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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0265
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Personal- und Atelier-Nachrichten. — Denkmäler. — vermischte Nachrichten.

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wählt wurde. Er malte Bildnisse, Genrebilder und religiöse Ge-
mälde. Simonson hinterläßt einen Sohn Ernst Otto Simonson,
der sich als Maler ebenfalls schon bethätigt hat und namentlich
Interieurs in der Weise seines Schwagers Gotthard Kühl
malt. IK3IKI

— Gestorben: Am 27. Februar in Leipzig der Professor
an der Kunstakademie und Direktor des städtischen Kunstgcwerbe-
Museums, Professor zur Straßen; in Stuttgart am 22. Fe-
bruar der Professor an der dortigen Kunstgewerbeschule D. Goll;
in Baden-Baden, im 65. Lebensjahre der Hofmaler Gustav
Adolf Amberger, ein Landschafter von nicht unbedeutendem
Rufe; in Marseille der Maler Fran?ois Simon; in Paris
der Maler Auguste Poirson. l«W3l

I>. Kassel. Der verstorbene Rentier Wimmel hat seiner-
zeit neben anderen Legaten für künstlerische Zwecke 50 000 M.
für ein Denkmal testiert, das den Gedanken der Einigung des
deutschen Vaterlandes verkörpern und auf einem der öffentlichen
Plätze Kassels seine Aufstellung finden sollte. Die vor einiger
Zeit veröffentlichte Entscheidung über die auf ein öffentliches Aus-
fchreiben eingegangenen Konkurrenzarbeiten spricht dem Entwürfe
„Für Kaiser und Reich" von Prof. Karl Begas-Kassel den ersten
Preis, dem Entwürfe „Das wehrhafte Reich" des Prof. Eberlein-
Bcrlin den zweiten Preis zu, und schlägt ein weiteres Modell
„Deutschland, Deutschland über Alles" von Cuno von Uechtritz-
Berlin, für einen dritten, im Programm nicht vorgesehenen Preis
vor. Der Begas'sche Entwurf zeigt ein 12 m hohen Obelisken, der
aus einem kräftigen, vorne mit dem Reliefporträt Kaiser Wil-
helms I., seitlich mit den Bildnissen Moltkes und Bismarcks ge-
schmückten Sockel emporsteigt. Unter dem Bilde des Kaisers
sitzt eine die Geschichte verkörpernde weibliche Gestalt, eifrig in
einem Buche lesend, ihr zur Seite eine nackte Jünglingsgestalt,
die auf das Porträt des Kaisers hinweist. Der Eberleinsche
Entwurf ist imposanter, glücklicher in den architektonischen Ver-
hältnissen und reicher im plastischen Schmucke, dürfte allerdings
die in Aussicht genommene Kostensumme auch erheblich über-
schreiten. Auch hier gipfelt der Aufbau in einem Obelisken, der,
18 m hoch, die Idealfigur des Friedens mit der Palme in der
erhobenen Rechten trägt, rechts und links vom Sockel lagern
zwei Figuren, während vorne auf freistehendem Postamente die
Büste Kaiser Wilhelms I. aufgestellt ist. Der Grundgedanke des
Eberleinschen Entwurfes wiederholt sich auch in dem für den
dritten Preis vorgeschlagencn Modelle. Auch dieses weist den
Obelisken von zwei liegenden Figuren flankiert, auf; die Spitze
wird von einem Adler gekrönt, an der Vorderseite des Sockels
sitzt eine Germania mit dem Schwerte in der Hand. lkiuq

— Wien. Der 25. Jahrestag von Moriz von Schwinds
Tod hat einem hiesigen Kreise von Verehren: des Meisters Anlaß
gegeben, ein Schwind-Denkmal in Gestalt eines Melusinen-
Brunnens zu planen. l^ssl

— Braunschweig. Der Landtag hat im Einverständnis
mit der Regierung beschlossen, dem verstorbenen Herzog
Wilhelm ein würdiges Denkmal aus Landesmitteln zu
errichten. t^ssi

tr. Düsseldorf. Im Wettbewerb um die Herstellung
eines Bismarck-Denkmals sind 36 Entwürfe von deutschen
Bildhauern eingegangen. Bon diesen wurden sieben zur engeren
Wahl gezogen. Es waren im Ganzen vier Preise ausgesetzt,
ein erster Preis im Betrage von 4000 M., ein zweiter von
3000 M , ein dritter von 2000 M. und ein vierter von 1000 M.
Da keiner von den sieben in die engere Wahl gezogenen Ent-
würfen eine befriedigende Lösung der Aufgabe bot, beschlossen
die Preisrichter einstimmig, von der Verteilung eines ersten Preises
abzusehen und die ausgesetzten Preise folgendermaßen zu ver-
teilen: einen zweiten Preis von 3000 M. der Arbeit von August
Bauer-Düsseldorf und Johannes Röttg er-Berlin, einen
dritten Preis von 2000 M. dem Entwurf von Hugo Lederer-
Berlin und je einen vierten Preis von 1000 M. den Arbeiten
von Franz Dorrenbach-Düsseldorf und Benno Möhring-
Berlin, dem Entwurf von Karl Echtermeier und Hermann
Pfeifer, beide Professoren an der technischen Hochschule in
Braunschweig, demjenigen von Paul Reuter in Berlin und
einer Arbeit von Felix Görling in Friedrichshagen bei Berlin
und dem gemeinschaftlich von Emil und Hugo Gauer und
Gustav Halmhuber in Berlin ausgeführten Entwurf. Im

Ganzen ist man mit der Entscheidung des Preisgerichts in den
Kreisen der Künstlerschaft und der Bürgerschaft einverstanden,
doch sind unter den nicht prämiierten Entwürfen mehrere sehr
tüchtige und beachtenswerte Arbeiten, die vor einigen der oben-
genannten wohl zu einer gleichen Auszeichnung berechtigt ge-
wesen wären. lb2S8I

— Berlin. Dem Kultusminister ist eine mit zahlreichen
Unterschriften versehene Petition aus der preußischen Künstlerschaft
überreicht worden, betreffend Prüfung der Methode, nach welcher
bei den großen Berliner Kunstausstellungen über Annahme und
Abweisung der eingelieferten Werke entschieden wird. In der
Petition wird insbesondere die absolute, diskretionäre und un-
verantwortliche Machtstellung angegriffen, wie sie das herrschende
System einigen Wenigen gegen ihre Berufsgenossen giebt. Diese
stehe (nach Auffassung der Unterzeichner) mit den Rechtsanschau-
ungen der Jetztzeit in schreiendem Widerspruch und müsse auch
namentlich dann zu einer Quelle des Hasses und der Verbitterung
werden, wenn, wie es öfter geschieht, diese exorbitante Macht
in harter, herzloser und ungerechter Weise gebraucht würde, lksio;

— Weimar. Vom Großherzog sind drei neue Medail-
len für Kunst und Wissenschaft gestiftet worden, bezüglich
derer eine unlängst erlassene Verordnung besagt, daß die für
hervorragende Verdienste auf dem Gebiete der Wissenschaft und
Kunst zu verleihende Medaille 1. Klasse aus einer goldenen,
ovalen Schaumünze besteht, deren Vorderseite das Bildnis des
Großherzogs zeigt, während die Rückseite die von einem Eichen-
kranz umrahmte Inschrift „Dem Verdienste" enthält; sie ist am
Bande des Komthurkrenzes um den Hals zu tragen. — Die
Medaille 2. Klasse ist rund und wird am Bande des Ritterkreuzes
auf der Brust getragen. — Außerdem wird noch „zur Anerken-
nung rühmlichen Wirkens, gemeinnütziger Thätigkeit und anderer
löblichen Leistungen und Dienste ans dem Gebiete der Kunst"
eine andere Medaille verliehen, die aus einer ähnlichen silbernen
Schaumünze besieht und am landesfarbigen Bande auf der Brust
zu tragen ist. l627s;

— Hamburg. In Deutschlands Handelsempore ist un-
längst eine Kunstbewegung entstanden, die, wenn sie auch
wohl im Laufe der allernächsten Zeit im Sande verrinnen
wird, als Erscheinung an und für sich doch symptomatisch ist und
sich einem Münchener Beurteiler in Kunstdingen als eine neue
Eifahrung des alten Satzes erweist: Der Philister liebt nicht das
Neue. Es handelt sich bei den Vorkommnissen in Deutschlands
zweitgrößter Stadt um einen Sturmlauf gegen die „neue Richtung
in der Kunst", der, von Seiten eines Hamburger Großkaufmanns
in Scene gesetzt, durch Preßartikel, Versammlungen, Entrüstungs-
Kundgebungen und was dergleichen mehr ist, gefördert wird.
Die direkte Ursache zu diesem Vorgehen war das Ergebnis einer
für die heurige Hamburger Kunstausstellung ausgeschriebenen
Plakat-Konkurrenz, die einen mit dem Preise bedachten
Entwurf des jungen Hamburger Künstlers, E. Eitner zutage
gefördert hatte, ob dessen sich die dortigen „Kunstverständigen"
allen Ernstes bekreuzigten. Das Plakat ist dem Referenten un-
bekannt, er vermag also darüber selbst ein Urteil nicht abzugeben.
So viel aber darf wohl über die entstandene Bewegung gesagt
werden, daß die neue Kunst im allgemeinen durch derartige
Proteste gewiß nicht in ihrer Entwickelung gehemmt werden wird.
Es ist sicherlich aber eine offene Frage, ob nicht das hamburgische
Kunstleben, das durch die Thätigkeit von Alfred Lichtwark und
Justus Brinckmann aus der thatsächlich vorhanden gewesenen
Versumpfung zu neuem Leben erweckt worden ist, und ob dessen
Wiederbelebung jeder Hamburger sich aufrichtig freuen sollte,
durch derartige Vorkommnisse auf das allerempsindlichste geschädigt
werden kann. Teilnahmelosigkeit des Publikums erbittert einen
Künstler, Nichtverstehen w o l l e n aber kränkt ihn. l03i8;

— Rudolph Lepke's Auktions-Haus in Berlin versteigerte
vor einiger Zeit mit anderen Kunstwerken den Nachlaß des 1892
verstorbenen Malers Otto Brandt. An dabei erzielten beson-
ders bemerkenswerten Preisen seien notiert: W. Frey „Hollän-
dische Weide" 610 M., Charles Daubigny Vater, Flußland-
schaft, 950 M., ein Eduard Detaille, 800 M., Charles
Hoguet „Kirche von Tarbes" 1510 M., desselben „Straße in
einem Gebirgsstädtchen" 940 M , Troyon „Rinderherde" 680 M-,
Karl Scherres, Landschaft, 380 M, CH. E. Jacque „Vor
dem Wirtshause" 1360 M. lewo;
 
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