekehrt ist? Sie blickt nicht völlig hoffnungs-
los, aber sie ist erfüllt von wahrhaft unstillbarer Sehn-
sucht, und ebenso seelenvoll als die Gestalten der Maler
jener Empirezeit selber gewöhnlich leer und kalt antiki-
sierend sind. Denn das gerade zeichnet Franz Simms
Figuren so vorteilhaft vor denen der meisten Zeitgenossen
und Vorgänger aus, daß man bei ihnen genau wie bei
denen seiner Landsmännin, der Baronin Ebner-Eschen-
bach, nie im Zweifel über ihre österreichische Herkunft
bleibt und sie jedenfalls in Laxenburg oder Schönbrunn,
aber gewiß nicht in Versailles sucht, unter
dessen Marmorgötteru dieser Empirestil
doch erfunden ward, den Simm mit
solcher Meisterschaft handhabt. Da-
bei ist es ihm in echt deutscher
Weise Bedürfnis, alles mit
gleicher Liebe durchzubilden
und zu beseelen, von den
gelbenÄhornblättern vorne
auf dem Boden bis zu
der zopfigen Vase hinten
trägt alles zur Cha-
rakteristik des Vor-
gangs bei und erhöht
unsre Teilnahme an
demselben. Wie ge-
schmackvoll ist nur
die Frisur der schö-
nen Frau, wie treff-
lich ihre zögernde
Bewegung ausge-
sprochen oder ihr
Versuukensein in
das Gelesene, kurz,
alles an ihr und
um sie fesselt gleich-
mäßig unsre Teil-
nahme.

Über die
unsres
Wandschmuckes

^^ie wenige von denen, die

Bilder zur Ausschmückung
ihrer Räume nach der Wahl ihres
Kunstgeschmackes und Kunstverständ-
nisses oder in Folge eindringlicher ^nderbildnis
Befürwortung sachkundiger Leute er-
worben, denken daran, daß die Pflege
des Kunstbesitzes auch Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Geld
erfordert. Hat ein Liebhaber ein wertvolles Bild glück-
lich erstanden, wird der Platz bestimmt und nach erfolgter
Aufhängung das Werk dem Freundeskreise gezeigt und
immer aufs neue gepriesen, gegen Feuersgefahr sogar ver-
sichert. Sind da aber nicht ganz andre Gefahren, die den
Schutz des glücklichen Besitzers erheischen? Eine, Gott sei
Dank, uns selten heimsuchende Feuersbrunst bekämpft die
Feuerwehr und den eventuellen Schaden ersetzt die Feuer-
versicherungs-Gesellschaft; die Schäden andrer Gefahren

kann nur sorgfältige Behandlung, gewissenhafte, Beobach-
tung und sachverständiges Eingreifen im Falle einer Not-
lage Vorbeugen, beziehungsweise wieder gut machen. Wir
wollen eingerissene Mißstände tadeln, damit durch unfern
Hinweis wenigstens ein kleiner Teil der Kunstfreunde auf
die Gefahren aufmerksam wird, die ihren Besitz bei sorg-
loser Behandlung bedrohen. Die Wände unsrer Privat-
häuser schmücken Ölbilder, Pastelle, Aquarelle, Kupferstiche
und in neuester Zeit erfreulicherweise auch Radierungen.
Die Ölbilder erscheinen jedem, der sich nicht mit den
internen Gebrechen befaßt, am widerstand-
fähigsten. Es kommen in unsrer Zeit
in Betracht, Ölbilder aus Holz, Lein-
wand oder Pappe gemalt, — auf
Kupfer wird heutzutage so selten
ein Pinsel gesetzt, daß wir die
Art von unsrer Betrachtung
ausschließen können. Auf
Holz gemalte Bilder sind
ohne Zweifel am so-
lidesten, wenn die Holz-
platte so in den Rah-
nwn gesetzt iff, daß
eine durch Tempe-
raturwechsel hervor-
gerufene Bewegung
des Holzes srmög-
licht und vor allem,
wenn das Holz
durch richtige Be-
handlung vor der
Bemalung tempe-
ratursicher gemacht
ist, das heißt, Hitze
und Kälte zu wider-
stehen vermag.

Ob der einen An-
forderung Genüge gc-
than, vermag der
Augenschein zu konsta-
tieren, ob aber die rich-
tige Behandlung durch
Tränkung des Holzes er-
folgt ist, muß dem guten
Glauben, dem Zutrauen zur
Solidität der Malweise des
Meisters überlassen bleiben. Sitzt
die Platte nicht sorgsam in dem
Rahmen oder gar eingeklemmt, sind
bei der stets in jeder Behausung wech-
selnden Temperatur Sprünge zu be-
fürchten und diese auszubessern, ist nur
ein geschickter Restaurator im Stande,
denn bei dem Riß werden Farbenschichten gelichtet, ja oft-
mals der Untergrund bloß gelegt und Übermalungen erfor-
derlich. Quellende Holzplatten sind nur mit allergrößter
Vorsicht gerade zu machen, jedenfalls im geglückten Fall
zu parquetieren. Auf Leinwand gemalte Bilder sind der
Einwirkung der Temperatur am meisten exponiert. Die
Leinwand ist auf einen Blendrahmen gespannt, der an
vier Seiten mit Keilen versehen ist. Lockert sich infolge
der Lufteinwirkung die Leinwand, werden unverzagt die
Keile eingetrieben und die gewünschte Spannung erzeugt,

von Ford. Keller
 
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