tur, woraus dann allerdings auch ergrei-
fende Bilder entstehen können, wie etwa
Looschens „Aus schwerer Zeit" (Abb.
S. 443), das viel stärker hier wirkt, als wenn
es bei den Kriegsbildern untergebracht wor-
den wäre. So setzt Claudius seine „Alt-
länderinnen" in einer Reihe nebeneinander
— man könnte an eine Analogie zu Hod-
lers Greisen denken —, Adele Finck
stellt ihre „Plaudernden Frauen" schon be-
wußter zu einem Farbenklang zusammen,
aber eine teppichartige Wirkung erreicht
P e r 1 m utte r (Budapest) in seiner Gruppe
ungarisch bunt gekleideter Frauen. Plontke
hat den Ehrgeiz, aus dem jahrhundertealten
Motiv der „Mutter mit dem Kinde" (Abb.
S. 438) eine Innerlichkeit herauszuholen, die
lediglich mit Wirkungen der bildenden Kunst
rechnet, mit einem Abstimmen auf einen
kühlroten Ton und einer ausdrucksvollen
Linie. Wie Sonnenlicht die Farben in freier
Atmosphäre verändert, schildert Müller-
Schoenefeld an Kindern oder Cucuel
in „Frauen im Walde" (Abb. S. 435), deren
aufreflektierte Kleider mit Sonnenkringeln
gut zusammengehen. Die eigentlich erfun-
denen Szenen sind kaum glücklich vertreten;
am interessantesten vielleicht noch Wiet-
hüchters „Prinzessin und Schweinehirt",
wo wenigstens eine Farbenstimmung aus
der Zusammenstellung verschiedener Rot
auf grünem Grund angestrebt wurde. Mül-
1 e r-M ü n s t e r s „Reigen des Todes" ist trotz
des offenbaren darauf verwendeten Studiums
als mißglückt zu bezeichnen, dagegen wirkt
Brandenburg in seinen „Drei Königen"
erfrischend durch eine originelle Fassung
des abgeleierten Themas. Unmöglich kann
man den Ehrentitel „Komposition" Bildern
zugestehen, die in eine charakteristische
Stellung des Modells einen Gedanken ge-
waltsam hineinzwängen,wie es etwa Fi gges
„Pierrots Erwachen" oder D ors chs „Gei-
ger" tut. Schon eher läßt man sich dann
eine gewisse Steigerung ins Monumentale
gefallen, die Hänsel in seinen beiden Ge-
stalten versucht.
Die letztgenannten Bilder müßte man ei-
gentlich als Bildnisse ansehen. An dieser
Gattung könnte man noch am ehesten die
Einwirkung der Kriegszeit feststellen, in-
sofern, als Offiziersuniformen recht zahl-
reich vertreten sind, fast durchweg in Feld-
grau. Sie sind aber überall verteilt, so daß
auch darin eine kluge Oekonomie zu sehen
ist, die alles Kriegsmäßige für die Sonder-
ausstellung vorbehält. Unter den Porträts
.kann man deutlich zwei Gruppen unter-
scheiden; die erste, die auf Repräsentanz
ausgeht, und die zweite, die das Intime
einer Erscheinung betont. Zu der ersten
gehören die großen Bildnisse von Vogel,
Pellar, dessen „Gräfin Limburg-Stirum"
eine etwas gewagte Profilstellung einnimmt,
Schulte im Hofe, der in einem Damen-
bildnis eine Probe brillanter Atlasmalerei
gibt, oder Adams, dessen Bildnis der Frau
von Seemann (Abb. S. 440) eine echt wiene-
rische Vornehmheit mit flotter Technik er-
reicht. Reusings Offiziersgruppenbild hat
etwas Schwächliches im Ton, was umso-
mehr verwundert, als sein mit den einfach-
sten Mitteln gezeichneter Mädchenkopf sehr
frisch wirkt; Pickardts Offiziersköpfe
haben schon im Farbenauftrag jenen Schneid,
der sich in ihrer Haltung äußert. Die an-
deren Bildnismaler versuchen dagegen die
menschliche Gestalt zum Ausgangspunkt
einer Problemlösung zu machen. So holt
Fritz Burger aus dem straff gezogenen
Umriß einen neuen Wert hervor, der seinen
früheren Bildnissen noch unbekannt war,
Heia Peters bringt dagegen den geblüm-
ten Hintergrund mit der Gestalt davor in
einen Zusammenklang (Abb. S. 439), ähnlich
hält es Julie Wolfthorn, die aus dem
lila Kleid ihrer Biedermeierdame die Skala
des Bildes ableitet. Noch bewußter und ein-
seitiger geht Carp in seinem Kopf auf die
farbigen Klänge ein, oder E. Loewenstein,
die vor grellsten Akkorden nicht zurück-
schreckt, um ihr Ziel zu erreichen.
Dem Bildnis ebenfalls ist der Ehrensaal
eingeräumt, in dem „Große Männer aus
großer Zeit", und zwar aus den letzten etwa
vierzig Jahren, dargestellt sind. Hier dürfte
das gegenständliche Interesse vorherrschen,
das sich an die Gestalten Bismarcks, Molt-
kes, Menzels, Mommsens usw. heftet; künst-
lerisch ist die Auslese nicht allzu groß,
wenn man von einigen vorzüglichen Len-
bachs absieht, die wieder einmal die über-
legene Stellung dieses Menschenkenners
unter den Porträtisten schlagend darlegen.
Die große Zeit hatte in Lenbach einen ihr
ebenbürtigen Schilderer gefunden, auch wenn
er sie nur in die beseelten Augen und Stir-
nen der großen Männer gebannt hätte. Einen
Ehrenplatz nehmen auch die Bilder der ge-
fallenen Mitglieder ein, die in einem Saal
zusammengefaßt gezeigt werden. Erschüt-
ternd wirken hier die beiden Karnevalsbil-
der von Courtois und der „Karneval" von
Lübbert, dessen Selbstbildnis einen lebens-
frohen, fast übermütigen Menschen darstellt.
Endlich sei der Sonderausstellung der Schwe-
436
fende Bilder entstehen können, wie etwa
Looschens „Aus schwerer Zeit" (Abb.
S. 443), das viel stärker hier wirkt, als wenn
es bei den Kriegsbildern untergebracht wor-
den wäre. So setzt Claudius seine „Alt-
länderinnen" in einer Reihe nebeneinander
— man könnte an eine Analogie zu Hod-
lers Greisen denken —, Adele Finck
stellt ihre „Plaudernden Frauen" schon be-
wußter zu einem Farbenklang zusammen,
aber eine teppichartige Wirkung erreicht
P e r 1 m utte r (Budapest) in seiner Gruppe
ungarisch bunt gekleideter Frauen. Plontke
hat den Ehrgeiz, aus dem jahrhundertealten
Motiv der „Mutter mit dem Kinde" (Abb.
S. 438) eine Innerlichkeit herauszuholen, die
lediglich mit Wirkungen der bildenden Kunst
rechnet, mit einem Abstimmen auf einen
kühlroten Ton und einer ausdrucksvollen
Linie. Wie Sonnenlicht die Farben in freier
Atmosphäre verändert, schildert Müller-
Schoenefeld an Kindern oder Cucuel
in „Frauen im Walde" (Abb. S. 435), deren
aufreflektierte Kleider mit Sonnenkringeln
gut zusammengehen. Die eigentlich erfun-
denen Szenen sind kaum glücklich vertreten;
am interessantesten vielleicht noch Wiet-
hüchters „Prinzessin und Schweinehirt",
wo wenigstens eine Farbenstimmung aus
der Zusammenstellung verschiedener Rot
auf grünem Grund angestrebt wurde. Mül-
1 e r-M ü n s t e r s „Reigen des Todes" ist trotz
des offenbaren darauf verwendeten Studiums
als mißglückt zu bezeichnen, dagegen wirkt
Brandenburg in seinen „Drei Königen"
erfrischend durch eine originelle Fassung
des abgeleierten Themas. Unmöglich kann
man den Ehrentitel „Komposition" Bildern
zugestehen, die in eine charakteristische
Stellung des Modells einen Gedanken ge-
waltsam hineinzwängen,wie es etwa Fi gges
„Pierrots Erwachen" oder D ors chs „Gei-
ger" tut. Schon eher läßt man sich dann
eine gewisse Steigerung ins Monumentale
gefallen, die Hänsel in seinen beiden Ge-
stalten versucht.
Die letztgenannten Bilder müßte man ei-
gentlich als Bildnisse ansehen. An dieser
Gattung könnte man noch am ehesten die
Einwirkung der Kriegszeit feststellen, in-
sofern, als Offiziersuniformen recht zahl-
reich vertreten sind, fast durchweg in Feld-
grau. Sie sind aber überall verteilt, so daß
auch darin eine kluge Oekonomie zu sehen
ist, die alles Kriegsmäßige für die Sonder-
ausstellung vorbehält. Unter den Porträts
.kann man deutlich zwei Gruppen unter-
scheiden; die erste, die auf Repräsentanz
ausgeht, und die zweite, die das Intime
einer Erscheinung betont. Zu der ersten
gehören die großen Bildnisse von Vogel,
Pellar, dessen „Gräfin Limburg-Stirum"
eine etwas gewagte Profilstellung einnimmt,
Schulte im Hofe, der in einem Damen-
bildnis eine Probe brillanter Atlasmalerei
gibt, oder Adams, dessen Bildnis der Frau
von Seemann (Abb. S. 440) eine echt wiene-
rische Vornehmheit mit flotter Technik er-
reicht. Reusings Offiziersgruppenbild hat
etwas Schwächliches im Ton, was umso-
mehr verwundert, als sein mit den einfach-
sten Mitteln gezeichneter Mädchenkopf sehr
frisch wirkt; Pickardts Offiziersköpfe
haben schon im Farbenauftrag jenen Schneid,
der sich in ihrer Haltung äußert. Die an-
deren Bildnismaler versuchen dagegen die
menschliche Gestalt zum Ausgangspunkt
einer Problemlösung zu machen. So holt
Fritz Burger aus dem straff gezogenen
Umriß einen neuen Wert hervor, der seinen
früheren Bildnissen noch unbekannt war,
Heia Peters bringt dagegen den geblüm-
ten Hintergrund mit der Gestalt davor in
einen Zusammenklang (Abb. S. 439), ähnlich
hält es Julie Wolfthorn, die aus dem
lila Kleid ihrer Biedermeierdame die Skala
des Bildes ableitet. Noch bewußter und ein-
seitiger geht Carp in seinem Kopf auf die
farbigen Klänge ein, oder E. Loewenstein,
die vor grellsten Akkorden nicht zurück-
schreckt, um ihr Ziel zu erreichen.
Dem Bildnis ebenfalls ist der Ehrensaal
eingeräumt, in dem „Große Männer aus
großer Zeit", und zwar aus den letzten etwa
vierzig Jahren, dargestellt sind. Hier dürfte
das gegenständliche Interesse vorherrschen,
das sich an die Gestalten Bismarcks, Molt-
kes, Menzels, Mommsens usw. heftet; künst-
lerisch ist die Auslese nicht allzu groß,
wenn man von einigen vorzüglichen Len-
bachs absieht, die wieder einmal die über-
legene Stellung dieses Menschenkenners
unter den Porträtisten schlagend darlegen.
Die große Zeit hatte in Lenbach einen ihr
ebenbürtigen Schilderer gefunden, auch wenn
er sie nur in die beseelten Augen und Stir-
nen der großen Männer gebannt hätte. Einen
Ehrenplatz nehmen auch die Bilder der ge-
fallenen Mitglieder ein, die in einem Saal
zusammengefaßt gezeigt werden. Erschüt-
ternd wirken hier die beiden Karnevalsbil-
der von Courtois und der „Karneval" von
Lübbert, dessen Selbstbildnis einen lebens-
frohen, fast übermütigen Menschen darstellt.
Endlich sei der Sonderausstellung der Schwe-
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