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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Langhammer, Carl: Zum deutschen Künstlerstreit
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0379
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wird. Wie er wirklich alles umfassen wird,
was Kunst macht von ganz links bis ganz
rechts. Und was er für herrliche Ausstel-
lungen veranstalten wird, gleich jetzt zuerst
die Elite-Ausstellung in Weimar, zu der die
deutschen Völker wallen werden. Schade nur,
daß zuerst mal zu dem allem viel Geld ge-
hört, von dessen Vorhandensein man einst-
weilen noch nichts erfuhr; daß man absolut
nicht weiß, wer nun bestimmt, was „Elite"
ist, denn die Ansichten darüber sind in
Berlin und München z. B. schon grundver-
schieden und, last but not least, daß die
Beteiligung der N ich tsezessionisten einst weilen
über den Prozentsatz des Konzessionsschulzen
im feudalen Regiment nicht hinausgeht. Soll
aber eine solche Sache der deutschen Kunst
zum Segen gereichen und nicht nur Sand in
die Augen des Publikums von seifen einer
ihre Geschäfte verfolgenden Partei bedeuten,
so muß sie wirklich von rechts und von
links — und vielleicht wichtiger noch von
„rechts" — alles umfassen, das Kunst macht.
Einstweilen muß es äußerst stutzig machen,
daß ein Mann wie Arthur Kampf, der gewiß
Grund hat für Freiheit der Kunst einzu-
treten, nachdem er an den so geheimen
Gründungsverhandlungen in Weimar teilge-

nommen hat, nicht sich imstande fühlte, da
mitzumachen.

Die arme „deutsche Kunst". Wo bleibt
sie dabei? Sie hat mit dem allem nichts
zu schaffen. Weder wird der Künstlerbund
imstande sein, irgend ein Talent in die Welt
zu setzen, noch wird die Genossenschaft
eines umbringen. Es ist alles nichts als
Gezänk, wie es unter Künstlern immer be-
standen hat, solange es welche gibt. — Zur
Zeit des Ribera wurde so etwas mit dem
Dolch abgemacht, heute mit Druckerschwärze.
Wohl wäre aber der deutschen Kunst gedient,
wenn aus beiden Lagern — von Richtungen
kann da gar keine Rede mehr sein — die
großen Talente, die es hüben und drüben
gibt, gemeinsam zum Sammeln bliesen. Ob
das Ding nun Künstlerbund oder Genossen-
schaft heißt, bleibt ganz gleich, Heil kann
aus ihm nur erwachsen, wenn der gehässige
Parteihader einmal aufhört und wir wirklich
wieder von der „Ganzen deutschen Kunst"
sprechen können, die allen dasselbe Höchste
ist, dem sie dienen.

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