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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Kuzmány, Karl Michael: Die Jubiläumsausstellung im Wiener Künstlerhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0500
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-sr4^> DIE JUBILÄUMSAUSSTELLUNG IM WIENER KÜNSTLERHAUS <^ä^

HANS RATHAUSKY PORTRÄTBÜSTE F. G. WALDMÜLLERS

Jubiläumsausstellung im Wiener Künstlerhaus

bachs Wirken, das in Wien nicht so ganz spur-
los blieb, nicht verschwiegen, das hoheitliche
Wesen Führichs und das saftige des Kraft-
menschen Rahl mehr betont sehen. Die Aus-
wahl, allerdings auch von der Zugänglichkeit
der im Privatbesitz befindlichen Werke ab-
hängig, war eben nicht von Systematikern,
sondern von Künstlern vorgenommen worden,
die ihrem subjektiven Ermessen und dem Zeit-
geschmack zu huldigen geneigt sind. Dafür
kann man sich einem ausgiebigen Genuß der
Meister Alt-Wiens hingeben. Mit Sehnsucht
denkt man an ihren Kreis, da er uns jetzt in
schöner Geschlossenheit erscheint, unbeirrt,
ein wohlgerundeter Ausdruck der im Künst-
lerischen bloß langsam ausschwingenden Zeit
des Vormärz. Der Aufrührer war Ferdinand
Georg Waldaiüller, den die Modernen neuer-
lich auf den Schild heben, als den Entdecker
der Sonnenfreude, als einen die Farbe mutig
erobernden Vorkämpfer. Was ihm, dem aka-
demischen Lehrer, eine amtliche Maßregelung
eintrug, will uns wohlberechtigt dünken, denn

er hat es vermocht, Typen zu schaffen, wenn
er in den Wiener Vorstädten und auf dem
Lande apfelrund gesunde Figuren sich aufgriff.
Wie gut Waldmüller dabei zu individualisieren
verstand, zeigt sein vielköpfiges Familienporträt
(Abb. S. 459), das übrigens auch in der Be-
handlung des Kostümstofflichen sehr sorg-
fältig vorgeht. In den eleganten Kreisen der
Gesellschaft, die er bei einer „Schachpartie"
(Abb. S. 462) versammelt, bewegte sich J. Dan-
hauser mit Vorliebe, ein Sittenschilderer, wie
es für das Kleinbürgertum Peter FENDi(„Pfän-
dung"), weiter M. Ranftl, Franz Eybl und
Joh. Friedr. Treml waren, dessen „Ab-
schied des Rekruten" ein koloristisch leicht
hingesetztes, köstliches Stückchen ist. Den
Ruhm der Tiermalerei wahrte Friedrich
Gauermann, mit militärischem Einschlag
J. A. Strassgschwandtner, als Landschafter
waren Thomas Ender, mehr noch Franz
Steinfeld und später der heroische Stim-
mungen aufsuchende Albert Zimmermann
schulbildend. Und durch fast das ganzeJahr-

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