-*-s^> AUSSTELLUNGEN — KUNSTLITTERATUR <^ä=^
erübrigt, wodurch sie jetzt schon in der Lage sein Kunstverein für Hannover eine Ausstellung von Ge-
wird, ein Viertel des dem Verein zur Verfügung mälden, Studien etc. des im April d. J. im Alter von
gestellten Kapitals zurückzuzahlen. 115'1 72 Jahren verstorbenen Landschaftsmalers Gustav
3t MAGDEBURG. Die städtischen Behörden be- Hausmann veranstaltet. Die Liebe zur Alpenwelt
willigten einstimmig 800000 M. für den Neubau des liess den Verewigten in der malerischen Darstellung
Museums für Kunst und Kunstgewerbe nach den Ent- ihrer Schönheiten seit langer Zeit das Grundmotiv
würfen des Professors Friedrich Ohmann, des seines Schaffens finden. Die zahlreich vorhandenen
Leiters des Kaiserl. Hofburgbaues in Wien. Das Landschaften aus Oberbayern, der Schweiz und Tirol
neue Museum wird auf dem Heydeckplatz, inmitten gehörten darum zu dem Besten der Ausstellung,
der Stadt, errichtet werden. Das bisherige Museums-
gebäude — das alte Prinzenpalais am Domplatz — NEUE BÜCHER
soll späterhin zur Aufnahme der naturwissenschaft-
lichen und vorgeschichtlichen Sammlungen der X VELAZQUEZ. Ein Bilderatlas zur Geschichte
Stadt dienen. 119'1 seiner Kunst. Mit Text von Karl Voll. (München,
= MAILAND. Eine am 24. November eröffnete Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G., 6 M.). Seitjahr-
Segantini-Ausstellung vereinigt etwa siebzig Werke zehnten, genauer wohl von jenem Zeitpunkte an, da
des Künstlers, darunter fünfzehn Skizzen und Ent- der grosse Spanier des siebzehnten Jahrhunderts
würfe für das Engadin-Panorama, welches bekannt- dem Franzosen des neunzehnten, Edouard Manet,
lieh auf die Pariser Weltausstellung gelangen sollte. zum Erzieher und Befreier wurde, ist der Ruhm
Der Ertrag der Ausstellung ist für Denkmäler be- des Velazquez in stetem Wachsen begriffen. In
stimmt, die in Arco und Maloja geplant werden. Deutschland, wo so wenige Werke von seiner Hand
= GENF. Die Stadt veranstaltet im Januar 1900 zu finden sind, ist doch seine Kunst, durch gute
eine vierzehntägige Ausstellung für schweizerische Nachbildungen zugänglicher geworden, heute fast
Künstler, an welche sich eine Vorführung der für ein Gemeingut der Gebildeten, dank dem klassischen
die Weltausstellung in Paris bestimmten schweize- Werke Karl Justis. Jeder Velazquez-Verehrer wird
rischen Kunstwerke anschliessen wird. [207] es nun mit Freuden begrüssen, dass der Verlag des
= ST. PETERSBURG. Der letzthin bereits er- ^Klassischen Bilderschatzes-- die über viele Jahr-
wähnten Oesterreich-Ungarischen Kunstausstellung gänge zerstreuten Reproduktionen nach Werken des
wird im Januar 1900 die Vorführung einer Kollektion Meisters in einem i Bilderatlas- vereinigt hat, der,
deutscher Kunst folgen, welche späterhin auch nach mit einem erläuternden Text versehen, gleichsam
Moskau überführt werden wird. I152! als Festgabe zum dreihundertsten Geburtstag des
= HANNOVER. Im Provinzialmuseum hatte der Velazquez erschienen ist. Achtundvierzig Werke,
in stattlichem Format reproduziert — daraus
lässt sich schon, soweit dies überhaupt aus
Nachbildungen möglich ist, ein lebendiges und
belehrendes Bild von der Art des Meisters ge-
winnen; umsomehr, wenn die Reproduktionen
von einem Text begleitet sind, der, wie man
es dem Aufsatze Dr. Volls nachrühmen darf,
nicht allein aus eigener Betrachtung der Ori-
ginale, sondern aus liebevollstem, intensivstem
Studium derselben hervorgegangen ist. —
Velazquez, in seinen Bildern so ganz und so
ausschliesslich Maler, ist ein bewunderns-
wertes Beispiel dafür, wie deutlich und wie
bezwingend sich auch die menschliche Persön-
lichkeit in den Werken des Künstlers offen-
baren kann. Der first gentleman im Reiche der
Malerei, erscheint er auch im Leben als wahrer
Edelmann voll Weltgewandtheit, Güte und
imposanter Ritterlichkeit. Das anbetende
Kind auf dem Christus an der Säule«, die
Hauptgruppe der Lanzas , die Art, wie er
den Hofnarren und Zwergen, statt sie noch
mehr ins Lächerliche zu ziehen, durch den
Adel seiner ernstesten Kunst Unsterblichkeit
verleiht — das alles verrät menschliche Eigen-
schaften, die zugleich die Grösse des Künstlers
mitbedingen. Und es ist ein besonderes Ver-
dienst Volls, auf solche Züge in der knapp-
gefassten, aber inhaltsreichen Einleitung nach-
drücklich hingewiesen zu haben. Voll giebt
aber nicht nur eine Schilderung, sondern auch
eine Entwicklung der Kunst des Velazquez.
Er bestreitet zwar, dass man bei ihm von
einer eigentlichen Entwicklung reden könne;
und gewiss darf man hier das Wort nicht im
Sinn von - Wandlungen , sondern in dem
eines ruhigen, konsequenten Fortschreitens
auffassen. Dies Fortschreiten aber weiss Voll,
gerade dank jener Einschränkung, sehr treffend
in seinen charakteristischen Etappen nachzu-
ALBERT VON KELLER LEO SAMBERGER del. weisen. [1661
166
erübrigt, wodurch sie jetzt schon in der Lage sein Kunstverein für Hannover eine Ausstellung von Ge-
wird, ein Viertel des dem Verein zur Verfügung mälden, Studien etc. des im April d. J. im Alter von
gestellten Kapitals zurückzuzahlen. 115'1 72 Jahren verstorbenen Landschaftsmalers Gustav
3t MAGDEBURG. Die städtischen Behörden be- Hausmann veranstaltet. Die Liebe zur Alpenwelt
willigten einstimmig 800000 M. für den Neubau des liess den Verewigten in der malerischen Darstellung
Museums für Kunst und Kunstgewerbe nach den Ent- ihrer Schönheiten seit langer Zeit das Grundmotiv
würfen des Professors Friedrich Ohmann, des seines Schaffens finden. Die zahlreich vorhandenen
Leiters des Kaiserl. Hofburgbaues in Wien. Das Landschaften aus Oberbayern, der Schweiz und Tirol
neue Museum wird auf dem Heydeckplatz, inmitten gehörten darum zu dem Besten der Ausstellung,
der Stadt, errichtet werden. Das bisherige Museums-
gebäude — das alte Prinzenpalais am Domplatz — NEUE BÜCHER
soll späterhin zur Aufnahme der naturwissenschaft-
lichen und vorgeschichtlichen Sammlungen der X VELAZQUEZ. Ein Bilderatlas zur Geschichte
Stadt dienen. 119'1 seiner Kunst. Mit Text von Karl Voll. (München,
= MAILAND. Eine am 24. November eröffnete Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G., 6 M.). Seitjahr-
Segantini-Ausstellung vereinigt etwa siebzig Werke zehnten, genauer wohl von jenem Zeitpunkte an, da
des Künstlers, darunter fünfzehn Skizzen und Ent- der grosse Spanier des siebzehnten Jahrhunderts
würfe für das Engadin-Panorama, welches bekannt- dem Franzosen des neunzehnten, Edouard Manet,
lieh auf die Pariser Weltausstellung gelangen sollte. zum Erzieher und Befreier wurde, ist der Ruhm
Der Ertrag der Ausstellung ist für Denkmäler be- des Velazquez in stetem Wachsen begriffen. In
stimmt, die in Arco und Maloja geplant werden. Deutschland, wo so wenige Werke von seiner Hand
= GENF. Die Stadt veranstaltet im Januar 1900 zu finden sind, ist doch seine Kunst, durch gute
eine vierzehntägige Ausstellung für schweizerische Nachbildungen zugänglicher geworden, heute fast
Künstler, an welche sich eine Vorführung der für ein Gemeingut der Gebildeten, dank dem klassischen
die Weltausstellung in Paris bestimmten schweize- Werke Karl Justis. Jeder Velazquez-Verehrer wird
rischen Kunstwerke anschliessen wird. [207] es nun mit Freuden begrüssen, dass der Verlag des
= ST. PETERSBURG. Der letzthin bereits er- ^Klassischen Bilderschatzes-- die über viele Jahr-
wähnten Oesterreich-Ungarischen Kunstausstellung gänge zerstreuten Reproduktionen nach Werken des
wird im Januar 1900 die Vorführung einer Kollektion Meisters in einem i Bilderatlas- vereinigt hat, der,
deutscher Kunst folgen, welche späterhin auch nach mit einem erläuternden Text versehen, gleichsam
Moskau überführt werden wird. I152! als Festgabe zum dreihundertsten Geburtstag des
= HANNOVER. Im Provinzialmuseum hatte der Velazquez erschienen ist. Achtundvierzig Werke,
in stattlichem Format reproduziert — daraus
lässt sich schon, soweit dies überhaupt aus
Nachbildungen möglich ist, ein lebendiges und
belehrendes Bild von der Art des Meisters ge-
winnen; umsomehr, wenn die Reproduktionen
von einem Text begleitet sind, der, wie man
es dem Aufsatze Dr. Volls nachrühmen darf,
nicht allein aus eigener Betrachtung der Ori-
ginale, sondern aus liebevollstem, intensivstem
Studium derselben hervorgegangen ist. —
Velazquez, in seinen Bildern so ganz und so
ausschliesslich Maler, ist ein bewunderns-
wertes Beispiel dafür, wie deutlich und wie
bezwingend sich auch die menschliche Persön-
lichkeit in den Werken des Künstlers offen-
baren kann. Der first gentleman im Reiche der
Malerei, erscheint er auch im Leben als wahrer
Edelmann voll Weltgewandtheit, Güte und
imposanter Ritterlichkeit. Das anbetende
Kind auf dem Christus an der Säule«, die
Hauptgruppe der Lanzas , die Art, wie er
den Hofnarren und Zwergen, statt sie noch
mehr ins Lächerliche zu ziehen, durch den
Adel seiner ernstesten Kunst Unsterblichkeit
verleiht — das alles verrät menschliche Eigen-
schaften, die zugleich die Grösse des Künstlers
mitbedingen. Und es ist ein besonderes Ver-
dienst Volls, auf solche Züge in der knapp-
gefassten, aber inhaltsreichen Einleitung nach-
drücklich hingewiesen zu haben. Voll giebt
aber nicht nur eine Schilderung, sondern auch
eine Entwicklung der Kunst des Velazquez.
Er bestreitet zwar, dass man bei ihm von
einer eigentlichen Entwicklung reden könne;
und gewiss darf man hier das Wort nicht im
Sinn von - Wandlungen , sondern in dem
eines ruhigen, konsequenten Fortschreitens
auffassen. Dies Fortschreiten aber weiss Voll,
gerade dank jener Einschränkung, sehr treffend
in seinen charakteristischen Etappen nachzu-
ALBERT VON KELLER LEO SAMBERGER del. weisen. [1661
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