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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Ein Brief aus Worpswede
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Clifford, Lucy Lane: Die letzten Pinselstriche, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0040
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Lin Brief aus Worpswede. — Die letzten Pinselstriche.

solchen nicht mitzuteilen; über unser Leben und Treiben
hier, den Charakter der Gegend und alles andere einiger-
maßen Bemerkenswerte werden Sie durch das Vorher-
gehende unterrichtet sein — umständlicher vielleicht als
Ihnen lieb ist. Es bleibt mir jetzt noch übrig, Sie um
freundliche Nachsicht mit diesem Geschreibsel zu bitten;
gern hätten wir die Aufgabe einem Würdigeren über-
lassen, wenn sich nur einer hätte finden lassen, der über
Kapitel Worpswede genügend orientiert gewesen wäre.
So mußte das Los denn einen aus unsrer eigenen
Mitte treffen, dessen guten Willen Sie wenigstens, wie
ich hoffen will, anerkennen werden. F. O.

Mädchen. Von Heinrich Vogeler (Worpswede).

über ein merkwürdiges Leben führten. Wohl sah sie
nicht jeder Tag an der Staffelei, mancher vielmehr mit
Dingen beschäftigt, welche die Schulweisheit des Philisters
als mit der Kunst nicht in Zusammenhang stehend er-
achtet, so liefen sie Schlittschuh, fingen und zähmten
Vögel und trieben mehr dergleichen Liebhabereien, aber
stets blieben sie im Verkehr mit der Natur und em-
pfingen so unbewußt Eindrücke, welche keine Professoren-
weisheit ihnen hätte ersetzen können. Es waren Fritz
Mackensen, Otto Modersohn und Hans am Ende,
welche so die „Gründer" der Kolonie wurden. Übrigens
nehme ich hier Gelegenheit, energisch gegen den schreck-
lichen Ausdruck „Malerschule" zu protestieren, der uns
zu unsrem Bedauern in letzter Zeit so oft zu Gesicht
und Ohren gekommen ist. Glaubt man etwa, es sei
eine neue deutsche Akademie hier im Entstehen begriffen?
Wer möchte wohl Eulen nach Athen tragen!?

Doch ich will bei der Stange bleiben! Jene er-
wähnten Drei verlebten von nun an Sommer für Sommer
in Worpswede, um stets erst mit dem nahenden Winter
in die Stadt zurückzukehren. Natürlich konnte es nicht
ausbleiben, daß mit den Jahren ihre Anzahl wuchs,
zuerst langsam, dann schneller und schneller. So entstand
der jedem Deutschen so naheliegende Gedanke, einen
Verein zu gründen, welchem sehr bald noch Karl
Vinnen, Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler
beitraten. Nachdem er lange im stillen bestanden
hatte, nominell freilich erst seit dem vergangenen Herbste,
trat er im Frühling dieses Jahres zuerst an die Öffent-
keit und hatte sich — ohne unbescheiden zu sein, darf
man es ja wohl sagen — von Anbeginn an guten Er-
folges und freundlichen Entgegenkommens zu erfreuen.

Mehr vermag ich Ihnen über den Verein als

Die letzten Mnselskriche.

Nach Mrs. Iv. L. Llifford.

Aus dem Englischen übertragen von Narre von Schmid.

(Fortsetzung aus dem vor. Hefte).

Nachdruck verboten.

^Aonsieur", sagte er, „ich bin nicht sehr galant; aber
ich würde offen gestanden lieber bei der Arbeit
bleiben, welche ich schon vorbereitet habe. Wie ich vor-
hin sagte, ist es allerdings sehr schmeichelhaft für mich,
daß eine englische Dame es gern sehen würde, ein aus
meinen Händen hervorgegangenes Bild von sich zu be-
sitzen; jedoch, wenn ich überhaupt ein solches Porträt
malte, würde es allenfalls vielleicht geschehen, wenn es
eine meiner eignen Landsmänninnen wäre."

„Dann hat sich für Sie die Gelegenheit gefunden,
durch Ihre Zusage ein zweifaches Kompliment ab-
zustatten; denn meine Frau ist halb französisch."

„Ah, Madame ist Halbfranzösin?"

,,Jhr Vater war Engländer; aber ihre Mutter
war Französin."

„Ihre Mutter war Französin?" wiederholte der
Maler unsicher, und er blickte empor, als wenn eine
unmögliche Idee vor ihm aufdämmerte.

„Als sie ein Mädchen war, lebte sie zu St. Germain
en Laye, bis sie zu ihren Verwandten väterlicherseits

Fragment aus Fritz Mackensens Gottesdienst.

(Siebe Bilderheilage.)
 
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