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Seder, Anton: Nähmaschinenstickerei
DOI Artikel:Vom Büchertisch
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6479#0135
Garnitur in spanischer Spitze. Fächer mit goldenem Netzwerk und farbiger Flachstickerei.
NäHMAS(T1iNeNsTICKEREI.
Von Direktor ProfesRor ANTON SEDER.
J3uf der Chicagoer Weltausstellung
1893 brachte die weltbekannte Nähma-
schinenfabrik von Singer Co. zum ersten-
mal eine umfangreiche Ausstellung von
Stickereien vor das Publikum, welche mit
der Nähmaschine hergestellt waren und
Welche zum Teil bewundert, von vielen
Seiten aber auch sehr geringschätzig ab-
geurteilt wurden.
Besonders von künstlerischer Seite
konnte man sich, bei aller Beachtung der
Leistungsfähigkeit der Maschine für diese
neue Technik nicht erwärmen, da sie der
Handstickerei gegenüber, bei aller Exacti-
tude der Ausführung einen reizlosen, har-
ten, gequälten Eindruck machte, der noch
schärfer hervortrat, weil der Glanz der
Seide fehlte, welcher bei der Handstickerei
eine so große Rolle spielt.
Man war sich darüber klar, dall diese
neue Art der Stickerei für Massenproduk-
tion jedenfalls Zukunft habe, daß sie aber
niemals imstande sein würde, die Hand-
stickerei in ihrem hohen künstlerischen
Reiz und in ihrer unendlichen Vielseitig-
keit zu erreichen. Auch darüber war
man sich klar, daß der längst bestehenden
Maschinenstickerei, wie sie in der Schweiz,
besonders im Kanton St. Gallen und Appen-
zell, betrieben wird, eine nicht zu unter-
schätzende Konkurrentin erwachsen sei.
Denn im Gegensatz zu dieser rein maschi-
nellen Technik müssen die auf der Näh-
maschine hergestellten Stickereien als
künstlerische Produkte bezeichnet werden;
denn die auf der Nähmaschine gestickten
Arbeiten setzen ein vollkommenes Vertraut-
sein mit der Technik der Handstickerei
voraus. Nur eine in diesen Techniken ge-
schulte Dame oder Berufsarbeiterin wird
erst nach längerer Übung imstande sein,
brauchbare Stickereien mit der Nähma-
schine herzustellen.
Hier ist es die leider unvermeidliche
Geschäft-Reklame, welche das Erlernen der
Stickereitechnik als kinderleicht ausposaunt
und den Käuferinnen solcher Maschinen
hinterher zu schweren Enttäuschungen
Anlaß gibt. Alle diese auf der Nähma-
schine gefertigten technischen und künst-
NäHMAS(T1iNeNsTICKEREI.
Von Direktor ProfesRor ANTON SEDER.
J3uf der Chicagoer Weltausstellung
1893 brachte die weltbekannte Nähma-
schinenfabrik von Singer Co. zum ersten-
mal eine umfangreiche Ausstellung von
Stickereien vor das Publikum, welche mit
der Nähmaschine hergestellt waren und
Welche zum Teil bewundert, von vielen
Seiten aber auch sehr geringschätzig ab-
geurteilt wurden.
Besonders von künstlerischer Seite
konnte man sich, bei aller Beachtung der
Leistungsfähigkeit der Maschine für diese
neue Technik nicht erwärmen, da sie der
Handstickerei gegenüber, bei aller Exacti-
tude der Ausführung einen reizlosen, har-
ten, gequälten Eindruck machte, der noch
schärfer hervortrat, weil der Glanz der
Seide fehlte, welcher bei der Handstickerei
eine so große Rolle spielt.
Man war sich darüber klar, dall diese
neue Art der Stickerei für Massenproduk-
tion jedenfalls Zukunft habe, daß sie aber
niemals imstande sein würde, die Hand-
stickerei in ihrem hohen künstlerischen
Reiz und in ihrer unendlichen Vielseitig-
keit zu erreichen. Auch darüber war
man sich klar, daß der längst bestehenden
Maschinenstickerei, wie sie in der Schweiz,
besonders im Kanton St. Gallen und Appen-
zell, betrieben wird, eine nicht zu unter-
schätzende Konkurrentin erwachsen sei.
Denn im Gegensatz zu dieser rein maschi-
nellen Technik müssen die auf der Näh-
maschine hergestellten Stickereien als
künstlerische Produkte bezeichnet werden;
denn die auf der Nähmaschine gestickten
Arbeiten setzen ein vollkommenes Vertraut-
sein mit der Technik der Handstickerei
voraus. Nur eine in diesen Techniken ge-
schulte Dame oder Berufsarbeiterin wird
erst nach längerer Übung imstande sein,
brauchbare Stickereien mit der Nähma-
schine herzustellen.
Hier ist es die leider unvermeidliche
Geschäft-Reklame, welche das Erlernen der
Stickereitechnik als kinderleicht ausposaunt
und den Käuferinnen solcher Maschinen
hinterher zu schweren Enttäuschungen
Anlaß gibt. Alle diese auf der Nähma-
schine gefertigten technischen und künst-