Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Kunstausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0133
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
WILLY JAECKEL, FRAUENBILDNIS

AUSGESTELLT IN DER BERLINER SEZESSION

deutschen und den Manieristen. Die Anregung wird dann
sensationell gesteigert. Wollheim geht mit großer Sicherheit
auf einem Weg dahin, der sicher nicht der richtige ist.

In der Galerie J. Caspar traf mit den Chodowiecki-Aus-
stellungen eine Darstellung des graphischen Werkes Max
Liebermanns hübsch zusammen. Die ältesten Blätter Lieber-
manns sind nun schon vierzig Jahre alt, sie sind also bereits
historisch geworden. Sie sind dadurch nur um so lebendiger
geworden.

Neue und alte Bilder Lesser Urys wurden in der Kunst-
kammer (Martin Wasservogel) gezeigt. Die Ansichten aus
London zwingen den Betrachter, an Monet zu denken. Zum
Nachteil Urys. In der Anlage dieses Talentes ist ein Zug,
der zum Meisterhaften drängt. Doch stellen sich der Rea-
lisation in jedem Fall Hindernisse innerlicher Art entgegen.
Die klecksige, etwas schrille Malweise hinterläßt einen pein-
lichen Eindruck, der seltsam mit einer Empfindung von Wert-
schätzung streitet.

Bei Paul Cassirer stellte L. E. Kirchner viele neue Bilder
aus. Er zwang damit von neuem zur Anerkennung seines
Geschmacks und seiner merkwürdigen Fähigkeiten, mit einem
Nichts an Mitteln ein Menschengesicht ähnlich, eine Bewe-
gung lebendig, eine Gruppen wir kung eindringlich zu machen;
je ruhiger er aber sein will, je mehr er neuerdings fertig
malt, um so deutlicher zeigt sich auch das Akademische und
nur Dekorative in seinem Talent. Eine Begabung von Wuchs,
der jedoch der Eigenwuchs nie genügt hat. Auch hier nur
ein Achtungserfolg.

In der Galerie Neumann-Nierendorf stellte sich Lomnitzer
als ein begabter Maler vor, dessen Neigung zum Dekorativen

von einem beachtenswerten Naturgefühl in Schranken ge-
halten wird. Zum 60. Geburtstage Kandinskys war sodann
eine umfassende Ausstellung gerüstet worden. Man kann
einer so unbeirrbaren Konsequenz den Respekt nicht ver-
sagen. Das Kunstgefühl aber, das irgendwie erregt werden
will, und sei es nur von Seiten der Geschmacklichen, kam auch
in dieser sorgfältig gemachten Ausstellung wieder zu kurz.

Einen besonderen Hinweis verdienen Bühnenbilder, die
Emil Preetorius für die Eurvanthe-Aufführung der Städti-
schen Oper gemacht hat. Die Bühne kann sich dieser Er-
werbung durchaus freuen. Er ist klug, arbeitet mit Geist
und Geschmack, fühlt sich in das Wesen der Bühnenwerke
ein und weiß, während er malerisch reizvolle Bilder gibt,
das Ganze zu ordnen. Szenerie und Kostüm gehen ausge-
zeichnet zusammen, und da der Maler mit dem Regisseur
und mit dem Kapellmeister (Bruno Walter) vortrefflich zu-
sammenarbeitet, so dient und herrscht er zugleich in einer
vorbildlichen Weise. Würde Preetorius noch eine leise Trok-
kenheit und Süßigkeit der Farben (und des Lichts) vermeiden,
so könnte man in ihm einen legitimen Nachfolger des Deko-
rationenmalers und Dekorationenarchitekten Schinkel erhoffen.

K. Seil.

Die bei Flatow & Priemer ausgestellten Ofen, wovon zwei
Beispiele abgebildet sind, stammen zum größten Teil aus
alten Patrizierhäusern im südlichen Schwarzwald. Aus wel-
chen Manufakturen oder Töpfereien die verschiedenen Ofen
kommen, läßt sich schwer sagen. Immerhin läßt sich bei
den meisten Stücken der Einfluß der berühmten Schweizer
und Badischen Töpfereien feststellen.

GEORG KARS, MÄDCHEN MIT PAPAGEI

AUSGESTELLT IN DER BERLINER SEZESSION

IO9
 
Annotationen