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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 5.1907

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Heft 7
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Meier-Graefe, Julius: Neue Antiken in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.4704#0303

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ich auf der Bank zu tun hatte, und der Übergang
von der Stimmung zwischen geschäftigen Menschen
mit all dem Trara des Wesens einer grossen Bank
zu der Stille in diesem Marmor gehört zu den un-
wahrscheinlichsten Erlebnissen. Man hat die Statue
auf einem Besitztum der Bank in Rom gefunden,
fast vollkommen intakt. Es fehlen die Finger der
einen Hand und ein Stück einer Zehe; die Nase
ist ein wenig an der Spitze abgerieben. Auch diese
geringen Schäden dürften erst jetzt entstanden sein,
wenigstens sehen die Bruchflächen frisch aus. Die
Finger der lädierten Hand liegen daneben. Die
Statue gehört zum Niobiden-Zyklus, hat aber mit
den schlechten Florenzer Gruppen nur den Namen

gemein. Sie ist viel älteren Datums und nähert sich
dem Typus, der in der vortrefflichen Niobide der
Sammlung Jacobsen in Kopenhagen erhalten ist. Von
dem Reiz der reich bewegten Figur, die sich weit von
der ernsten Eindringlichkeit Myrons entfernt, geben
die Abbildungen nur einen vagen Begriff. Der
Marmor ist von schönster Patina, die Behandlung
so einfach und ganz von der Empfindung gezaubert,
dass man mit Sicherheit an ein griechisches Original
glauben darf Die weise Bestimmung des Staates,
dass Werke solchen Grades nicht ausgeführt werden
dürfen, veranlasst vielleicht die Bank, aus der Not
eine Tugend zu machen und die Statue dem Museo
Nazionale zu schenken.
 
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