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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Erfahrungen beim beschleunigten Austrocknen neuer Wohnräume
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Preis-Ausschreiben
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Fischer, Armin: Japanischer Speisesaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0123
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Nr. 13.

Fachblatt für Zjnnen-Dekoration".

Leite 107.

enthaltenen Aetzkalkes im trockenen Zustande ungefähr 500 ^ Kohlen-
säure aufnimmt und dafür 240 ^ Wasser abgibt. Für denjenigen
aber, der ein neugebautes Haus bezieht und nach einiger Zeit die an-
fangs trockenen Räume feucht findet, wird es immerhin tröstlich sein,

zu erfahren, daß
es sich nur um einen
vorübergehenden
Uebelstand handelt,
dessen Beseitig-
ung sogar da-
durch beschleunigt
werden kann, daß
man die Gasflam-
men im geschlosse-
nen Raum einige
;Tage hindurch
brennen läßt. Eine

gewöhnliche Gas-
flamme erzeugt
stündlich etwa 100/
Kohlensäure, und
wenn man durch
Schließen derThü-
ren und Fenster
diese in dem Raume
zurückbehält, wird
^inan ebenfalls den
Mörtel bald mit
Kohlensäure ge-
sättigt haben.

Abbildung Nr. 53. Englischer Vfenschivm.

Für Handmalerei. Oben 2 Fassetten-Gläser als Füllung, in der
Mitte Amoretten ans dünnem Seidenstoff gemalt, rechts und links
ebenfalls Seidenstoff mir Muster im Styl Louis XVl.
Entwurf von Wilh. Behrens sen.

WvelS^Musfchveiövn.

Drrrmfladk. Behufs Gewinnung neuer Muster für Schnitzereien
in Elfenbein und verwandten Materialien, sowie für Holzbildhauerei,
auch in der Absicht, die Erfinder derartiger Muster in ihren Bestrebungen
zu unterstützen, läßt die „Großherzogl. Centralstelle für die Gewerbe rc.
in Darmstadt" ein Preisausschreiben ergehen. Bei den erstgengnnten
Schnitzereien handelt es sich hauptsächlich um kleinere, häufig gebrauchte
^und somit als Massenartikel herzustellende Gegenstände, als: Schmuck-
sachen, kleinere Gebrauchsgegeustände für das Wohnhaus, Nippsachen,
Stockknöpfe, verzierte Tabakspfeifen (namentlich fog. Bruyöre-Pfeifen),
Eigarrenspitzen und dergl., hinsichtlich der Holzbildhauerei um die bei
der Möbelfabrikation und der Ausschmückung der Wohnräume häufig
gebrauchten Sachen. Zur Auswahl vorgeschlagen sind: Sofa-Spiegel
(Rokoko); Büffetfüllung, etwa 28x85 am (Renaissance) und Lüster-
weibchen oder Handtuchhalter. Die Entwürfe, welche Originalentwürfe
sein sollen, sind zunächst durch Zeichnungen darzustellen. Zeichnungen,
welche von Modellen oder fertigen Gegenständen begleitet sind, werden
bei der Preisvertheilung vorzugsweise berücksichtigt. Zu Preisen sind
im Ganzen 500 Mark ausgesetzt. Zeichnungen und Modelle sind bis
zum 1. November 1890 an die genannte Stelle frankirt einzusenden.
Dieselben sind mit einem Motto zu bezeichnen, ein geschlossener mit
demselben Motto versehener Briefumschlag hat Namen und Wohnort
des Verfertigers zu enthalten.

-DaMnischrv «Wpeisesaal.

Von Armin Fischer.

rMI a man in letzter Zeit, besonders auch das illustrirte Fachblatt für „Jnnen-
Dekoration", sich viel mit japanischen Erzeugnissen für die Dekorations-Branche
beschäftigt hat, möchte ich mit diesem die Aufmerksamkeit der verehrten Leser auf
Etwas hinlenken, was die Beachtung im höchsten Grade verdient und ein Jnaugen-
scheinnehmen für Kenner, wie für Laien, sehr interessant ist) es ist dies der im ja-
panischen Styl gehaltene Speisesaal im „Hotel zum Prälaten" zu Düsseldorf; der-
selbe befindet sich auf der ersten Etage und hat 4 Fenster Front.

Ein eigenthümliches Gefühl erhält man beim Betreten dieses Saales, indem
die Zusammenstellung der Formen und Farben geradezu packend wirken.

Die Decke ist blau, himmelfarbig gemalt, darüber hin schlängeln sich Blumen-
gewinde; das Ganze ist dann vermittelst Bambusrohr in unquadratische Felder ab-

getheilt und soll dadurch den Karakter einer Laube gewinnen. Die Wirkung dieses
schön ausgeführten Gedankens wird leider durch die nicht für diesen Zweck geeignete
Zimmerhöhe etwas gedrückt.

Ringsum, an den Langseiten, ist eine Hohlkehle aus gelbgeblümtem Vitragen-
stoff gebildet, in der Mitte mit dunklen Stoffstreifen durchbrochen, während die
Querseiten in dunklen Shawls, unterbrochen mit Gelb, gebildet sind. Der Sockel
der Wand ist mit japanischen Matten bekleidet, als Abschluß oben ein Bambusstab.

Die Wände sind durch Anbringung von Bambusrohr in verschiedene Felder
getheilt, welch' letztere mit acht japanischen Seidenstickereien ausgesüllt sind; oder
es hängen lange, bestickte Seidenstreifen, oben und unten mit Holzstab versehen, an
den Wänden; überall sind Fächer und Schirme zur Wanddekoration benutzt; desgl.
Waffen, Säbel, Sperre, Lanzen rc. in manigfacher Weise an den Wänden gruppirt.
Sehr hübsch nimmt sich ein breiter Fächer aus, zwischen dessen Rippen je ein Pfeil
mit Federschaft hervorsteht.

In der Mitte der Decke ist ein japanischer Dekorationsschirm straff angezogen,
während rechts und links davon eine messingene Schabes-Lanze durch Gas ihr Licht
verbreitet. Die Fenster- und Thür-Dekorationen bestehen aus abgepaßten Shawls
(schmale orientalische Waare, nur 65 om breit), welche in den kuriosesten, effektvollsten
Aufgriffen ausgeführt sind; hier und da sind japanische Gesichter (Holzmasken),
Teufelsköpfe rc. mit zur Dekoration verwandt, aus deren Mundhöhle die Shwals
heraus zu fallen scheinen. Gleich rechts am Eingänge, gleichsam als Schildwache,
steht ein imitirter Japanese in Ritterrüstung.

Als effektvoll ist ein schräg in den Saal hineinstehend angebrachter Shawl,
welcher an einer langen Lanze aufgegriffen; es erleidet somit dieses ganze Bunte eine
hübsche Unterbrechung. Vor den Fenstern hängen Glasperlen-Vorhänge, mit einge-
setzten bunten Figuren, meistens Käuzchen.

Tische, Stühle und Bänke sind aus Bambusrohr gefertigt, wobei die Platten
der Tische mit japanischen Matten bezogen sind, während die Sitze und Rücklehnen
der Sitzmöbel mit Brüsse-
ler Teppich, dunkelgrüner
Grund mit buntemMuster,
ausgespannt sind. Die
Kleiderhalter sind aus
Lanzen und Spießen von
Bambusrohr hergestellt,
der Fußboden ist mit Li-
noleum, welches das ja-
panische Mattenmuster
trägt, belegt; einzelne
Wandschirme dienen noch
mit zur Ausschmückung
des Zimmers. Erwähn-
enswerth sind die pracht-
vollen Seidenstickereien,
mit den grotesken For-
men der japanischenThier-
und Pflanzenwelt bedeckt.

Das ganze ist das Produkt

Abbildung Nr. 5t. Wrntstuhl mrs Weder.

Ausgeführt von Albert Feucht in Stuttgart.

von etwas Neuem und nicht Alltäglichen. Dieser Salon, in seiner reinen Styl-Durch-
führung, kostbaren Anlage (über 10,000 Mk.) und dieser Größe ist bis jetzt lvohl
der einzigste auf dem Kontinent (nach Angabe des Besitzers, sowie von Reisenden
und Fachkcnnern); einen ziemlich ähnlichen, aber bedeutend kleineren japanischen
Salon besaß der verstorbene Kronprinz von Oesterreich, welcher denselben einst als
Geschenk erhielt. Die unteren Räume des Hotels sind ebenfalls gut dekorirt.
 
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