DIE
BERLINER FÄCHERAUSSTELLUNG
VON
FELIX POPPENBERG
Erlesene kulturelle Reize bietet die Fächeraus-
stellung in den Salons von Friedmann & Weber.
In einer Inscenierung voll Geschmack, in einer
Umgebung, die ohne Stilpedanterie den verschie-
denen Gruppen eine gewisse Zeitatmosphäre giebt,
ruhen in Vitrinen Fächer vergangener Jahrhunderte,
heroische und pastorale Liebestrophäen, von denen
ein Echo du temps passe uns anweht, ein Erinne-
rungshauch verblasster Zärtlichkeiten, und Fächer
unsrer Tage, unberührt noch und ingenuehaft, von
Künstlerhand aus neuem Geist gebildet. Die retro-
spektive Abteilung, die nur kurz gestreift werden
kann, gewährt mit ihrer Kollektion aus Privat-
besitz ein konzentriertes und vielseitiges Bild von
der schillernden Fächerverwandlung der Epochen.
Wechselnde Physiognomien ziehen, associationen-
weckend — vor allem denkt man an die poe'sie
fugitive des Porzellans — vorüber. Alle Dekore des
achtzehnten Jahrhunderts erscheinen im Spiegelbild
des gemalten oder gestochenen Fächerblattes: olym-
pische, schäferliche, biblische Staffage; Allegorien
und Triumphe; Haupt- und Staatsaktion der
Toilette; Festintermezzi und musikalische Gruppen;
gegen Ausgang des Jahrhunderts dann Wedgewood-
Elegie und Epigrammatik, Chinoiserien und andere
Exotik; Motive empfindsamer Reisen, italienische
Veduten, Wertherscenen; auch ein Beispiel jener
französischen Aktualitäts- und Extrablattfächer, die
in der Revolutionszeit und im Direktoire alle Sen-
sationen der Zeit geschäftig auf ihren leichten
Flügel nahmen; dies Beispiel ist ein Assignaten-
fächer aus bunt durcheinandergeschobenen Schatz-
anweisungen „auf die Nationalgüter".
Fesselnde Studien angewandter Kunst lassen
171
BERLINER FÄCHERAUSSTELLUNG
VON
FELIX POPPENBERG
Erlesene kulturelle Reize bietet die Fächeraus-
stellung in den Salons von Friedmann & Weber.
In einer Inscenierung voll Geschmack, in einer
Umgebung, die ohne Stilpedanterie den verschie-
denen Gruppen eine gewisse Zeitatmosphäre giebt,
ruhen in Vitrinen Fächer vergangener Jahrhunderte,
heroische und pastorale Liebestrophäen, von denen
ein Echo du temps passe uns anweht, ein Erinne-
rungshauch verblasster Zärtlichkeiten, und Fächer
unsrer Tage, unberührt noch und ingenuehaft, von
Künstlerhand aus neuem Geist gebildet. Die retro-
spektive Abteilung, die nur kurz gestreift werden
kann, gewährt mit ihrer Kollektion aus Privat-
besitz ein konzentriertes und vielseitiges Bild von
der schillernden Fächerverwandlung der Epochen.
Wechselnde Physiognomien ziehen, associationen-
weckend — vor allem denkt man an die poe'sie
fugitive des Porzellans — vorüber. Alle Dekore des
achtzehnten Jahrhunderts erscheinen im Spiegelbild
des gemalten oder gestochenen Fächerblattes: olym-
pische, schäferliche, biblische Staffage; Allegorien
und Triumphe; Haupt- und Staatsaktion der
Toilette; Festintermezzi und musikalische Gruppen;
gegen Ausgang des Jahrhunderts dann Wedgewood-
Elegie und Epigrammatik, Chinoiserien und andere
Exotik; Motive empfindsamer Reisen, italienische
Veduten, Wertherscenen; auch ein Beispiel jener
französischen Aktualitäts- und Extrablattfächer, die
in der Revolutionszeit und im Direktoire alle Sen-
sationen der Zeit geschäftig auf ihren leichten
Flügel nahmen; dies Beispiel ist ein Assignaten-
fächer aus bunt durcheinandergeschobenen Schatz-
anweisungen „auf die Nationalgüter".
Fesselnde Studien angewandter Kunst lassen
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