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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 6.1905-1906

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6481#0029
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Konkurrenzarbeiten aus der Goldschmiedeabteilung.

KLEINE MITTEILUNGEN

Führt Elsass-Lothringen die richtigen
Farben ? — Diese Frage, die auch für kunst-
gewerbliche Kreise aller Art eine gewisse
Wichtigkeit besitzt, schneidet Reichsfreiherr
von Müllenheim-Rechberg in den «He-
raldisch-genealogischen Blättern (I. Jahrgang,
Nr. n) an. Wir schälen die sachlichen
Momente aus der temperamentvollen Behand-
lung der Frage heraus und weisen nur auf
folgendes hin: Die Farben der alten Land-
grafschaft Unter-Elsaß sind rot-weiß, die der
alten Landgrafschaft Ober-Elsaß gelb-rot, die
■des Herzogtums Lothringen rot-gelb. Wollte
man die Landgrafschaften etc. ihre alten
Farben nicht einzeln führen lassen, so hätte
man für das Reichsland eine Fahne weiß-rot-
gelb kombinieren müssen, der man im weißen
Feld (im Obereck) den Adler einfügen konnte.
Dies geschah aber nicht. Im Gegenteil; am
29. Dez. 1891 wurde angeordnet: Das Wap-
penzeichen des Reichslandes sei der Reichs-
adler (mit schwebender Kaiserkrone), belegt
mit einem gespaltenem ßrustschilde, dessen
rechte Hälfte die herkömmlichen Wappen des
Ober- u. Unterelsaß und dessen linke Hälfte
das entsprechende Wappen von Lothringen
enthält. Die Blasonierung dieses Wappens
ergibt allerdings nun für das Reichsland die
Farben schwarz-weiß-rot. Von Müllenheim-
Rechberg meint nun, daß man sich der weiß-
roten oder rot-weißen Farben des Elsasses
wohl bewußt gewesen sei, gehe daraus hervor,
daß man dem 1895 neuformirten Meldereiter-
detachement des XV. Armeekorps, abweichend
von allen anderen, eine weiße Attila mit roten
Schnüren gegeben habe; anders könne diese
für deutsche Truppen höchst eigentümliche
Uniformierung kaum gedeutet werden. Der
Verfasser plaidiert leidenschaftlich für die

Konstruierung einer selbstständigen Lan-
desfahne : «Man schaffe also eine richtige
elsäl.iisch-lothringische Fahne, oder lasse jeden
flaggen, wie er will.»

Jean Jacques Henner 7. — Der kürzlich
in Paris verstorbene Meister war in Bernweiler
unweit von Beifort 1829 geboren. Seine Jugend
war hart. Tag für Tag mußte der junge
Bursche 8 Kilometer weit in die Schule nach
Altkirch laufen. Er kam dann für kurze Zeit
nach Paris zu Drolling und zu Piquot, aber
der Mal- und Zeichenunterricht mußte bald
Unterbrechung erfahren, weil der Künstler
erkrankte und auch seine Mutter seiner Pflege
bedurfte. Er verbrachte nun längere Zeit in
der Heimat, für 5 oder 10 Francs das Stück
Porträts malend, von denen sich noch ganze
Serien in Bernweiler, Altkirch und Mülhausen
finden. Aus einer Zeitungsnotiz, die ihm zu-
fällig in die Hände fiel, ersah er, daß ein
wenig talentierter Zögling Drollings den großen
Rompreis für Malerei erhalten habe, und er
schwur sich, daß auch er das Stipendium er-
ringen werde. Nach dem Tode seiner Mutter
kehrte er nach Paris zurück und erwarb in
der Klasse von Ingres mit dem Gemälde «Adam
und Eva finden den Leichnam Abels» im
Jahre i858 den Rompreis. Er malte seither
Heiligenbilder, akademisch-idyllische Szenen in
ländlicher Umgebung und viele Porträts. Und
alle seine Werke zeigen eine große Ver-
wandtschaft untereinander wegen der leuchten-
den Behandlung des menschlichen Körpers,
den der Künstler mit Vorliebe nackt hinein-
stellte in ein im Halbdunkel verschwimmendes
Milieu. Zu seinen berühmtesten Bildern ge-
hören eine «Susanne im Bade», die «Quelle»,
der «Barmherzige Samariter», die sich im
 
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