Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

DOI Artikel:
Personal- und Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0216
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-*-5^> KUNSTLITERATUR -Cäs^

schichte der Kunst und der Künstler endlich in
gerechterem Lichte zeigen würde, so führt das Werk
doch wirklich zu den Künstlern und zur Kunst in
einer neuen Weise, die aller Kunstfreunde aufrich-
tigsten Dank verdient. E. W. B.

Hen ri Mendelsohn. Böcklin. Geisteshelden
Bd. 40. (Berlin, Ernst Hofmann & Co., geh. M. 2.40,
gebd. in Leinen M. 3.20, in Halbfranz M. 3.80.)

Da Heinrich Alfred Schmids Darstellung von
Böcklins Leben und Schaffen nur in Verbindung
mit dem vierten Bande des bei der Photographischen
Union in München erschienenen Böcklin-Werkes ab-
gegeben wird, so ist obige, kurz nach dem Tode des
Meisters abgeschlossene Biographie von Henri(ette)
Mendelsohn als erste umfangreichere auch heute
noch willkommen. Vieles an bisher nicht bekannten
Einzelheiten, Briefen und sonstigen wichtigen Doku-
menten hat diese Biographie als einen besonderen
Vorzug aufzuweisen. Selbständige Beobachtungen
zugegeben, schließt sich die Darstellung der künst-
lerischen Entwicklung Böcklins doch im wesent-
lichen an die H. A. Schmids in seinen ursprünglich
im »Pan«, dann, 1899, separat erschienenen Arbeiten
über Böcklin an. Ein dem Buche gegebener Anhang
»Literatur über Böcklin« fußt im wesentlichen auf
der Zusammenstellung, die Adolf Bothe diesem
Thema im >Börsenblatt f. d. dtsch. Buchhandel« vom
9. Februar 1901 gewidmet hat.

Das Hamburgische Museum für Kunst
und Gewerbe. Dargestellt zur Feier des
fünfundzwanzig jährigen Bestehens von
Freunden und Schülern Justus Brinck-
manns. Hamburg 1902, Gedruckt im Auftrage des
Hamburger Staates. (Zu beziehen durch Boysen &
Maasch, Hamburg. Preis M. 5.—.)

Diese Festgabe zu Ehren des vielgefeierten Justus
Brinckmann ist kein Prachtwerk, das nur in den
Besitz weniger gelangen könnte — es ist, wie Licht-
wark sagt, »eine Art Führer durch Brinckmanns
Lebenswerk«. Einen solchen Führer zu schaffen,
war in der Tat ein glücklicher Gedanke — dessen
voll gelungene Ausführung dem großen Kreis von
Brinckmanns Freunden und Bewunderern zur Freude
gereicht. — Was sonst so leicht großen Festschriften
mit vielen Beiträgen eigen ist: eine gewisse »Ge-
machtheit«, das Erzwungene, die wahllose Unzu-
sammengehörigkeit der bearbeiteten Themata — all
das ist glücklicherweise dieser wertvollen Fest-
schrift nicht eigen. Es ist diese große Reihe von
Aufsätzen, die zu den einzelnen Gebieten von Brinck-
manns Museum führt, ein Beweis, wie stark Brinck-
manns Persönlichkeit glücklicherweise auf alle mit
ihm in Berührung kommende Kunstfreunde durch
Wort und Tat wirkt. Lichtwarks Darstellung von
Brinckmanns Leben ist Genuß zu lesen. — Es
können hier leider nicht einmal die einzelnen Auf-
sätze angeführt werden. Selbstverständlich gelten
der japanischen Sammlung besonders viele und
besonders wertvolle Beiträge. Wie diese, dürften
auch die Aufsätze zur Keramik des Hamburger
Museums für Kunst und Gewerbe gar manchem
Kunstfreund und Kunsthistoriker willkommene Be-
lehrung geben. Da auch alle anderen Gebiete des
Gewerbemuseums gewürdigt werden, so wird diese
Festschrift zu einem neuen kunstgewerblichen Hand-
buch. Es' ist1*gewiß im Geiste Brinckmanns, daß
diese Gabe ihm zu Ehren nicht einem engen Kreise
dient. Was Peter Jessen in dem ganz besonders
willkommenen Aufsatze über die graphischen Samm-
lungen des Hamburger Museums sagt — in denen
nach meiner Meinung Brinckmanns geniale Sammel-

weise immer glänzender in die Erscheinung treten
wird — das gilt gerade von Brinckmann: >Die Kunst,
zu sammeln, besteht darin, das aufzusuchen, was
andere nicht achten. Der geborene Sammler meidet
die ausgetretenen Pfade und weiß unberührte Jagd-
gründe aufzuspüren. Er stellt sich selber seine
Aufgaben, und während der Arbeit erweitern sich
seine Ziele.« Das beweist diese Festschrift. Der
Gewinn, der aus ihr fließt, wird nicht nur Brinck-
mann, sondern auch der deutschen Kunst zur Ehre
werden. E. W. Bredt

MAX KLINGER-LITERATUR

H. Bulle. Klingers Beethoven und die
farbige Plastik der Griechen. 8°, mit vierzehn
Abbildungen. (Verlagsanstalt Bruckmann, München.
M. 1.50.)

Unter den literarischen Aeußerungen die Klingers
Beethoven gelegentlich der Ausstellungen in Wien
und Düsseldorf hervorgerufen, nimmt die Broschüre
Bulles einen hervorragenden Platz darum ein, weil
sie zu den wenigen gehört, die das Werk des Leip-
ziger Meisters nicht vom gedanklich-literarischen,
sondern vom künstlerisch-technischen Standpunkt
aus behandeln und analysieren. Bulle weist an der
Hand geschickt gewählter Abbildungen und mit wissen-
schaftlichen Gründen nach, wieweit entfernt Klingers
Schöpfung davon ist, eine Vorstellung von der poly-
chromen und cryselephantinen Plastik der Alten zu
geben. Zugleich stellt er fest, warum dem Werke
Ruhe, Klarheit und einheitliche Wirkung fehlen,
weshalb ein Zusammenklingen der Licht- und Farben-
wirkung mit dem geistigen Inhalt nicht erreicht ist.
Die äußerst geistvolle Untersuchung, die sogar
Werke der Malerei als Beweismittel für die Rich-
tigkeit der Ansicht des Verfassers benutzt, gipfelt
in einer, durch wissenschaftliche und bildliche Bei-
spiele unterstützten, interessanten Schilderung der
polychromen Plastik der Antike, die sowohl Künstler
wie Laien über manche Zweifel aufklären wird.
Nachdem der Erlanger Archäologe auf diesem Wege
gezeigt, daß Klingers Werk starke Mängel aufweise,
berührt es etwas sonderbar, daß er seine Arbeit
mit einer kleinen Apotheose des »Beethoven« be-
schließt und dem Bildwerke eine »bleibende geistige
Wirkung« zuerkennt. Damit hebt er eigentlich alles
vorher Gesagte auf. Eine geistige Wirkung, die nicht
an große Kunst gebunden ist, bedeutet für die Kunst
selbst gar nichts. Eine Erklärung und Entschuldigung
für den merkwürdigen Schluß, den Bulle seiner Bro-
schüre gegeben, kann man wohl darin finden, daß
er trotz seiner Bedenken gegen das Werk, das Be-
dürfnis gefühlt hat, der künstlerischen Persönlich-
keit, die Klinger unzweifelhaft ist, eine Huldigung
darzubringen. Hans Rosenhagen

Beethoven und Max Klingers Beethoven-
Statue. Eine Studie von Dr.Josef Mantuani.
(Wien, Verlag von Gerold & Co., M. 1.40.)

Dieser Arbeit fehlt, soweit sie sich mit dem
Werke Klingers beschäftigt, der sachliche Standpunkt.
Ueber ein Kunstwerk sollte zunächst nur aus Kunst,
nicht aus musikgeschichtlichen und archäologischen
Kenntnissen geurteilt werden. Mantuani setzt als
gewiß voraus, daß Klingers »Beethoven> von dem
Künstler nach dessen ganz individueller Auffassung
>aus den Tönen herauskonstruiert« sei, und findet
das Werk verfrüht. Beethoven sei noch nicht er-
forscht, noch nicht erkannt; die gründliche Beethoven-
Forschung sei eine Aufgabe des XX. Jahrhunderts.
In Klingers Schöpfung sei »die Skala von Beethovens
Tonplastik unterdrückt, es erscheine nur das »potis-

199
 
Annotationen