CARL BUCHHOLZ
VON
HANS ROSENHAGEN
ein! ein Bahnbrecher war er nicht in Deutschland auszubreiten begann, als die Bilder
und noch weniger ein Revolutio- der Schleich und Lier, der Zimmermann und
när: dieser arme thüringische Maler, Brendel den uneingeschränkten Beifall des kunst-
der mit vierzig Jahren freiwillig aus freundlichen Publikums fanden. Ausserdem hat es
dem Leben schied, und dessen reicher ihm in Weimar keineswegs an Gelegenheit gefehlt,
künstlerischer Nachlass beim Verkauf im weima- sich von Denen belehren zu lassen, die auch die
rischen Museum kaum 1700 Mark brachte. Er Lehrer der Maler von Barbizon gewesen sind: von
war nur ein feines und sehr persönliches Talent, den alten holländischen Landschaftern. Auf jeden
das in stiller Andacht, nicht in starker leiden- Fall hatte ihm die Natur die Mittel in die Wiege
schaftlicher Erregung seine Werke schuf und durch gelegt, ein Original zu werden; und wenn er von
die Solidität und Ausführlichkeit seiner Arbeiten diesen Mitteln auch nicht übermässig Gebrauch
mehr an die behaglichen Holländer des 17. Jahr- gemacht hat, so lässt sich seiner Kunst ein be-
hunderts als an die unruhigen und stürmischen sonderer Charakter doch nicht abstreiten. Im
Söhne des 19. Säkulums erinnert. Und dennoch: persönlichen Ausdruck sind die Bilder von Buchholz
man wird bei Betrachtung der Landschaften von sogar denen manches berühmteren Nachfolgers der
Carl Buchholz nicht versucht sein, diesen Maler Fontainebleauer überlegen. Vielleicht aber war
einer andern Zeit zuzuzählen. Der Einfluss der gerade dieses Persönliche der Grund, dass sie den
Fontainebleauer, besonders die Einwirkung von Beifall des Publikums nicht fanden, vorauf sie un-
Diaz und Daubigny, ist unverkennbar; und da- zweifelhaft Anspruch gehabt hätten,
neben eine gewisse Nervosität, die früheren Eine scheue, in sich verschlossene Natur, hasste
Jahrhunderten fremd war. Aber man thut Buch- Buchholz alles Laute und Aufdringliche, jeden
holz Unrecht, wenn man ihn für einen Nach- derben Reiz und starken Effekt. Er war zu zart,
ahmer der französischen Vorbilder erklärt. Er zu leise, zu fein für die Menschen, die gepackt zu
wuchs als Künstler eben in den Jahren heran, werden wünschen, wenn sie bewundern sollen. Er
da die malerische Kultur der Fontainebleauer sich malte die Umgebung Weimars, schlichte, ruhige
z8j
VON
HANS ROSENHAGEN
ein! ein Bahnbrecher war er nicht in Deutschland auszubreiten begann, als die Bilder
und noch weniger ein Revolutio- der Schleich und Lier, der Zimmermann und
när: dieser arme thüringische Maler, Brendel den uneingeschränkten Beifall des kunst-
der mit vierzig Jahren freiwillig aus freundlichen Publikums fanden. Ausserdem hat es
dem Leben schied, und dessen reicher ihm in Weimar keineswegs an Gelegenheit gefehlt,
künstlerischer Nachlass beim Verkauf im weima- sich von Denen belehren zu lassen, die auch die
rischen Museum kaum 1700 Mark brachte. Er Lehrer der Maler von Barbizon gewesen sind: von
war nur ein feines und sehr persönliches Talent, den alten holländischen Landschaftern. Auf jeden
das in stiller Andacht, nicht in starker leiden- Fall hatte ihm die Natur die Mittel in die Wiege
schaftlicher Erregung seine Werke schuf und durch gelegt, ein Original zu werden; und wenn er von
die Solidität und Ausführlichkeit seiner Arbeiten diesen Mitteln auch nicht übermässig Gebrauch
mehr an die behaglichen Holländer des 17. Jahr- gemacht hat, so lässt sich seiner Kunst ein be-
hunderts als an die unruhigen und stürmischen sonderer Charakter doch nicht abstreiten. Im
Söhne des 19. Säkulums erinnert. Und dennoch: persönlichen Ausdruck sind die Bilder von Buchholz
man wird bei Betrachtung der Landschaften von sogar denen manches berühmteren Nachfolgers der
Carl Buchholz nicht versucht sein, diesen Maler Fontainebleauer überlegen. Vielleicht aber war
einer andern Zeit zuzuzählen. Der Einfluss der gerade dieses Persönliche der Grund, dass sie den
Fontainebleauer, besonders die Einwirkung von Beifall des Publikums nicht fanden, vorauf sie un-
Diaz und Daubigny, ist unverkennbar; und da- zweifelhaft Anspruch gehabt hätten,
neben eine gewisse Nervosität, die früheren Eine scheue, in sich verschlossene Natur, hasste
Jahrhunderten fremd war. Aber man thut Buch- Buchholz alles Laute und Aufdringliche, jeden
holz Unrecht, wenn man ihn für einen Nach- derben Reiz und starken Effekt. Er war zu zart,
ahmer der französischen Vorbilder erklärt. Er zu leise, zu fein für die Menschen, die gepackt zu
wuchs als Künstler eben in den Jahren heran, werden wünschen, wenn sie bewundern sollen. Er
da die malerische Kultur der Fontainebleauer sich malte die Umgebung Weimars, schlichte, ruhige
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