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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Neue Kunstliteratur - Personal-Nachrichten
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-^=4^> NEUE KUNSTLITERATUR

NEUE KUNSTLITERATUR

Frey, Karl. M i ch e 1 agn i olo Buonarroti.
Sein Leben und seine Werke. Band I. Michelagniolos
Jugendjahre. Berlin,Verlag von Karl Curtius. M.20.—,
gebunden M. 23.—.

Ein Werk über Michelangelo zu schreiben, ist
eine der größten Aufgaben, die sich ein Kunst-
historiker stellen kann. Die Bücher von Justi und
Thode beweisen, wie stark gegenüber diesem Künstler,
den Burckhardt ein »großartiges Schicksal für die
Kunst« nannte, die Persönlichkeit des Autors, seine
Auffassung, sein Gefühl in Frage kommt. — Als
Hauptvorzug des Werkes von Frey ist hervorzuheben,
daß dem Verfasser strenge historische Sachlichkeit
vor allem als Führerin zu seinem Ergebnis jahr-
zehntelanger Arbeit diente. Der mitfolgende Band
»Quellen und Forschungen zu seiner Geschichte
und Kunst« ist dafür ein vollgültiger und wertvoller
Beweis. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständig-
keit, geht aber in der Anordnung dem Inhalt der
Kapitel des Textbandes parallel. Die Absonderung
der Urkunden scheint uns von vornherein als wich-
tiges Prinzip. Die eingehende kritische Würdigung
dieses reichen historischen Materials ist Angelegen-
heit der Michelangelo-Forschung. Doch in Freys
Buch kommt auch der zu seinem Rechte, der nach
einem treu und gewissenhaft gezeichneten Lebens-
bilde Michelangelos sucht. Die tönende Phrase, zu
der die gewaltige Persönlichkeit wohl leicht hin-
reißen mag, fehlt durchaus; es ist gut, gegenüber
dem überschwenglichen Ton die heilsame Weise
des einfachen Sehens und streng sachlicher Kritik
zu suchen. — Frey hat ein Buch geschrieben, das

durch seine Schlichtheit und Geradheit erfreut; die
kulturgeschichtlichen Kapitel sind lebensvoll und
gehaltreich, besonders das Florenz des jungen
Michelangelo zur Zeit des Lorenzo il Magnifico ist
glücklich geschildert. — Frey geht nicht weiter, als
die Urkunden es ihm gestatten, und seine Stellung-
nahme in den Streitfragen bleibt nicht unbegründet.
— Der erste Band führt uns bis zum Cinquecento,
der Zeit der Vollendung der Pietä, die ganze Anlage
des Werkes geht also auf eine umfassende Dar-
stellung hinaus. — Wir wünschen Frey, was er mit
seiner achtunggebietenden Arbeit verdient hat, daß
es allen ein Führer zum Verständnis der Kunst des
großen Florentiners werde, die nach fördernder Er-
kenntnis seines Genius suchen. dh. Grossmann

Leh mann, W. L., Rudolf Koller. Neujahrsblatt
für 1908 der Züricher Kunstgesellschaft. Zürich,
Kommissionsverlag Fäsi & Beer.

Die Züricher Kunstgesellschaft trägt eine Dan-
kesschuld ab, indem sie ihr diesjähriges Neujahrs-
blatt einem der besten Söhne ihres Landes, Rudolf
Koller widmet. Lehmann ist in jungen Jahren mit
Koller bekannt geworden, er, der nun selbst zu den
berufensten und anerkanntesten schweizerischen
Künstlern und fähigsten Mitgliedern der Münchener
Secession gezählt wird, hat als junger Künstler viel-
leicht manche Anregung von dem älteren Meister
empfangen, er hat auch Kollers letztes Stück Künst-
lerlaufbahn miterlebt. Ein feines Verständnis für
den Künstler und Menschen hat ihm bei dieser
Biographie die Hand geführt und eine Schilderung
entstehen lassen, die uns trotz aller Kürze Koller
und sein Werk ungemein klar und plastisch, und

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