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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 5.1907

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Heft 9
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Graf, Robert: Briefe von Hans von Marées, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4704#0388
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I diu voli tengiino sempre una buonissima memoria
speciahnento quando s'incontrano ton angelt:
anebe che siamo angelt di giorno a giorno.

I.

Neapel, iS. Juli iSyj.
... — Sie müssten eigentlich wissen, dass ich
Versprechen selten halte, mich aber hie und da bemühe,
mehr zu leisten, als ich verspreche. Bei einer gewissen
Fähigkeit, mich in die Lage Anderer hineinzudenken,
ist es ein Zug meines guten Herzens, dass ich Ihnen
bisher nicht wissentlich Langweile bereitet habe. Doch
kein Mensch entgeht seinem Schicksale und selbst Sie
nicht. So hören Sie denn! Die erste Bedingung, um
in einer Kunst etwas Gutes zu leisten, ist der Takt.
Hier stehe ich nun schon da wie Faust. Denn um zu
erklären und deutlich zu machen, was ich damit meine,
müsste ich schriftlich viele, viele Seiten ausfüllen, wo-
bei dann allerdings sich auch herausstellen würde, dass
eben dieser Takt die erste und auch die letzte Bedingung
zu allem künstlerischen Treiben in sich schliesst. Ist
man sich nahe, so bieten sich tausend Gelegenheiten
dar, die Einem den Ausdruck der eigenen Gesinnung
und Meinung erleichtern; und auch wenn man lange
zusammengelebt, kann Einer dem Andern mit wenig
Worten viel sagen, doch so auf Distanze zu wirken,
befällt mich doch bei meiner mangelhaften Ausdrucks-
weise eine gewisse Furcht, missverstanden zu werden.
Und zumal bei einer Kunst, die Dinge sagen soll, für
die keine Worte gemacht sind. Bei der grössten
Achtung für Ihre Auffassungskraft. Indessen er-
scheint es mir ganz richtig, dass Sie jetzt ein Stilleben
malen. Ich mache Sie piecola pittrice (verzeihen Sie
diese Interjection) darauf aufmerksam, dass Sie dabei
niemals einen Gegenstand für sich betrachten, sondern
stets beobachten, wie sich derselbe zu seiner Umgebung

verhält, sei es nun in seiner Begrenzung, d. h. Form,
oder auch in der Farbe. Wenn Sie sich das zur Ge-
wohnheit machen, so werden Sie bald dahinter kommen,
dass man rund malen kann ohne zu modellieren. Unser
Auge nimmt zunächst in der Natur nur verschieden
begrenzte und gefärbte Flecken wahr und nur unsere
Erfahrung und unser Wissen lassen uns auch die
ganzen Gegenstände erkennen. Schon die blosse naive
Nachahmung dieser Flecken bringt stets eine gewisse
Täuschimg hervor. Davon würde ich an Ihrer Stelle
ausgehen, weil Sie auf diese Weise zuerst dazu kommen,
die Mittel, mit denen man nachahmt, zu beherrschen.
Ganz falsch ist es, sich die Manier, die Handgriffe
eines Andern anzugewöhnen, weil man sich damit einen
Block zwischen die Augen und die Natur, der besten
Meisterin setzt. Es versteht sich ganz von selbst,
dass auf diese Weise kein erschöpfendes Bild gemalt
wird, doch wollen wir heute bei diesem Punkte stehen
bleiben, weil sich dann nach und nach aus diesem rohen
Block etwas Feines herausmeisseln lässt. '~'Es kommt
auch darauf an, oh Sie an das, was ich sage, glauben
können: das ist eine conditio sine qua non. Also denn
nach dem italienischen Sprichwort chi va piano arrha
sano, wer langsam geht, erreicht sein Ziel gesund.
Wenn Sie sich auch mit Blumen befassen möchten, so
würden Sie um so mehr himmlische Kränze durchs ir-
dische Leben flechten und weben. Doch ich bin des
trocknen Tones nun endlich satt, mächt einmal wieder
den Teufel spielen. Nein, haben Sie keine Angst, die
Hitze, wenn auch Teufelselement, macht mich dazu
unfähig. Ich fühle mich ganz Mareesel. Freuen Sie
sich, dass Sie Gebirgsluft athmen können. — Um der
Hitze einer Nacht zu entgehen, kam ich neulich auf
den Einfall, um Mitternacht auf einem kleinen Kahne
nach Sorrent zu fahren, doch da machte ich die Erfah-
 
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