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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Mortimer, Richard: Die Berliner Kunstausstellung im Landesausstellungsgebäude, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0381
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2§7


Marthe Abran 6el.

Die Berliner LrunstauSstellung im LandeMu^stellung^gebäude.

von Richard Mortimer.
(Schluß aus dem vorigen Hefte.)

verspricht. Sehr interessant ist z. B. ein kleines Bild

Zu den durchweg guten Arbeiten gehören auch
Koners Bildnisse. Es ist einer, den auch das Publikum
verstehen kann und der trotzdem mit Mitteln der Kunst
arbeitet. Man wird zugeben, daß sein Vortrag malerisch,
von großer Verve und Eleganz ist. Wenn man dann
wissen will, was für ein ungelöster Rest wohl bleibt,
so sehe man sich das Porträt vou Lavery an, welches
neben Koner hängt und zum Vergleich herausfordert.
Da erscheint der elftere als ein Maler, der etwas kann;
der zweite als ein Künstler, der etwas zu sagen hat.
Der eine ist sachlich klar und deutlich, der andere kolo-
ristisch malerisch, der eine vernünftig, nüchtern, der andere
träumerisch, geheimnisvoll; der eine dazu geschaffen,
populär? zu werden, der andere ist dazu zu reserviert,
zu vornehm. Trotzdem, wie hoch steht Koner über den
übrigen beliebten Berliner Porträtmalern. — Auch
Scheurenberg vereinigt eine größere Anzahl seiner
Werke aus früherer und neuerer Zeit. Ein Maler, der
etwas kann, der ebenfalls hoch über dem Durchschnitt der
Berliner Maler steht, ohne gerade etwas zu geben, was
einen tieferen Eindruck hinterließe. Feinsinnige Porträts —
das beste, das Bild eines jungen Mädchens ist aus dem
Jahre 78 — und ein koloristisch interessanter weiblicher
Akt wären besonders zu nennen. Wieder ein gut Teil
danach kommt Hausmann, der auch nicht viel zu
sagen hat, aber auch nicht allzuviel kann. Ganz her-
vorragende Arbeiten sind eben nicht zu finden, dafür
jedoch eine ganze Reihe anscheinend Jüngerer, zum Teil
Unbekannter, aus denen sich etwas Gutes zu entwickeln

von Richard Guhr: „Psyche als Kind", welches sich
mit viel Geschmack an die Früh-Jtaliener anlehnt und
den Künstler in seinen Ausdrucksmitteln auf sehr eigen-
artigen Bahnen zeigt, wenn auch die psychologische Auf-
fassung des Bildes nicht jedermanns Sache sein mag.
Der Illustrator Zehme zeigt in zwei kleineren Bildern
„Der Samariter" und Nokturno", daß er über einen
malerischen Stil verfügt. Heilemann malt keck herunter-
gestrichene Porträts, deren Stimmung etwas von seinen
Zeichnungen im „Simplicissimus" hat, Breßler giebt
ein intimes Interieur, Achtenhagen Proben eines
malerischen Talents, nach denen zu urteilen es gut sein
wird, sich diesen Namen zu notieren. Schulte im
Hof, Schlubeck, Münchhausen, Nechutny sind
als Porträtmaler beachtenswert. Agthe, Grothe-
meyer, Müller-Münster („An der Gartenmauer"),
Johnson, Silber st ein und Hellhof sind Figuren-
maler, auf die bei größerem Raum das nähere Eingehen
verlohnte. Ziemlich zahlreich vertreten sind Berliner
Malerinnen. Bei fast allen ist ein gesteigertes Können
zu konstatieren. Da hat Frieda Mens Hausen ein
reizendes Kinderporträt. E. Göbeler ein Damenbild-
nis in weichem, schimmerndem Ton und feiner koloristischen
Auffassung, wenn auch bei ihr die psychologische Lösung
in den Hintergrund zu treten scheint. Gut ist ein
Studienkopf von Johanna Engel und ein Damen-
bildnis von Jeanna Bauck. Die räumlich größte
Arbeit einer Dame ist von Cornelia Paczka, das

Die Kunst für Alle. XIV.

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