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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- und Atelier-Nachrichten – Denkmäler - Von Ausstellungen und Sammlungen – Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0177

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«b-5Ö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

O. WIESBADEN. Seit meinem letzten Berieht Künstler zu einer
sind die „Wiesbadener Kunstsäle" in die Hände des Ausstellung

Herrn Richard Banger übergegangen, der in vereint. Anton

einem andern Teil der Stadt seit mehreren Jahren Weinberger's

Ausstellungsräume besass und nun beide Institute überlegeneTüch-

leitet. Die Kunstsäle wurden mit einer grossen tigkeit blieb auch

belgischen Kollektion neu eröffnet. Courtens, in der unmittel-
Gilsoul, Lemayeur waren mit Landschaften, baren Gesell-
Rysselberghe mit einem interessanten Porträt, schaft aller

Impens mit farbenprächtigen Genrestücken vertreten. seiner Genossen
C. Montald erschien in einem Bilde Das Schwei- unangetastet,

gende Meer als Botticelli-Nachahmer, doch einen Weinberger hatte
leeren Manieristen dürfte man ihn gewiss nicht im Sommer

nennen. Eklektiker früherer Perioden waren nicht einige Werke im

selten technisch virtuos, aber, in äusserlicher Nach- MünchenerGlas-
ahmung befangen, geistig leer. Eine Gruppe mo- palast; eine
derner Eklektiker, zu denen Montald gehört, gehen Zeichnung

andre Wege. Montald ist in der Technik bewusst ( Hirsche am

primitiv, die Frauengestalten auf dem erwähnten WasserO wurde

Gemälde erinnern in mehr als einem Sinne an verkauft. Beson-

Botticelli und doch, wie er sie beseelt, und die deren Ansehens
ernste, kräftige Stimmung des Ganzen ist sein per- erfreuen sich

sönliches Eigentum. Unter den plastischen Arbeiten noch C. KöG-
war ein Porträt von H. Devreese, Vater des ler, dessen

Künstlers (halbe Gestalt, Gips), das bedeutendste heitre Fresken

Werk der Ausstellung. Bewunderungswürdig schien im Rathauskeller

mir die intime, reiche Charakteristik an Gesicht und auch der Wies-

Händen bei ganz breiter Behandlung. Der Kopf ist badener Kurgast

zur Seite gerichtet, der Blick geht in die Ferne: es kennenzulernen

ist das Antlitz eines etwas abgearbeiteten, und pflegt, H. Völ-
lebensmüden, geistig feinen Mannes. Den Belgiern cker und A.

folgte jetzt der Aussteller-Verband Münchener Eckhardt, die

Künstler, leider nicht in so glücklicher Wahl des erst vor kurzem
Gebotenen wie im vorigen Jahre. Wer glauben von München

würde, etwa Wenglein, KCstner, Gampert und hierher übersie-

noch manche andre, aus den vorhandenen Bildern delten und einige

richtig kennen zu lernen, würde sich arg täuschen. jüngere Künst-

G. Jauss hat ein hübsches Genrebild gesandt, das ler, unter denen

aber für seine sich K. Otto,

tief ernste, sin- der Zeichner L.

nigeArtin keiner Hohlwein und

Weise charakte- der Bildhauer HERM. HAHN. Entwarf für das

ristisch ist. Ein W. hecker aus- Liszt-Denkmal in Weimar

Bismarck-Por- zeichnen. He-

trät von Len- cker hat seine

bach erscheint Studienzeit, die ihn zuerst nach Düsseldorf, dann
wie ein Wunder nach Paris führte, noch nicht völlig abgeschlossen;
in seiner Umge- von den Gaben seines ungewöhnlichen Talentes wird,
bung; einsam in wie ich denke, in den nächsten Jahren öfter zu be-
der ganzen Kol- richten sein. C. Gerhardt, K. Wakelhahn und
lektion durch andere können einstweilen nur auf lokales Interesse
Grösse der An- Anspruch erheben. Durch kleinere Kollektionen
schauung und erfreuten uns noch S. v. Scheve, W. Georgi,
vornehme Far- München, F. Kallmorgen und Frau Hormuth-
benwirkung mit Kallmorgen, Karlsruhe. Der verehrte Be-
wenigen Tönen. gründer des Karlsruher Künstlerbundes gab wie
Von andern wert- immer mit Liebe und Feinsinn die Eindrücke treuen
vollen Gaben Schauens. Von einem Gemälde Beginnende Däm-
sind ein feines merung glaubte man zu empfinden, wie auf Häuser,
Bildchen von W. Kähne und geschäftige Menschen sich die Schatten des
Diez und die Abends langsam herabsenkten und wie auch das
Arbeiten von lebhafte Treiben, das auf einer Brücke und in den
Zimmermann, Strassen angedeutet war, in der Zeit der scheidenden
Pilz, Raeuber Sonne verschleiert und stiller erscheint. Der Titel
Roth und des Bildes Beginnende Dämmerung und sein
Steinbrecht innerstes Wesen deckten sich vollkommen. Der
besonders zu er- Besuch der Ausstellungen ist erfreulich rege; die
wähnen. In Verkäufe mehren sich, so wurden zwei Bilder Die
„Bangers Kunst- sieben Todsünden von E. GrCtzner, eine teure
salon" haben Folge von grossem Format, für hiesigen Privatbe-
sich im Oktober sitz angekauft. [201]
herm. hahn. Bildnisbüste des zum erstenmal = BERLIN. Die „Secession" hat aus ihrer
Komponisten Max Schillings die Wiesbadener ersten Ausstellung einen Ueberschuss von 33000 M.

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