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Kissling, Hermann
Unsere Kirche, Gegenstand einer Kunstkunde — Stuttgart, 1967

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https://doi.org/10.11588/diglit.15010#0123
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und Antlitz einer Architektur vom Baumaterial mitbestimmt wor-
den.

Das 19. Jahrhundert hat sich im Umgang mit dem Baumaterial
manchen Fehlgriff geleistet. Nicht nur, daß es etwa die Sichtflächen
der Sandsteinquader mit dem Steinhobel völlig glättete und damit
leblos machte. Damals entstanden auch im Neckarland mächtige
neuromanische Kirchen aus roten Backsteinen. Bis heute sind diese
wegen ihres nicht bodenständigen Materials im Ortsbild fremd ge-
blieben.

Rudolf Karnick hat den Lehrern der Grundschule deutlich ge-
sagt: »Redet um Sachen!« Auch vor älteren Schülern gilt diese
Mahnung. In ihr steckt die Aufforderung, nicht allgemein, sondern
konkret zu sprechen, nicht Wortwolken über die Köpfe segeln zu
lassen, sondern prägnante Beispiele hinzustellen, nicht in die Ab-
straktion zu flüchten, sondern mit dem anschaulichen Detail den
Unterricht zu würzen.

Der eine Lehrer zeigt einen Stein, der andere einen gestockten
Sandsteinquader; jener verweist auf die Mauer, dieser auf die süd-
liche Bruchsteinwand. Die ungleiche Benennung läßt mehr erkennen
als nur verschiedene Sachkenntnis. Die vorbildliche Ausdrucksweise
ist ein Stück Spracherziehung. Darüber hinaus, weil die Worte vor
Anschaubarem gesprochen sind, veranlassen oder nötigen sie zu
genauem Hinsehen. Je nach Unterrichtssituation steckt schon in der
wortsicheren Kennzeichnung ein Impuls.

Im Folgenden sind die beim Kirchenbau verwendeten Materia-
lien zusammengestellt. Ihre Auswahl, ihre Gruppierung und man-
cherlei Hinweise wollen das schulische Anliegen erkennen lassen.

Die wichtigsten Baustoffe sind rasch genannt: Stein, Holz, Metall,
Glas. Im Bauwesen werden die Steine in Natursteine, gebrannte
Steine und Kunststeine aufgeteilt. Von den Natursteinen sind vor-
zugsweise für den Bau gebrochen worden: Sandsteine, Kalksteine
(wozu der Marmor zählt), Tuffsteine und andere tertiäre Gesteine,
Hartsteine (Granite, Gneise). Unter den gebrannten Steinen ver-
steht man die Ziegel, also Mauerziegel, auch Backstein genannt,
Dachziegel und Ziegelplatten. Kunststeine werden aus gegossener
und gestampfter Steinmasse geformt. Dessen Grundstoff ist Zement-

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