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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 4.1903-1904

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Volkstümliche Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6479#0071

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Volkstümliche museeN

Von Direktor Dr. LEHMANN in Altona.

€-in Museum kann im großen und
ganzen nur durch die Anschauung wirken,
nur dadurch, daß die Objekte gezeigt
Werden. Aber die Menschen sehen unend-
lich viel weniger, als man gewöhnlich
glaubt; das gilt nicht nur für die Kunst-
museen, es gilt im gleichen Maßstabe für
die naturhistorischen Museen. Gewiß ist
es ein unmöglich Ding, nachzurechnen,
wie viel der Kunstsinn eines Volkes,
einer städtischen Bevölkerung durch die
Errichtung eines Kunstgewerbemuseums
gewonnen hat — es ist zweifellos ein
Gewinn da, aber wenn man im großen
und ganzen die Besucher eines Kunst-
gewerbemuseums beobachtet, wie sie oft
gleichgültig an den kostbaren Holzskulp-
turen, den Silberarbeiten, Gobelins usw.
Vorbeigehen, so wird man sich oft fragen

1 Wir geben gerne diesem lehrreichen Auf-
satze Raum, der auch für das Elsassland wich-
''ge Vorschläge enthält, die sich vielleicht noch
besser durchführen lassen, wenn 'unser Kunst-
gewerbemuseum in andere Räume dereinst über-
siedeln kann. Die Red.

müssen, ob der Erfolg eines mit kostbaren
Schätzen angefüllten Museums wirklich
alle die aufgewandte Mühe lohnt, ob es
Zinsen trägt, die in einem Verhältnis
stehen zu dem gewaltigen Kapital, das
aufgewendet wurde? Die naturwissen-
schaftlichen Sammlungen sind gar nicht
viel günstiger gestellt. Allerdings bringt
ihnen das Volk von Mause aus ein
größeres Interesse entgegen, und doch
geht es an den mit ausgestopften Tieren,
mit Skeletten, mit Mineralien angefüllten
Sammlungsschränken mit verhältnismäßig
geringer Teilnahme vorüber, an Samm-
lungen in denen unter Umständen ein
einziges Stück große Summen gekostet hat.

Dagegen interessiert die Beobachtung
der Natur immer wieder den denkenden
Menschen. Der Spaziergänger gerät auf
einsamem Waldwege an einen Fuchsbau,
vor dem das Geheck sich spielend balgt.
Er bleibt ganz gewiß stehen. Hin inte-
ressiert zunächst dabei nicht die Gestalt
der einzelnen Tiere, nicht ihre Farbe,
nicht die täppischen Bewegungen, nicht
die Bauart der Höhle — die Einzelheiten
 
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