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Kissling, Hermann
Unsere Kirche, Gegenstand einer Kunstkunde — Stuttgart, 1967

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https://doi.org/10.11588/diglit.15010#0115
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nach der liturgischen Funktion: Predigerkirche, Ordenskirche, Wall-
fahrtskirche, Taufkirche und -kapeile, Grabkirche und -kapeile;
nach dem Standort: Stadtkirche, Dorfkirche, Friedhofkirche, Schloß-
kirche, Feldkapelle;

nach der Baugestalt: Basilika, Hallenkirche, Staffelhalle, Rund-
kirche, Zentralbau, Wandpfeilerkirche, Saalkirche, Chorturmkirche.

Die Kennzeichnung einer Kirche nach ihrer Baugestalt entführt
uns in die Begriffswelt der Kunstgeschichte. Noch mehr wird dies
bewußt, wenn wir Alterstypen reihen. Da wird man nicht umhin
können, von romanischen und gotischen, von Renaissance- und
Barockkirchen zu sprechen, von klassizistischen Kirchen, von sol-
chen des 19. Jahrhunderts und endlich von den Kirchenbauten der
Moderne. Nuancierungen in der Zeitstellung sind hier ebenso üb-
lich wie bei Datierungen eines Bildes oder einer Skulptur.

In dem Begriff »Dorfkirche«, der in diesem Buch öfters zu lesen
ist, erfahren wir nur, daß die Kirche einer Siedlung in Dorfgröße
zugehört. Mehr nicht. Weder Gestalt noch Alter, weder liturgische
Funktion, noch ihre kirchlich-hierarchische Stellung ist damit fixiert.
»Dorfkirche ist die kunstgeschichtliche und volkskundliche Bezeich-
nung für das Kultgebäude der dörflichen Gemeinde ... Entschei-
dend für die Begriffsbestimmung ist nicht der kirchliche Rang, son-
dern die Gestaltung aus dem Wesen dörflicher Lebensweise.'«

2 DER SAKRALE RAUM

Ein Versammlungsraum ist kein Kirchenraum, selbst wenn wir ihm
Schönheit, Repräsentation, ausgewogene Verhältnisse nicht abspre-
chen können. Die Einfühlung des Baumeisters, der die Aussage-
kraft der Formen und Farben meisterte, hat im Kirchengebäude die
Nützlichkeit des Raumes erhöht zur Spiritualität des Gotteshauses.

1 E. Bachmann, Stichwort Dorfkirche im Reallexikon zur deutschen
Kunstgeschichte, Band V, Spalte 245

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